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0680 - Todeskuß der Schattenhexe

0680 - Todeskuß der Schattenhexe

Titel: 0680 - Todeskuß der Schattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zwinkerte noch einmal, fluchte und schaute hoch, als ich mich halb aufrichtete.
    Getreten hatte mich ein Mann mit eisgrauen Haaren, die seinen Kopf wie ein dichtes Gebüsch umwuchsen. Sein Gesicht zeigte die Spuren des Lebens und des Lasters. Wer so aussah - und da hatte ich mich selten geirrt -, mit dem war nicht gut Kirschen essen. Der Kerl trug einen Ledermantel, der ihm bis zu den Waden reichte. Um seinen Hals hatte er einen Schal gebunden.
    »Der Prediger sagte, dass du neu bist.«
    »Ja, John, der Schotte.«
    Der Sprecher nickte. »Kannst du dir denken, wer ich bin?«
    »Lupo?«
    Über seine dicken Lippen floss ein Grinsen. Sie standen ebenso vor wie die Augen. Dazwischen die Nase dick wie eine Kinderfaust. »Ja, ich bin Lupo.«
    »Dann hast du hier das Sagen?«
    »Und wie.«
    Ich stand auf. Niemand hinderte mich daran. Die anderen Berber hatten sich hinter Lupo aufgebaut und warteten darauf, dass ich etwas sagte. Zuerst beschnüffelten wir uns. Das heißt, wir schauten uns nur an. Jeder versuchte im Gesicht oder in den Augen des anderen zu lesen. Ich traute Lupo nicht über den Weg. Er war ein Mann, der zur Gewalt neigte. Die anderen sahen harmloser aus.
    Gestalten in fleckiger, zerrissener Kleidung, Menschen und Schicksale, die von der Gesellschaft ausgestoßen worden waren. Jetzt standen sie frierend da und schauten mich aus engen Augen misstrauisch an.
    »Okay, kann ich bleiben?«
    Lupo knetete seine Nase. »Wenn du hier dein Lager aufschlagen willst, ist das in Ordnung.«
    »Mach ich.«
    »Hier starb Sarge.«
    »Weiß ich. Aber kann ich wählerisch sein?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Na bitte.«
    Lupo nickte. Dann befahl er, dass ich mich ausziehen sollte. »Aber hurtig.«
    »Bist du beknackt?«
    »Nur den Mantel und die Jacke. Wir wollen immer gern wissen, wen wir vor uns haben.« Er gab ein Zeichen, und zwei seiner Freunde kontrollierten meine Deckenrolle, wo sie allerdings nichts fanden, bis auf ein altes Besteck.
    Ich hatte die Beretta gut versteckt, das Kreuz hing vor meiner Brust, und der geweihte Silberdolch würde auch nicht so schnell zu finden sein, weil er innen an der Wade seinen Platz gefunden hatte und durch ein Pflaster gehalten wurde.
    Aus der Manteltasche holten sie einige Pfund, meine gesamte Barschaft. »Na, das ist ja schon was!«, sagte Lupo und ließ sich das Geld geben. »Wunderbar.«
    »He, das ist mein Kies.«
    Der Anführer lachte. »Irre, wie? Das ist dein Einstand. Wir werden was holen.«
    Ich funkelte ihn an. Er hielt das Geld so, dass ich nach ihm greifen konnte. Wenn ich das tat, würde er seinen Freunden den Befehl geben, über mich herzufallen. Auf keinen Fall wollte ich mich zusammenschlagen lassen oder mit starken Blessuren zu Boden gehen. Das hätte meine eigentliche Aufgabe gefährden können.
    »Na, wie ist es?«
    Ich nickte. »Okay, mein Einstand.«
    Der Anführer nickte, die anderen klatschten, und der Jüngste in der Gruppe, ein Knabe mit strähnigen, langen Haaren, die unter einer Pudelmütze hervorschauten, bot sich an, was zu Trinken zu holen.
    »Und auch was für den Magen«, sagte Lupo, »sonst fallt ihr schon nach den ersten Schlucken um. Das Geld reicht.«
    »Gut, ja.« Er verschwand mit hastigen Schritten, und auch die anderen gingen. »Wir treffen uns bei Anbruch der Dunkelheit bei mir«, sagte Lupo. »Ist ganz vorn die Tür.«
    »Noch eine Frage.«
    »Ja?« Er drehte sich um.
    »Der Prediger erzählte mir was von Ermordeten. Schleicht hier ein Killer herum?«
    Lupo blieb stumm. Ich zog die Jacke wieder an, auch den Pelzmantel. »Drei sind von uns gekillt worden. Weiße Knochen blieben zurück. Die hätte nicht mal ein Hund genommen, so blank waren sie. Wie abgeschmirgelt. Ich war mal bei der Legion, Wüstenkämpfer, verstehst du? Wie die jetzt am Golf. Da habe ich im Sand auch mal Knochen gefunden. Die waren damals nicht so blank wie diese hier.« Er grinste und schaute mich von oben bis unten an. »Wer weiß, vielleicht bist du als Nächster an der Reihe, Bruder.«
    »Hör auf, Mann…«
    »Deshalb gebe ich dir einen Rat: Sauf dir heute die Hucke voll, bis es dir an den Ohren wieder rausläuft. Dann merkst du es nicht, wenn man dich kaltmacht.«
    »Danke, ich kann mir was Besseres vorstellen. Hast du keine Angst, dass man dich erwischt?«
    »Nein, ich bin besser.« Er machte kehrt und ging. Das Knarren des Mantelleders konnte ich noch eine Weile hören.
    Tolle Aussichten, dachte ich und grinste innerlich, weil sie das andere Geld, das im linken Socken

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