0682 - Trink das Schlangenblut
grinste schwach; unter den Hosenbeinen von Nicoles Overall trug sie Nicoles Stiefel, und um diese herum hatte ihr Gianna die Füße zusammengebunden. Kein Problem, die Stiefel unter Zuhilfenahme der Bettkante abzustreifen. Somit konnte Teri zumindest gehen; mit den Handfesseln sah es dann doch etwas anders aus. Aber da sie schon mal ihre Mobilität zurückgewonnen hatte, war es kein Problem, von hier zu verschwinden.
Und das auf eine Art, mit der Gianna ganz bestimmt nicht rechnete, obgleich sie doch schon eine Kostprobe von Teris Fähigkeiten bekommen hatte!
Sie wäre besser beraten gewesen, wenn sie Teri richtig auf das Bett gebunden hätte, statt ihr nur Hände und Füße zu fesseln. So hätte die Druidin sich nur mit einer Seitwärtsbewegung vom Bett rollen müssen, um dabei den zeitlosen Sprung auszulösen.
Bevor sie nun verschwand, sah sie sich noch eingehend um. Wie es aussah, hatte Gianna das Boot in ziemlieher Eile verlassen. Die Tür eines kleinen Spindes stand offen, in dem sich ein paar verrutschte Kleidungsstücke befanden. Sie mussten beim Herausnehmen ein paar anderer durcheinander geraten sein.
Warum hatte Gianna es plötzlich so eilig gehabt, zu verschwinden?
Teri sah eine Kristallkaraffe, darin eine schwarze Flüssigkeit. In einem kleinen Spiegel entdeckte sie schwarze Krusten auf ihrem Gesicht, die abplatzten, als sie die Gesichtsmuskeln bewegte, und auf dem Bett befanden sich ebenfalls schwarze Flecken.
Sah ganz danach aus, als habe Gianna versucht, Teri dieses schwarze Gebräu einzuflößen - und sei dabei gestört worden. Teri seufzte. Hoffentlich hatte sie nichts davon geschluckt, was immer diese Substanz auch sein mochte…
Und dann sah sie die Messingschlange. Genauer gesagt, die beiden auseinandergebrochenen Hälften, die auf dem Boden lagen.
Ssacah!
Da konzentrierte sie sich auf Teds Villa, machte eine schnelle Bewegung - und verschwand im zeitlosen Sprung…
***
Majtah, der Hungrige, hatte sein Opfer wieder freigegeben. Reglos, wie tot, lag es vor ihm auf dem Boden. Und ihn hungerte immer noch.
Aber der Hohepriester hatte befohlen, die Frau noch nicht zu verschlingen, und diesem Befehl musste Majtah natürlich gehorchen, ob er wollte oder nicht. Also hatte er sich widerwillig entspannt und zugelassen, dass die anderen die schon zu einem Viertel in seinem Schlund verschwundene Frau wieder herauszerrten.
Allmählich wurde er ungeduldig. Er brauchte bald Nahrung, und der Commander verweigerte sie ihm immer wieder, machte Versprechungen, denen aber keine Tat folgte.
Jetzt lag die Frau vor ihnen und regte sich nicht. Vielleicht war sie ja sogar schon tot.
»Ist sie nicht«, sagte Bishop. Er sah die unausgesprochene Frage in Majtahs Schlangenaugen. »Wenn ich mit ihr fertig bin, kannst du sie haben. Der Befehl, sie zu töten, gilt nach wie vor. Aber ich muss wissen, was sie mir sagen wollte.«
Er hatte gehört, was sie geschrien hatte, bevor Majtah seinen Rachen über sie gestülpt hatte: »Stop! Was du tust, wird Bishop nicht gefallen! Ich muss mit ihm reden! Es geht um den Dhyarra-Kristall!«
Was war mit dem Kristall? Stimmte etwas damit nicht?
Aber dann wäre es für sie doch viel einfacher gewesen, ihr Geheimnis mit ins Grab zu nehmen! Welchen Grund sollte sie haben, Bishop vor etwas zu warnen?
Vermutlich war es ein Trick, mit dem sie ihr Leben retten oder wenigstens um ein paar Minuten verlängern wollte. Vielleicht hoffte sie, in der zusätzlichen Zeit eine Möglichkeit zur Flucht zu finden. Sie wollte Bishop neugierig machen, damit er sie vorerst verschonen ließ.
Dessen war der Commander sicher.
Aber dennoch - etwas blieb haften. Vielleicht war ja doch etwas an der Sache dran. Vielleicht wollte sie…
Er schüttelte den Kopf.
Es war doch völlig egal. Er würde es sehen. Er würde sich anhören, was sie ihm zu sagen hatte, und danach würde er sie töten lassen, wie er es geplant hatte. Mochte sie einen kleinen Aufschub bekommen. Sie würde nicht viel davon haben. Nur eine Verlängerung ihrer Todesangst.
Denn freikaufen konnte sie sich mit ihrem Wissen ganz bestimmt nicht.
Falls tatsächlich etwas mit dem Kristall nicht stimmte, würde er ihn einfach wegwerfen oder vernichten. Schließlich wusste er nicht einmal, ob der Sternenstein nicht vielleicht zu stark für ihn war. Das mochten andere an seiner Stelle erproben; er konnte ja aus dem Vollen schöpfen. Aber wenn er selbst den Dhyarra nicht verwenden konnte, musste er ihn auch nicht behalten. Dann war es
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