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0679 - Der Schrecken von Botany Bay

0679 - Der Schrecken von Botany Bay

Titel: 0679 - Der Schrecken von Botany Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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steinzeitlich erschien. Er fragte sich, ob die Entwicklungen, die fast alle Völker der Erde irgendwann einmal vollzogen hatten, nie ihren Weg bis zu den Eora gefunden hatten, oder ob ihre primitiv wirkende Kultur Ausdruck einer ganz anderen, ihm fremden Lebensweise war.
    Wantapari trat mit einem anderen Eora neben Zamorra. »Das ist Gulajahli, der wirrinun oder Schamane unseres Stammes.«
    Der etwas ältere Eora, dessen Bart und Haare von langen weißen Strähnen durchzogen waren, deutete eine europäische Verbeugung an.
    »Es freut mich, dich kennen zu lernen«, sagte er steif.
    Zamorra erwiderte die Verbeugung. »Danke für die Einladung in euer Lager.«
    Der Schamane sah auf. In seinen Augen blitzte es.
    »Wie sollten ein wenig miteinander reden. Danach, noch bevor die Sonne untergeht, werden wir essen.«
    Er wandte sich an Wantapari. »Lass das Huhn von den Frauen schlachten, damit wir unserem weißen Gast etwas anbieten können, das ihm schmeckt.«
    Der junge Krieger nickte und ging zu einer der Frauen hinüber.
    Zamorra stutzte. Wieso hatte Wantapari zuerst sein Leben riskiert, um das Huhn zu stehlen und ließ jetzt bereitwillig zu, dass es für einen Fremden einfach so geschlachtet wurde? Es schien auch sonst keinen Grund für ihn zu geben, Nahrung zu stehlen, denn die Eora sahen alle gut genährt aus und neben der Feuerstelle lag der Kadaver eines gerade erlegten Kängurus. Der Stamm litt offensichtlich nicht an Hunger. Bedeutete das etwa, dass Wantapari gewusst hatte, dass Zamorra zu seinem Stamm kommen würde?
    Aber wie konnte das sein…
    ***
    Gegenwart:
    Der Schlüssel drehte sich knirschend im Schloss.
    Watling sprang nervös auf, während Nicole den Dhyarra-Kristall in einer Tasche ihres Overalls verbarg. Sie hatte die magische Waffe programmiert, ihr eine visuelle Darstellung dessen vermittelt, was sie tun sollte, sobald Nicole den Befehl zur Aktivierung gab. Die Dämonenjägerin hoffte nur, dass sie mit ihrem Plan richtig lag.
    Die Tür öffnete sich.
    »Kommt raus«, forderte eine barsche Frauenstimme.
    Nicole stand auf und folgte Watling langsam aus der Zelle. Von der Frau war nichts außer der Gewehrmündung zu sehen, die neben der Tür herausragte. Kurz überlegte Nicole, sich einfach gegen die Tür zu werfen und die Unbekannte dadurch aus dem Gleichgewicht zu bringen, aber dann bemerkte sie eine zweite Gestalt, die rechts von ihr im Gang stand und eine Armbrust auf Nicole und Thomas gerichtet hatte. Die Dämonenjägerin konnte nicht sagen, ob es sich bei der Person um einen Mann oder eine Frau handelte, denn sie trug ein zerschlissenes Cape, deren Kapuze sie so tief ins Gesicht gezogen hatte, dass der Schatten sie völlig unkenntlich machte. Ihre Hände steckten in dunklen Handschuhen.
    Die Gestalt machte eine ungeduldige Bewegung mit der Armbrust. Watling kam der Aufforderung sofort nach und ging vor ihr den Gang hinunter. Er war so daran gewöhnt, von anderen herumkommandiert zu werden, dass es ihm wohl kaum noch auffiel. Nicole blieb jedoch stehen.
    »Was wollt ihr von uns?«, fragte sie. »Wer seid ihr?«
    Die Frau, die zuerst zu ihr gesprochen hatte, trat hinter der Tür hervor. Sie drehte Nicole und Thomas den Rücken zu, verließ sich darauf, dass die Gestalt mit der Armbrust die beiden Gefangenen unter Kontrolle hielt.
    »Das sind die Fragen, die wir euch stellen werden«, sagte sie. »Kommt jetzt mit.«
    Ihre Stimme klang weder aggressiv noch neugierig. Nicole hörte nur tiefe Resignation und Hoffnungslosigkeit. Ohne darauf zu achten, ob die Gefangenen ihrer Anordnung nachkamen, ging sie den Gang hinunter.
    Watling warf einen nervösen Blick auf die Gestalt mit der Armbrust. »Wir sollten wirklich tun, was sie sagen«, flüsterte er Nicole zu. »Glaub mir, mit so was kenne ich mich aus.«
    Aber die Dämonen jägerin reagierte nicht. Statt dessen musterte sie die Frau, die sich trotz einer fast schon jugendlich klingenden Stimme gebückt wie eine Greisin bewegte. Ihre bandagierten Füße schlurften über den Steinboden. Der Arm, in dessen Beuge sie das Gewehr trug, hing herab, als wäre er mit dem Gewicht überfordert. Die bandagierten Finger zuckten zwanghaft.
    Nicole spürte, wie sich ihr Pulsschlag beschleunigte. Watling schien zu merken, dass etwas nicht stimmte und folgte ihrem Blick. Nach einem Moment erstarrte er.
    »Oh nein, oh nein, oh nein«, wiederholte der Engländer tonlos. »Nicht das… oh, bitte nicht…«
    Die Frau hörte seine Worte und blieb stehen. Langsam, wie in

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