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0681 - Leichenschiff der Druiden

0681 - Leichenschiff der Druiden

Titel: 0681 - Leichenschiff der Druiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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stand vor ihnen. Er war noch jung, etwa fünfundzwanzig. Sein Gesicht zeigte einen weichen, etwas mädchenhaften Ausdruck. Die Lippen, ebenfalls sehr fraulich wirkend, waren zu einem Lächeln verzogen. Braune Augen fielen auf, und Horace F. fragte sich, ob ein derartiger Mensch überhaupt in der Lage war, gegen einen anderen Gewalt einzusetzen.
    Das Haar zeichnete in weichen Linien den Kopf nach. Es war sehr füllig gekämmt und wurde von einem hellen Stirnband gehalten, auf dessen Vorderseite kleine goldene Zeichen oder Buchstaben schimmerten. Der Mann trug Jeans und einen weichen Kaschmir-Pullover mit einem angedeuteten Rollkragen. Seine Füße verschwanden in Gebilden, die aussahen wie weiche Pantoffeln.
    Er gab mit keiner Regung zu erkennen, dass er einen der beiden Männer erkannt hatte. Sein Lächeln blieb freundlich und etwas abwartend.
    Horace F. Sinclair zeigte sich beeindruckt, was er auch durch sein mehrmaliges Nicken andeutete.
    »Diese Bank ist einfach wunderbar«, sagte er.
    »So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen.«
    »Das kann ich mir denken.« Die Stimme klang weich. »Es ist ein Unikat. Alles, was Sie hier sehen, sind Unikate und nur für uns hergestellt. Wir machen Kunst, die uns gefällt.«
    »Das sehe ich. Ach, sagen Sie, was bedeutet diese Bank? Man schafft ja keine Kunst ohne Hintersinn.«
    »Das haben Sie gut gesagt, Mister…«
    »Mein Name ist Horace F. Sinclair. Pardon, dass ich mich nicht vorstellte. Mein Begleiter heißt Suko.«
    »Angenehm. Ich bin Rami.«
    »Ja, wir hörten von Ihnen.«
    Rami erwiderte nichts. Stattdessen kam er wieder auf die Bank zu sprechen. »Sie ist unser Lieblingsplatz. Wir haben sie aus einem Baumstamm geformt.« Er strich mit der rechten Handfläche darüber hinweg. »Wenn Sie sich die Bank genau anschauen, werden Sie feststellen, dass sie eine Botschaft vermittelt. Der Erde verbunden, aber dem Himmel nah.« Er legte eine Pause ein, um die Worte wirken zu lassen.
    »Das ist gut«, sagte Suko. »Das finde ich sehr gut. Genau die treffende Bezeichnung für dieses Kunstwerk. Verkäuflich ist die Bank wohl nicht, wenn ich mal fragen darf?«
    Rami lachte. »Da haben Sie Recht, diese Bank verkaufen wir nicht. Das Grundmotiv unserer Arbeiten haben Sie ja gesehen. Es sind immer die Flügel aus Metall, verziert mit Blattgold.«
    »Stilisierte Engel, nicht wahr?«
    »Richtig, Mr. Sinclair.«
    »Weshalb gerade Engel?«, fragte Suko.
    »Weil sie etwas Einmaliges sind. Sie sind das, was wir zu erreichen hoffen. Wir möchten hineingleiten in den Zustand zwischen sicht- und unsichtbar. Wir möchten sie erleben, wir möchten irgendwann einmal ihre Stufe erreichen.«
    »Das stelle ich mir schwer vor«, sagte Suko.
    »Es ist nicht einfach. Man muss nur sein Leben darauf abstellen. Man muss ein Stück der Natur sein. Wenn man das geworden ist, kann man in die Natur hineinlauschen und feststellen, dass sie sogar in der Lage ist zu sprechen.«
    »Mit für uns unhörbaren Stimmen.«
    »Nein, Suko. Es kommt auf den einzelnen Menschen und dessen Bereitschaft sowie Lernwilligkeit an. Wenn beide Faktoren zusammentreffen, ist der Kontakt zu den Geistern der Natur und auch zu den Engeln garantiert. Das alles kann man nicht übers Knie brechen, es dauert seine Zeit, doch wenn man so weit ist, dann öffnet sich dem Menschen das All. Dann erst sieht man klar, dann ist die Blockade durchbrochen. Wir versuchen mit unserer Kunst, uns und der Nachwelt davon ein Stück mitzugeben. Ich weiß, dass es nicht einfach für einen Menschen ist, dies zu begreifen, aber es sind Tatsachen.«
    »Das könnte stimmen.«
    Rami lächelte. »Sie wundern sich bestimmt darüber, dass ich Ihnen alles so haarklein berichte. Ich sehe Sie als Käufer an. Jeder, der bei uns etwas erwerben will, soll darüber informiert werden, welchen Hintergrund die Kunstwerke haben. Wir sehen auch unser Haus als ein Kunstwerk an, als eine Performance. Wenn Sie die Räume besichtigen wollen, werden Sie mehr darüber sehen.«
    »Das hatten wir eigentlich vor«, sagte Horace F. Sinclair und schaute Suko fragend an.
    »Natürlich.«
    Rami drehte sich um. »Dann darf ich Sie bitten«, sagte er und drückte die Haustür auf.
    Horace F. Sinclair runzelte die Stirn. Ihn hatten die Erklärungen nicht so überzeugen können. Er war viel zu sehr Realist und hatte zu diesen Welten keine Draht.
    Das Haus öffnete sich ihnen. Es war wie eine Muschel, die allmählich aufgeklappt wurde, um ihre Überraschungen preiszugeben. Die beiden Männer

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