0682 - Terror der Ungeborenen
wie nötig. Er schilderte seine Befürchtungen und erhielt von Atlan den Befehl, auf alle Fälle, mit größter Vorsicht, aber mit ebenso großem Nachdruck nach dem lebenden Zentralarchiv zu suchen, komme, was da wolle. Die volle Unterstützung sei den Männern selbstverständlich sicher.
Sie beendeten das Gespräch, und als sich Tenhaven herumdrehte, sah er, daß die beiden Oxtorner soeben eine Schleuse geöffnet hatten, die in einen Raum unterhalb dieser merkwürdigen Grabkammer führte.
Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder den starr blickenden, im klaren Eis schwebenden Wesen zu. Ihm war, obwohl er ein hervorragendes technisches Wissen besaß, vollkommen unklar, wie ein Organismus, der in Eis mit Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt schwamm funktionieren konnte. Jegliche Zellbewegung mußte aufgehört haben. Bei diesen tiefen Temperaturen wurden elektrische Kabel supraleitend, veränderte sich die gesamte Klassische Physik, und durch einen Schlauch konnte sich eine Nährflüssigkeit nicht bewegen. Dann aber verwarf er diesen Gedanken wieder - im Augenblick gab es ganz andere Sorgen.
*
Brester blieb vor einem Eisköcher stehen und fragte laut: „Dieses natürliche und lebende Zentralarchiv, dessen Lage wir nun kennen ... welche Informationen enthält es?"
Undeutlich schlich sich ein vager Impuls in seine Gedanken. Graunzer. Was war das?
Brester sprach. Die Embryos hörten ihn, auch die beiden Oxtorner waren auf diesen Kanal geschaltet, ebenso die Space-Jet. Aber seine Stimme kam ebenfalls aus den Außenlautsprechern des Kampfanzugs.
Es enthält wichtige Informationen. Über diesen Planeten, über die Schaltstation und mehr... wir wissen nicht alles.
Die Kommunikation wurde undeutlich. Vermutlich hatten die Lemurer ihre Kräfte verausgabt, oder Tenhavens Konzentration ließ nach. Deutlich nahm er jedoch auf, daß die Embryos mit Tieren dort draußen Kontakt besaßen. Diese Überzeugung drängte sich einfach in seine Gedanken.
„Ihr wollt uns nicht alles sagen?" fragte er drängend. Er fühlte, wie die Chance, mehr zu erfahren, von Sekunde zu Sekunde geringer wurde.
„Ich vermute", sagte er, als eine Antwort ausblieb, „daß ihr nichts mehr sagen wollt. In eurer langen Einsamkeit habt ihr, denke ich, zuviel mit den Tieren gesprochen oder sie irgendwie beeinflußt. Ihr habt sie gegeneinander und gegen uns kämpfen lassen, damit ihr mit ihren Augen bestimmte Schauspiele genießen könnt. Ich bin sicher, daß einige Überraschungen dieser Art noch auf uns warten - draußen, über dem Sumpf."
Wieder war nichts als ein Gelächter die Antwort.
Tenhaven fühlte sich plötzlich weggestoßen, für die Lemurer uninteressant geworden. Wieder stieg die Angst in ihm hoch.
Diese Wesen müßten eigentlich vor Freude außer sich sein, weil sie sich nach fünfzig Jahrtausenden des Schweigens mit einem Verstand unterhalten konnte, der von ihrer Art war. Aber sie zogen es jetzt vor, zu schweigen. Also schien ihr Verstand gelitten zu haben.
Vermutlich „unterhielten" sie sich inzwischen wieder mit den Sumpfschlangen, den Riesengeiern und anderen Tieren. Brester wandte sich ab - es gab kein Möglichkeit mehr, sich in die Gedanken der Embryos einzuschalten.
Warum, dachte er mit steigender Verzweiflung, denn er ahnte, daß sich außerhalb des Turmes die Mitwirkenden eines neuen Dramas zusammenballten, bin ich kein Telepath? Dann wüßte ich, was wirklich hier vorgeht. Dann könnte ich den Lemurern auch ihr klägliches Geheimnis entreißen!
Er ging zurück und blieb neben dem Niedergang stehen.
„He! Männer von Oxtorne!" rief er.
Augenblicklich kam die Antwort.
„Ja! Wir sind hier unten und haben uns zwischen gekühlten Vorratstanks verlaufen. Nichts hier! Kein Archiv, nicht einmal eine Spur!"
Brester fragte zurück: „Im Ernst? Habt ihr euch verlaufen? Ich glaube, wir sollten zurück zur Jet und uns mit Atlan unterhalten."
„Außerdem haben wir Hunger. Wir kommen!"
Einige Minuten später schwebten die Oxtorner nebeneinander den Niedergang hoch und landeten neben Tenhaven. Er schilderte ihnen knapp, was er herausgefunden hatte und was er vermutete, dann schloß er: „Wir sollten tatsächlich machen, daß wir diesen Turm verlassen. Er wird in kurzer Zeit ohnehin versinken, und wir werden nichts mehr finden."
„Einverstanden. Und was ist dieses natürliche Zentralarchiv?"
„Das sagten sie nicht. Ich habe nur ein Wort aufgefangen, einen Begriff, den sie nicht bewußt ausgesandt haben. Es
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