Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0677 - Yaga, die Hexe

0677 - Yaga, die Hexe

Titel: 0677 - Yaga, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
»Verzeiht, Herrin«, stieß Yaga hervor, verneigte sich unterwürfig und verwünschte sich selbst dafür; hatte sie es nötig, vor einem anderen Lebewesen kniefällig zu werden?
    »Ah, du kommst mir gerade recht«, sagte die Herzogin - oder wie auch immer ihre Position in dieser Burg, diesem Haushalt sein mochte. Ganz blickte auch Yaga da noch nicht durch. Diese edle, aber dennoch seltsam schlicht gekleidete Dame mit dem vielen Schmuck war offensichtlich mit dem Herzog eheliph verbunden, aber niemand vom Personal sprach von ihr tatsächlich als der Herzogin. Was das bedeutete, war ihr noch unklar; sie hatte allerdings auch noch niemanden danach gefragt, um keinen Verdacht zu erregen, sie sei etwas anderes als ein armes Mädchen, das heilfroh sein konnte, in der Burg Arbeit gefunden zu haben - und als Dienstmagd standen ihr, auf der untersten Sprosse der Rangleiter, neugierige Fragen auch überhaupt nicht zu.
    »Komm mit«, befahl die Herzogin. »Du hast geschickte Finger. Du wirst mir helfen, mein Korsett zu schnüren und meine Haare zu kämmen. Sofort und ab jetzt immer.«
    »Selbstverständlich, Herrin«, erwiderte die Hexe und verneigte sich widerwillig.
    So wurde Baba Yaga die Kammerzofin der herzoglichen Gemahlin.
    ***
    Zur Nacht, als Yaga der dunkelhaarigen Frau beim Umkleiden half, polterte der Herzog ins Schlafgemach, in welchem die Herzogsgattin einen Moment lang fast völlig nackt stand. Yaga wollte sich diskret zurückziehen, aber der Herzog streckte befehlend die Hand aus. »Du bleibst hier«, ordnete er an.
    Er trat zu seiner Frau, zog sie an sich und küßte sie. »Eure neue Zofe, teuerste Gemahlin?« grinste er und deutete auf die Hexe.
    Die Dunkelhaarige nickte. »Wollt Ihr sie haben, geschätzter Gatte?«
    »Ich spiele mit diesem erbaulichen Gedanken«, erwiderte der massige Hüne. Er versetzte der Dunkelhaarigen einen Klaps und sah die Zofe an. »Sie soll sich ausziehen, schnell.«
    Yaga starrte ihn durchdringend an und rührte sich nicht.
    Der Herzog runzelte die Stirn. »Taub scheint sie zu sein. Sie soll sich sputen. Ich will sehen, was mir angeboten wird, und das schnell!«
    »Ich bin keine Hure - mit Verlaub, mein Herzog«, sagte Yaga mit nur mühsam unterdrücktem Ärger. Der massige Mann löste recht zwiespältige Gefühle in ihr aus. Einerseits wollte sie sich von ihm ebensowenig herumkommandieren und erniedrigen lassen wie von den russischen Fürsten und Großfürsten ihrer Zeit, und der Herzog mit seiner Körperfülle schien ihr nicht gerade einer der sieben geeignetsten Liebhaber zu sein. Andererseits hatte er etwas an sich, das sie reizte - den Geruch der Macht. Wenn sie sich mit ihm einließ, konnte sie ihrem Ziel vielleicht ein gehöriges Stück näherkommen.
    »Es ist mir ziemlich egal, was du bist«, wandte der Herzog sich direkt an sie. »Aber ich bin es gewohnt, daß man mir gehorcht. Das heißt für dich: Runter mit der Kleidung oder runter mit dem Kopf. Verstanden?«
    Und wie sie ihn verstand, diesen überheblichen Lumpenhund!
    Aber es war nicht gut, sich gegen ihn zu stellen. Vielleicht konnte er ihr einen Hinweis auf die Puppenspielerin geben. Im Bett wurden Männer für gewöhnlich redselig…
    Also ließ sie ihre Kleidung fallen.
    Der Herzog verschlang sie förmlich mit seinen Blicken. »Sie ist ungewöhnlich reizvoll, findet Ihr nicht, meine Teure?« wandte er sich an seine Gefährtin.
    »In der Tat, mein Teuerster«, erwiderte die Dunkelhaarige. »Ich bin jetzt nicht mehr sicher, ob ich sie Euch wirklich überlassen sollte, mein Gemahl. Sie sieht danach aus, als könnte sie mir weit mehr Freude bescheiden, als es jeder Mann vermag.«
    Der Herzog grinste. »Welch Verschwendung«, spöttelte er. »Ich nehme sie als Euer Geschenk für diese Nacht.«
    Herrisch winkte er der Hexe zu. Sie hatte ihm zu folgen, unverzüglich und so nackt, wie sie jetzt war. Der Herzog verließ das Gemach seiner angetrauten Gespielin und suchte seine eigenen Räumlichkeiten auf. Yaga folgte ihm und fand es seltsam erregend, völlig unbekleidet durch die Burg zu gehen; der Gedanke daran, daß jeden Moment jemand erscheinen konnte, der sie so sah, faszinierte sie. Als noch faszinierender allerdings empfand sie, daß des Herzogs Gattin so einfach akzeptierte, daß er sich mit anderen Frauen vergnügte.
    Yaga hätte das so nicht hingenommen. Sie hätte ihn umgebracht.
    Als sie den Raum betrat, den der Herzog für ihr Zusammensein vorbereitet hatte, staunte sie. Ein - wenn auch durchsichtiges - Gewand

Weitere Kostenlose Bücher