Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0680 - Todeskuß der Schattenhexe

0680 - Todeskuß der Schattenhexe

Titel: 0680 - Todeskuß der Schattenhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
besten.«
    Der ehemalige Küster räusperte sich. »Eine gute Frage, Schotte. Aber wo sollen wir hin? Kannst du mir das sagen? Hier haben wir so etwas wie ein Zuhause. Woanders lässt man uns nicht in Ruhe. Da werden wir gefeuert, entfernt. Aus den Bahnhöfen, aus den U-Bahn-Stationen, die sind oft geschlossen. Denk an die Bombendrohungen und an die Dinger, die schon in die Luft geflogen sind. Hier sind wir zusammen, wir haben in der Nacht Wachen aufgestellt, das wird schon klappen.«
    »Dann muss die Wache aber nüchtern bleiben.«
    Mein neuer Kumpel lachte. »Das wird nicht einfach sein. Außerdem will niemand die Wache übernehmen, das kenne ich.«
    »Ich biete mich freiwillig an.«
    Der Prediger winkte heftig ab. »Kommt nicht in Frage, John. Du musst mit uns feiern. Du hast ja alles spendiert. Es wird gleich so weit sein. Ich sage dir Bescheid.«
    »Okay.«
    Ich verschwand wieder in meiner Bude und starrte nachdenklich ins Leere. Wenn ich auch alles mitmachte, betrinken würde ich mich auf keinen Fall, denn das konnte verdammt ins Auge gehen.
    Ich hatte zudem ein Gefühl, als würde dieser geheimnisvolle Killer wieder zuschlagen. Vielleicht lag es auch am Erscheinen der Fledermaus, dass ich so dachte, aber das blieb abzuwarten.
    Ich steckte mir eine der Selbstgedrehten an und lehnte mich gegen die Wand. Die Matratze gab einen widerlichen Geruch ab. Der Gestank war überhaupt nicht zu identifizieren. Was sich da alles untereinander mischte, war unglaublich.
    Ich hatte den Glimmstängel kaum zur Kippe aufgeraucht, als der Prediger erschien.
    Er blieb an der Tür stehen. Seine Augen leuchteten, als wäre er der Weihnachtsmann und ich der kleine Junge. »Du kannst jetzt kommen, Schotte, es ist alles bereit.«
    »Okay.«
    Er blieb an meiner Seite. Manchmal lachte er und meinte sogar: »Am liebsten würde ich jetzt die Glocken läuten.«
    »So feierlich?«
    »Klar doch. Unsere Feste sind immer etwas Besonderes.«
    »Das wurde oben in Schottland nicht gemacht.«
    »Wir sind eben super.«
    Sie hatten sich den größten Raum in der Nähe ausgesucht. Schon im Gang fiel mir der flackernde Schein auf, der über die Türschwelle hinweg in den Gang drang. Wenig später sah ich die Kerzen, die auf einem Tisch standen und ihr Licht abgaben.
    Dahinter hatten sich meine Kameraden aufgebaut. Zwischen ihnen und den Kerzen standen die Flaschen, lagen die Brote, waren die Büchsen geöffnet worden.
    Was sich darin befand, sah aus wie Hunde- oder Katzenfutter. Es regte meinen Appetit nicht gerade an.
    Aber sie waren happy und sangen mir sogar ein Lied. Mich überkam so etwas wie Rührung. Ich bedankte mich bei ihnen mit stotternden Worten und tat so, als wüsste ich nicht mehr, was ich sagen sollte. »Lasst uns nicht zu lange warten, Freunde, dafür ist das Leben einfach zu kurz. Haut richtig rein.«
    »Ja!«
    Aus zahlreichen Kehlen drang mir die Antwort entgegen. Sogar Plastikbecher hatten sie aufgetrieben. In sie gluckerte der Schnaps hinein.
    Ich konnte mir einen Becher aussuchen und entschied mich für einen Brandy.
    Als Erster durfte ich trinken, setzte an, schluckte, und hoffte, dass mir meine Leber verzieh.
    Himmel, war das ein Sprit! Das Zeug brannte zuerst in meiner Kehle, anschließend im Magen. Es schien sich in Feuer zu verwandeln, das durch meinen Körper tobte.
    Für einen Moment konnte ich die anderen nur schattenhaft sehen, weil sich ein Tränenvorhang vor meine Augen gelegt hatte. Es war furchtbar, ich hatte Mühe, die Lippen zu einem Grinsen zu verziehen und mir meinen inneren Zustand nicht anmerken zu lassen.
    Trotzdem war ich aufgefallen, denn Lupo fragte: »Bist du das Zeug nicht gewohnt?«
    »Nein.«
    »Was Besseres, wie?«
    »Hör mal zu, Lupo. Ich habe bisher in Schottland gelebt. Da versteht man was vom Whisky. Da konnte ich mir so manche Flasche unter den Nagel reißen…«
    »Hättest ja eine mitbringen können.«
    »Die lange Reise hat sie leider nicht überstanden.«
    Der Prediger meldete sich. »Der Schotte hatte einen Brandy, den habe ich getrunken.«
    Damit war für Lupo das Thema erledigt. Die Männer stürzten sich über die Fleischbüchsen und das Brot her. Gabeln waren ebenfalls vorhanden, und auch ich nahm mir eine Büchse.
    Fett, Sehnen und Fleisch waren dort hineingepresst worden. Ich würgte einiges davon mit Brot hinunter, nahm zwischendurch Minischlucke, damit es nicht auffiel, und war derjenige, der tatsächlich am nüchternsten blieb, denn alle anderen dachten nur daran, satt zu werden und

Weitere Kostenlose Bücher