0678 - Flucht aus der Ewigkeit
Tarn-Funktion mehr!
Die »Unsichtbarkeit« hing also mit dem Gerät am Gürtel zusammen!
Jones löste den Gürtel und legte ihn sich selbst an. Als er das Gerät wieder einschaltete, konnte er den Gürtel und den Schaltkasten nur noch verschwommen sehen. Es war, als habe jemand in Körpermitte eine Scheibe aus ihm herausgeschnitten.
Völlige Unsichtbarkeit funktionierte also wohl nur in Verbindung mit dem Anzug. Wie auch immer das technisch möglich war.
Der Anzug des Monsters war beschädigt. Ein großes Brandloch klaffte darin. Darunter sah Cayman Jones die schwere Verletzung. Kein Wunder, dass das Ungeheuer tot war. Aber was war das für ein Anzugmaterial?
Filmdünn und elastisch! Als Jones seinen Dolch zog und versuchte, ein Stück des Stoffes abzutrennen, zerbrach seine Klinge fast an dem Material, das anschließend nicht den winzigsten Kratzer zeigte.
Jones packte zu und wuchtete das tote Ungeheuer auf die Seite. Da sah er die Faltkapuze auf dem Rücken des overallartigen Anzugs. Und er sah einige flache Kästen, die scheinbar mit dem Anzug verschweißt waren.
Unwillkürlich musste er an Raumanzüge denken, aber nicht jene klobigen Dinger, wie sie die irdische Raumfahrt verwendete, sondern an Raumanzüge aus Science Fiction-Filmen.
Und dann sah er die Waffe.
Auch die sah ziemlich futuristisch aus. Und als Zweihand-Langwaffe passend für Jones, aber für das Ungeheuer nicht mehr als ein kaum zu bedienendes Kinderspielzeug aus der Puppenstube! Dennoch hatte das Monstrum die Waffe bei sich getragen!
Jones nahm das Gerät auf. Dabei stützte er sich mit einer Hand auf das tote Monstrum, berührte etwas am Anzug, und der öffnete sich. Ein bisher verborgener Saum gab nach, der Anzug zog sich vom Körper der Kreatur zurück wie ein überspanntes Gummituch. Es fiel Jones nicht sehr schwer, dem Monstrum diesen Anzug vollends vom Riesenkörper zu schälen.
Danach besaß der Anzug eine für Menschen passende Größe.
Cayman Jones pfiff durch die Zähne und begann damit, seine Beute über der normalen Kleidung anzuziehen…
***
Erinnerungen…
Wieviel Zeit mochte inzwischen auf der Erde vergangen sein? Jahrzehnte? Oder Sekunden? Avalon kannte Zeitbegriffe dieser Art nicht. Wie schnell oder wie langsam die Zeit hier verging, ließ sich nicht schätzen. Das einzige, was Roberto einmal gehört hatte, war, dass sich Avalon seitlich zum Zeitstrom immer weiter von der Erde entfernte.
Einmal begegnete ihm ein seltsames Wesen. Er konnte es nach wie vor nicht sehen, nur ertasten, und das Wesen lachte darüber, aber es war ein gutmütiges, verstehendes Lachen, kein Spott.
»Wer bist du?« fragte Roberto.
Das Wesen, von menschlicher Statur, aber mehr als doppelt so breit und massig, lachte wieder. »Du hast nie von mir gehört, wie? Nun, wir bewegen uns diagonal zur Zeit und haben die Erde längst abseits gelassen. Sie ist schon weit fort, die Welt, auf der wir einmal heimisch waren.«
»Ihr?«
»Ihr nanntet uns die ›Kleinen Riesen‹.«
Tendyke begriff. Zamorra hatte ihm von diesen Wesen erzählt. Er war ihnen einige Male begegnet, vor langer Zeit, und ein Kind hatte ihnen den seltsamen Namen gegeben, weil sie ihrer breiten, massigen Statur her wie Riesen wirkten, die viel zu klein geblieben waren, die nur in die Breite, nicht aber in die Höhe wuchsen. Dennoch konnten sie schlanke Menschengestalt annehmen durch ihre Magie; so hatten einige von ihnen am 1. Kreuzzug unter Gottfried von Bouillon teilgenommen. Sie und Zamorra waren mit dabei gewesen, als Jerusalem von den Kreuzfahrern erobert wurde. Damals, als Merlin aus der Kraft einer entarteten Sonne das sagenhafte Amulett schuf, das jetzt Zamorra gehörte.
»Wie bist du nach Avalon gekommen?« fragte Tendyke atemlos.
»Ich bin gekommen wie immer, und ich werde wieder gehen wie immer«, erwiderte der Kleine Riese. »Avalon ist uns näher als die Erde, aber sicher nicht mehr lange. Dann werden wir ebenso weit entfernt sein.«
»Wenn du gehst, kannst du mich dann mitnehmen?«
Der Kleine Riese zeigte sich erstaunt. »Du würdest deinem Ziel, der Erde, nicht viel näher kommen.«
»Aber ich wäre erst einmal fort von hier. Draußen finde ich sicher einen Weg, der mich zurückführt. Ich will nicht bis in alle Ewigkeit hier gefangen sein.«
»Aber hier droht dir keine Gefahr.«
»Hier herrscht Langeweile und Ödnis. Das kann nicht mein Leben sein. Ich suche lieber durch tausend Gefahren meinen Weg zurück, als hier meine Seele verdorren zu lassen«, sagte
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