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0677 - Yaga, die Hexe

0677 - Yaga, die Hexe

Titel: 0677 - Yaga, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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diese seltsame Frau auftauchte und behauptete - ich zitiere wörtlich: ›Ich wußte schon immer, daß du eines Tages vor mir knien würdest‹.«
    »Sie scheint uns verdammt gut zu kennen. Aber woher? Wir kennen sie nicht - oder hast du irgendeinen vagen Eindruck?«
    Nicole schnipste mit den Fingern. »Blödsinn, klar - aber da wir in Merlins Auftrag hier sind und verhindern sollen, daß Baba Yaga einen gewissen Wandteppich einer gewissen Puppenspielerin in die Hand bekommt, frage ich dich jetzt, was du von meinem Verdacht hältst.«
    »Hättest du dann die Freundlichkeit, diesen Verdacht auch in Worte zu kleiden?«
    »Lieber würde ich mich in vernünftige Klamotten, kleiden als in diesen unmodischen Mottenfraß«, gab sie zurück. »Pardon - ich meinte, daß diese Frau vielleicht Baba Yaga sein könnte!«
    »Dafür ist sie doch viel zu jung«, widersprach Zamorra. »Vielleicht handelt es sich um die Puppenspielerin.«
    »Woher sollte sie uns kennen?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wir befinden uns wieder mal auf einer Zeitreise«, gab er zu bedenken. »Vielleicht hängt es damit zusammen. In dieser Hinsicht haben wir ja schon öfters Überraschungen erlebt und hatten es mit alten Bekannten zu tun, die zwar uns von früheren Begegnungen her kannten, wir sie aber nicht.«
    »Dennoch hege ich Bedenken, was diesen Aspekt angeht«, sagte Nicole. »Aber wie auch immer - dieser Dienstmagd traue ich nur so weit, wie ich sie werfen kann.«
    Zamorra grinste. »Was ist deine Bestmarke?«
    Sie verdrehte die Augen. »Kannst du mal ein bißchen ernst bleiben?«
    »Dann packt mich gleich wieder der Frust«, seufzte er. »Aber wir sollten unsere Suche allmählich forcieren, sonst kommen wir nie mehr weiter und bleiben für alle Zeiten hier blockiert. Außerdem habe ich keine Lust, mich jeden Tag mit irgendwelchem Gesinde-Gesindel herumprügeln zu müssen. Also uns weniger schikanieren lassen und weniger dienen, sondern einfach mehr loslegen.«
    »Das wird«, stellte Nicole spöttisch klar, »den Herrschaften nicht besonders gefallen.«
    »Ich lasse es darauf ankommen«, sagte Zamorra. »Solange wir uns nur ducken, kommen wir nicht voran. Merlin hat uns eine grundfalsche Ausgangsposition verschafft. Die dürfen wir nicht behalten. Heute Nacht werde ich wieder auf die Suche gehen, nur bin ich diesmal besser vorbereitet. Und morgen werde ich auf keinen Fall wieder den Pferdeknecht spielen. Wir sind keine Puppen, die von anderen bewegt werden. Wir bewegen uns selbst.«
    »Dein Wort in Merlins Ohr«, murmelte Nicole. »Bist du sicher, daß wir den Ärger jetzt schon gebrauchen können? Sollten wir nicht noch etwas warten?«
    »Warten ist passiv. Wir werden aktiv«, bestimmte der Dämonenjäger.
    ***
    Die Spielerin strich mit den Fingern über das Muster eines ihrer Wandteppiche und versuchte, eine dargestellte Situation zu verändern. Doch zum ersten Mal bereitete ihr das Schwierigkeiten. Es war, als wehre sich die Person, welcher sie ein bestimmtes Verhalten aufoktroyieren wollte, vehement gegen diesen Versuch.
    Es war jener Zauberer, den sie ohnehin nicht richtig einschätzen konnte. Gestern hatte sie ihn noch recht gut im Griff gehabt, heute jedoch leistete er entschieden Widerstand.
    Das war unangenehm. Sie mochte es nicht, wenn etwas unkalkulierbar wurde.
    Aber es gab noch genug andere Möglichkeiten, ihre Pläne zu verfolgen. Der fremde Zauberer und seine Gefährtin gehörten ohnehin nicht in das große Spiel, das sie betrieb. Sie hatten sich irgendwie auf die große Bühne geschlichen, als die die Spielerin die Welt ansah, und beanspruchten damit Nebenrollen. Doch es war die Spielerin, die die Rollen verteilte und bestimmte, wessen Part in ihrem Spiel von Bedeutung war und wessen nicht.
    Sie lachte darüber, daß diese drei Zauberer - die Hexe Yaga und das fremde Pärchen - sie, die Spielerin, suchten und sie nicht entdecken konnten, dabei waren sie ihr alle drei schon begegnet. Aber sie waren eben nicht fähig, aus ihren Denkmustern auszubrechen. Was speziell im Fall der Hexe Yaga durchaus wünschenswert war!
    Daß es Probleme bereitete, das Handeln des Zauberers zu beeinflussen, war nicht weiter schlimm. Er interessierte die Spielerin nur am Rande.
    Sie wandte sich wieder einer anderen Figur zu - der Hexe. Das Spiel ging weiter, so wie die Spielerin es seit langer Zeit geplant hatte.
    ***
    Des Herzogs Frau stieß beinahe mit Yaga zusammen, als diese über den Gang eilte und sich unversehens eine Tür öffnete.

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