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068 - Der Vampir und die Taenzerin

068 - Der Vampir und die Taenzerin

Titel: 068 - Der Vampir und die Taenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marilyn Ross
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Augenblick begann die Glocke zu läuten. Als Diana schreckerfüllt zu dem Turm hochstarrte, streifte jemand von hinten so heftig an ihr vorbei, daß sie fiel.
    Entsetzt schrie sie auf und hörte nur noch dumpfe Schritte über die Steintreppen davoneilen. Sie richtete sich benommen hoch und lehnte sich zitternd gegen eine Bank.
    Da fiel ihr Blick auf die Bühne, und ein neuerlicher Schrei erstickte in ihrer Kehle.
    Ein schlanker Mädchenkörper baumelte neben einem umgestürzten Stuhl, kaum einen Viertelmeter über dem Boden. Das eine Ende eines weißen Schals war um den Hals geknotet, das andere um den Querbalken des Kulissengerüstes.
    Der Schock lähmte Diana. Sie hatte Mavis Norrad sofort erkannt. Wo aber waren die anderen? Warum war die Ballerina allein hierhergekommen? Hatte sie sich selbst das Leben genommen? Oder sollte es nur so aussehen?
    Zögernd schritt sie näher auf die Bühne zu.
    Halt, was war das?
    Im Schatten einer Bankreihe lag etwas auf dem Mosaikboden, das im ersten Moment wie ein Bündel alter Kleider aussah. Diana bückte sich und erkannte Mary Wentworth, die entweder bewußtlos oder gar tot war.
    Diese zweite grauenvolle Entdeckung brach den Bann der ersten. Wie von Furien gejagt, rannte Diana zum Farmhaus. Es war ihr, als läge es meilenweit entfernt.
    Heftig nach Luft schnappend und schluchzend, taumelte sie durch die Tür, direkt in die Arme Peter Norrads.
    „Was ist denn? Wo kommen Sie denn her?“ fragte er besorgt.
    „In der Kapelle sind zwei …“, keuchte sie und wußte nicht, wie sie ihm Mavis’ Tod schonend beibringen sollte.
    Andere Mitglieder der Truppe waren inzwischen herbeigeeilt und wollten den Grund für Dianas Aufregung wissen.
    „Was ist in der Kapelle?“ forschte Peter.
    Sie schluchzte weiter. „Sehen Sie selbst nach.“
    Er bat Stefan, sich ihrer anzunehmen, und stellte eine Gruppe zusammen, die ihn begleiten sollte.
    Der junge Komponist sah sie verstört an. „Wir haben Nachricht für Sie im Herrenhaus hinterlassen, daß wir heute hier proben, weil wir wegen einer Szene nicht die Kulissen ändern wollten. Mary ist nur schnell zur Kapelle gelaufen, um ihr Skript zu holen. Ich bot mich zwar an, es für sie zu tun, aber sie lehnte ab. Sie meinte, nur sie könne es finden. Sie muß jeden Augenblick zurück sein.“
    Diana griff haltsuchend nach seinem Arm und schloß die Augen.
    „Sie liegt dort reglos auf dem Boden. Mavis hat sich erhängt. Vermutlich ist Mary in Ohnmacht gefallen, als sie die Tote fand.“
    „Mavis hat sich erhängt?“ wiederholte Stefan ungläubig.
    Diana öffnete die Augen und sah sein kreidebleiches Gesicht. „Entweder das, oder jemand hat sie umgebracht. Sie hängt von einer der Kulissenstützen.“
    „Mavis würde nie Selbstmord begehen!“ sagte Stefan in einem Ton, als könne er das Geschehene damit ungeschehen machen.
    In diesem Augenblick kam Peter mit Mary auf seinen Armen zurück. „Schnell, rufen Sie einen Arzt und die Polizei“, befahl er Stefan. Dann ging er mit seiner Last an ihnen vorbei, um die immer noch bewußtlose alte Dame auf ein Bett zu legen.
    Der Rest der Truppe hatte inzwischen auch von den furchtbaren Geschehnissen erfahren, und es gab große Aufregung.
    Diana hielt den Kopf in den Händen verborgen und hing trüben Gedanken nach. So fand sie Barnabas.
    „Eine entsetzliche Sache“, sagte er. „Aber sie überrascht mich nicht.“
    Sie blickte mit verweinten Augen zu ihm hoch. „Denkst du, es war Mord?“
    „Könnte leicht sein. Was weißt du darüber?“
    Diana berichtete, was nach ihrem Abschied passiert war.
    Zweifelnd fragte jetzt Barnabas: „Glaubst du, daß die Glocke wirklich geläutet hat? Ich kann doch noch nicht weit gewesen sein, aber ich habe sie nicht gehört.“
    „Du hast ihr wahrscheinlich nur keine Beachtung geschenkt“, vermutete sie. „Jedenfalls hat mich jemand, der vom Glockenturm kam, zu Boden geworfen. Bestimmt war es Mavis’ Mörder.“
    Stefan, der dazugekommen war, sagte: „Vielleicht handelt es sich aber doch um Selbstmord. Deutet der umgekippte Stuhl nicht darauf hin?“
    „Den der Mörder absichtlich umstieß, um uns in die Irre zu führen“, war Barnabas’ Theorie.
    „Das wäre das Ende meines Balletts“, klagte Stefan bitter. „Mavis tot, Mary am Ende ihrer Kräfte, und nun auch noch ein Mörder unter uns.“
    Ein Mann, mit einem Arztköfferchen in der Hand, trat durch die Tür und verkündete laut: „Miß Wentworth ist zu sich gekommen, es geht ihr wieder gut. Sie

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