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0677 - Yaga, die Hexe

0677 - Yaga, die Hexe

Titel: 0677 - Yaga, die Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Burg, in dem die Puppenspielerin hausen soll?«
    Während sie weitergingen, hatten sie den Rand des Waldes erreicht.
    Vor ihnen erstreckte sich eine weite Ackerlandschaft. Nicht weit entfernt befand sich ein kleines Dorf. Und dahinter auf einem Hügel die Burg.
    Sie machte einen ziemlich düsteren Eindruck unter einem düsteren, verregneten Himmel, der sich noch nicht zwischen Winter und Frühjahr entschieden hatte. Es war zusehends kälter geworden, und jetzt begann es zu schneien…
    ***
    Nach der Puppenspielerin befragt, wollte niemand im Dorf Auskunft geben. Köpfe wurden eingezogen, Frauen duckten sich und verschwanden in den ärmlichen Häusern, die teilweise nicht einmal Fenster hatten und statt der Türen große, grobgewebte Decken, die man in anderen Zeiten vielleicht als Material für Kartoffelsäcke benutzt hätte. Spielende Kinder, keines älter als vier oder fünf Jahre, wurden zurückgerufen; die älteren arbeiteten mit den Männern in Gärten und auf den Feldern. Trotz Frühjahrskälte und Schneefall liefen die meisten von ihnen barfuß. Die Kleidung war einfach, oft geflickt und vielfach einfach nur schmutzig.
    Ein alter Mann mit dünnen, grauen Haarsträhnen und schwarzen Zahnstummeln raunte Zamorra zu: »Geht fort. So viel zu fragen ist nicht gut. Niemand hat euch gerufen, und niemand wird hinter euch her schauen, wenn ihr verschwindet - egal auf welche Weise.«
    »Was soll das heißen, Alter?« fragte Zamorra.
    »Es gibt Fragen, die man nicht stellt«, erwiderte der Greis und verschwand nun auch in einem Haus mit Lehmwänden.
    »Bitte, etwas müssen wir noch wissen«, mischte Nicole sich ein und folgte dem Alten in das Haus. »Wir suchen auch noch eine andere Frau. Sie ist alt und böse. Yaga nennt sie sich. Sie kann nicht lange vor uns hier gewesen sein. Auch sie muß nach der Puppenspielerin gefragt haben. Erinnerst du dich, Väterchen?«
    »Niemand war hier und nannte sich Yaga, niemand alt und böse. Die Bösen… sie leben nicht hier. Das, was böse ist, wohnt…«
    Er verstummte.
    »Wo?« drängte Nicole.
    »Geh!« verlangte der Alte. »Geh sofort. Komm nie hierher zurück. Stell nie wieder Fragen. Wir werden nicht wissen, daß ihr hier wart. Das ist besser für euch… und für uns. Ich habe schon zuviel gesagt.«
    Er drängte sie mit erstaunlicher Kraft wieder nach draußen; eine Kraft, zu der er angesichts seines Alters und seines körperlichen Zustands gar nicht fähig schien.
    »Na gut«, seufzte Nicole. Sie wandte sich ab und gesellte sich wieder zu Zamorra. »Vielleicht sollten wir direkt zur Burg gehen. Dein Plan, hier Informationen zu sammeln, funktioniert nicht. Wir müssen eben versuchen, Einlaß zu erhalten.«
    »Glaubst du, daß das besser funktioniert?« fragte Zamorra schulterzuckend. »Man wird uns kaum hineinlassen, wenn wir nicht irgend etwas wissen, das wichtig genug ist, daß der Herzog unsere Bekanntschaft machen will…«
    Darauf hatte Zamorra gebaut. Ihm war klar, daß man Leute, die so aussahen wie Nicole und er, nicht hineinlassen würde. Welcher Adelige gab sich schon mit dem niederen Volk ab? Und durch ihre karge Ausstattung konnten sie nicht selbst als Edelleute auftreten. Kein Pferd, kein Hut, keine Handschuhe, nicht einmal eine Waffe. Und - kein Geld.
    Wie hatte Merlin sich all dies vorgestellt? Sollten sie als Bettler von Haustür zu Haustür ziehen?
    Inzwischen waren sie beide lange genug unterwegs, um Hunger und Durst zu verspüren. Dem Durst ließ sich noch am ehesten abhelfen: eine Handvoll Schnee reichte für eine Weile. Aber inzwischen nagte auch der Hunger, und es widerstrebte Zamorra, die Menschen im Dorf um eine Mahlzeit zu bitten. Die Leute hatten offensichtlich selbst zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben.
    Plötzlich tauchten Reiter auf.
    Sie kamen von der Burg her ins Dorf, und ausgerechnet der alte Mann von eben trat, kaum daß er den Hufschlag wahrnahm, aus seiner Hütte wieder auf die Straße und trat den Reitern entgegen.
    Sie waren bewaffnet. Zwei von ihnen schützten sich zusätzlich mit Kettenhemden. Der Vorderste wies mit ausgestrecktem Arm auf Zamorra und Nicole.
    »Wer sind diese? Was tun sie hier?« fragte er barsch.
    »Es sind Fremde«, erwiderte der Alte devot. »Sie suchen…«
    »Arbeit, Herr«, ergriff Zamorra rasch das Wort. »Wir sind jung und stark und können viele nützliche Dinge.«
    »Vor allem reden, bevor ihr gefragt werdet, wie?« knurrte der Reiter.
    Zamorra neigte brav den Kopf. »Verzeiht mein Ungestüm, Herr, doch

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