Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0680 - Todeskuß der Schattenhexe

0680 - Todeskuß der Schattenhexe

Titel: 0680 - Todeskuß der Schattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
senkte ich den Kopf und schaute in die Tiefe.
    Mein Blick wanderte über das verwilderte Grundstück. Der Frost hatte die Natur starr werden lassen. Nur dort, wo die Sonnenstrahlen hindrangen, taute das Eis. Dann sah es an manchen Ästen und Zweigen so aus, als würden sie anfangen zu weinen.
    Jenseits des verwilderten Grundstücks bildete eine Straße die Grenze. Ich schaute auf die Fassaden zahlreicher, traurig aussehender Wohnhäuser. Hin und wieder lockerte ein Geschäft oder eine Kneipe die graue Front auf.
    Vom berühmten Bahnhof Paddington entdeckte ich nichts. Die Strecke führte hinter der Hausfassade entlang, und dort waren auch die jetzt zugefrorenen Kanäle zu finden.
    Ein herrlicher Wintertag, eine klare Luft, die auch den Gestank aus dem heruntergekommenen Krankenhaus aus meiner Nase vertrieb.
    Dann sah ich den Vogel!
    Ich wurde deshalb aufmerksam, weil er mir ziemlich groß vorkam und er seine Schwingen beim Fliegen so zackig bewegte. Mit Tieren dieser Art hatte ich in letzter Zeit meine Erfahrungen sammeln können, da brauchte ich nur an diesen verdammten Zauberschädel zu denken. Deshalb erregte das Tier auch meine Aufmerksamkeit.
    Es hielt sich im Schatten. Viel davon gab es nicht, aber es huschte nicht unbedingt durch die direkten Strahlen der grellen Wintersonne. Mit seinen zackigen Bewegungen näherte es sich einer kleinen Bauminsel, in deren Geäst noch der dicke Reif lag und auch so schnell nicht wegtauen würde.
    Dann huschte das Tier darüber hinweg, stieg höher, verschwand für einen Moment aus meinem Sichtwinkel, weil ich zu schlecht stand, dann aber hörte ich es wieder.
    Flapp, flapp - ein ungewöhnliches Geräusch, das mir eine Gänsehaut über den Rücken trieb, obwohl es dafür eigentlich keinen Grund gab.
    Einen Gedankensprung später erlebte ich, dass mich meine Ahnung nicht getrogen hatte.
    Plötzlich war das Biest da. Da ich mich etwas vorgebeugt hatte, konnte der Vogel fast senkrecht auf mich niederfallen. Und er stürzte herab. Ich zuckte zurück. Etwas riss an meinen Haaren, packte noch einige Büschel und verschwand, wobei ich ungewöhnlich dünne Schreie oder Laute hörte.
    Ich drehte mich nach links und sah noch immer nicht genau, welch ein Vogel mich attackiert hatte.
    Das Tier hielt sich im Schatten der Hauswand und segelte dem Dach entgegen, wobei sich seine wilden Flügelschläge an der Wand abzeichneten.
    Ich ging zurück in den ehemaligen OP-Raum und tastete durch mein Haar, wo ich die Lücken zum Glück nicht feststellen konnte. Ärgerlich war es schon, vor allen Dingen deshalb, weil ich nicht genau gesehen hatte, welches Biest mich angegriffen hatte.
    Als ich meine Fingerkuppen betastete, sah ich, dass sie dunkelrot und nass waren. Also hatte die Kopfhaut auch etwas abbekommen. Welcher harmlose Vogel griff schon Menschen an? Das könnte höchstens eine Fledermaus gewesen sein.
    Ich erinnerte mich auch an die hektischen Bewegungen der Schwingen. Sie kamen mir aufgeregt vor. Ich rechnete auch weiter und ging davon aus, dass dieser Angriff nicht grundlos erfolgt war. Es musste etwas dahinter stecken.
    Die Verbindung von der Fledermaus bis hin zum Vampir war nicht unbedingt weit.
    Vampire konnten sich in Fledermäuse verwandeln und auch umgekehrt. Sollte es sich bei dieser Bestie tatsächlich um einen Blutsauger handeln? Gut, das gab es, aber ich kannte keinen Vampir, der von seinem Opfer nur blanke Knochen zurückließ. Andererseits eignete sich ein verlassenes Krankenhaus bestens als Ort für Blutsauger, denn diese Häuser hatten auch Keller, wo man früher die Toten aufbewahrte.
    Nicht dass mir bei dem Gedanken an den Leichenkeller graute, ein unheimliches Gefühl überkam mich aber schon, und ich wollte mir den Ort so schnell wie möglich anschauen, vorausgesetzt, die Decke war nicht eingestürzt. Aber daran glaubte ich nicht, weil diese Räume zumeist sehr stabil gebaut worden waren.
    Der Prediger würde mir helfen können, denn er kannte sich in den Regionen bestimmt aus.
    Als ich sein Zimmer wieder erreichte, hörte ich schon an der Tür die sägenden Laute. Mein Freund hatte die Flasche geleert. Sein Kopf lag auf den angewinkelten Armen, und diese wiederum hatten auf der Tischplatte ihren Platz gefunden.
    Ich umfasste seine Schulter und rüttelte ihn durch. Aus seinem Mund drang ein unwilliges Grunzen, danach ein leise gesprochenes Schimpfwort, dann schreckte er plötzlich hoch und murmelte etwas vom Läuten seiner Kirchenglocken.
    »Hier bei mir läutet

Weitere Kostenlose Bücher