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0683 - Monster aus dem Schlaf

0683 - Monster aus dem Schlaf

Titel: 0683 - Monster aus dem Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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metallischer Geruch bis zu dem Adeligen vordrang.
    Blut, dachte er leicht erschaudernd.
    Am Rande der langsam größer werdenden Lache saß eine Frau, die mit dem Rücken an die Wand gelehnt war. In flackernden Licht der Laterne bemerkte Henry, dass ihr Kleid vom Hals ab blutgetränkt war. Jemand hatte ihr die Kehle durchgeschnitten.
    Sein Blick wanderte weiter nach unten und dann ruckartig wieder zurück. Der kurze Moment hatte gereicht, um ihm zu zeigen, was der Mörder noch angerichtet hatte.
    Sir Henry wurde übel.
    Mit den Ellenbogen stieß er einige protestierende Menschen zur Seite und bahnte sich seinen Weg zur Straße. Er ging an den herbei eilenden Polizisten vorbei, während er im Geiste den entsetzten Gesichtsausdruck des Opfers sah. Ihr Gesicht hatte der Mörder nicht zerstört, deshalb hatte Henry sie sofort erkannt.
    Es war Polly.
    Henry empfand kein Mitleid, nur einen bitteren Ärger darüber, dass er die Begegnung mit ihr nicht als das Omen erkannt hatte, das es gewesen war.
    Sein Lao Shi sagte stets, es gäbe keine Zufälle. Als gelehriger Schüler seines Meisters hätte er die Situation nüchtern betrachten müssen. Stattdessen hatte er sich von persönlichen Abneigungen leiten lassen - ein Fehler, den die Prostituierte mit dem Leben bezahlt hatte.
    Henry schüttelte den Gedanken ab und blieb stehen.
    Unbewusst war er in eine weitere dunkle Gasse gegangen.
    Er lächelte leicht.
    Perfekt.
    Kurz sah er sich um, dann schloss er die Augen und konzentrierte sich.
    Sir Henry verschwand.
    ***
    Gegenwart:
    David Hale ging mit schleppenden Schritten und gesenktem Kopf die Straße entlang. Sein Schulranzen mit den Büchern drückte gegen seinen Rücken. Mit dem Gefühl kam auch das schlechte Gewissen.
    Als Mrs. Pearson ihn und seinen Bruder Chris vor ein paar Wochen beim Schuleschwänzen erwischt hatte, mussten sie beide ihrer Mutter schwören, das nie wieder zu tun. Daran hatten sie sich bis jetzt auch gehalten. Denn ein Schwur, soviel wusste David aus Fernsehen und Comics, war noch wichtiger als ein Versprechen und musste eingehalten werden.
    Eigentlich hatte er gedacht, dass Chris das auch wusste, deshalb hatte ihn die Ankündigung seines Bruders, heute nicht zur Schule zu gehen, überrascht. Er hätte ihn liebend gern davon abgehalten, aber Chris war stärker und älter als er. Wer ließ sich schon von seinem kleinen Bruder etwas sagen?
    Nach der kurzen Auseinandersetzung hatte auch David die Lust am Unterricht verloren. Er überlegte, ob er seinem Bruder folgen sollte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Wenn Chris gewollt hätte, dass er mitkäme, hätte er wohl gefragt.
    Es gab jedoch noch eine zweite Alternative, um den Tag zu verbringen -bis zum späten Nachmittag, wenn er regulär aus der Schule nach Hause kommen würde.
    Davids Schritte beschleunigten sich, als er daran dachte. Er überquerte die belebte Straße und bog in eine schmale Gasse ein, die von parkenden Autos fast blockiert wurde. Dahinter sprang er über eine kleine Mauer in einen Vorgarten und pirschte sich vorsichtig an dem Haus vorbei. Er wusste, dass der Terrier, der darin lebte, bösartig war.
    David hatte Glück. Er erreichte unbemerkt die Rückseite des Hauses und rannte durch die Gemüsegärten hindurch an den Reihenhäusern vorbei.
    Theoretisch wäre es wesentlich einfacher gewesen, die Straße zu nehmen, aber die führte nur zur Südseite des Hauses - und über die wachte Mrs. Pearson mit stählernem Blick.
    Durch die Gärten gelangte David jedoch an die Nordseite des Hauses. Hinter einer hüf thohen Mauer blieb er kurz stehen und suchte die Passanten nach bekannten Gesichtern ab. Er atmete auf, als er niemanden entdeckte, der ihn hätte verpetzen können.
    Geduckt rannte er über den großen Parkplatz und ging vor den vergitterten Kellerfenstern in die Knie. In einem der Fenster fehlte die Scheibe. Das verrostete Gitter war auseinander gebogen. Vermutlich hatte irgendwann mal ein Einbrecher versucht, auf diesem Weg in das Haus einzudringen. Es war ihm aber wohl kaum gelungen, denn selbst David hatte bei seiner geringen Größe Probleme, sich durch die enge Lücke zu quetschen.
    Er zog den Schulranzen, den er vorher abgenommen hatte, durch das Fenster und setzte ihn wieder auf.
    Geschafft, dachte er zufrieden.
    Er gähnte, war auf einmal unendlich müde.
    David machte sich auf den Weg zu seinem geheimen Ort.
    Vielleicht würde er dort erst mal ein wenig schlafen…
    ***
    Nicole fluchte leise, als sie das Kellerfenster

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