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0683 - Monster aus dem Schlaf

0683 - Monster aus dem Schlaf

Titel: 0683 - Monster aus dem Schlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Aber das war längst vorbei; Taran existierte als magisches Wesen außerhalb des Amuletts, und es gab keinen Kontakt mehr.
    Der Wind wurde stärker. Die Planen knatterten immer lauter.
    Zamorra drehte sich einmal um die eigene Achse, glaubte Bewegungen aus den Augenwinkeln zu sehen, die immer dann verschwanden, wenn er sie näher betrachten wollte.
    Vorsichtig ging der Dämonenjäger tiefer in das Gebäude hinein. Seine Schritte gingen im Lärm der Planen und im dumpfen Brummen der Maschinen unter. Er hielt sich nahe bei den Säulen, um im Notfall eine Deckung parat zu haben.
    Ein infernalisches Brüllen ließ das Gebäude erzittern. Der Boden unter Zamorras Füßen bebte.
    Der Dämonenjäger sah einen Schatten, der rasend schnell auf ihn zuschoss. Instinktiv warf er sich zur Seite.
    Ein riesiger Fuß krachte auf den Beton, nur Zentimeter neben seinem Kopf. Spitze Krallen kratzten über den Boden. Ein zweiter schuppiger Fuß setzte mit solcher Wucht auf, dass Zamorra von der Erschütterung wie auf einem Trampolin in die Luft geschleudert wurde.
    Er kam auf, drehte sich auf den Rücken - und erstarrte.
    Über ihm ragte eine mehr als dreißig Meter hohe Echse auf.
    Sie stand auf zwei Beinen wie ein Tyrannosaurus Rex, aber ihre Arme waren nicht so verkümmert und der Kopf kleiner. Über den Rücken verlief eine Reihe senkrecht stehender Knochenplatten.
    Die Bestie legte den Kopf in den Nacken und brüllte. Kopfgroße Speichelflocken flogen aus ihrem Maul und zerplatzten auf dem Boden.
    Igitt, dachte Zamorra und tastete unwillkürlich nach seinem Gürtel, aber der Blaster befand sich nicht dort, sondern zu Hause im Château Montagne. Da er und Nicole mit dem Flugzeug nach London gereist waren, hatten sie die außerirdischen Strahlenwaffen aus Sicherheitsgründen nicht mitgenommen.
    Der Dämonenjäger stand vorsichtig auf und sah nach oben.
    Die Bestie neigte den Kopf und erwiderte èeinen Blick aus bösartig blitzenden, gelben Augen.
    Das ist kein T-Rex, erkannte Zamorra plötzlich, das ist -
    Er kam nicht mehr dazu, den Gedanken zu beenden.
    Der schuppige Schwanz des Ungeheuers peitschte herum, durchdrang mühelos die Stahlträger und schoss genau auf den Parapsychologen zu.
    Er konnte nicht mehr ausweichen.
    ***
    London, 30. September 1888
    Sir Henry senkte den Kopf und wandte sich von der Ermordeten ab. Sie war nicht so schrecklich verstümmelt wie die ersten beiden Opfer, aber der Anblick reichte ihm trotzdem.
    Dieses Mal gab es keine Menschenmenge, nur die zwei Polizisten, die das Opfer entdeckt und Verstärkung herbeigerufen hatten. Jetzt standen sie zitternd in der nächtlichen Kälte.
    Sir Henry war froh, vor den ranghohen Beamten und Reportern eingetroffen zu sein. Das gab ihm die Gelegenheit, mit den Polizisten ein paar Worte zu wechseln.
    Er griff in die Tasche seines Anzugs, den er unter dem langen schwarzen Cape trug, und förderte einen silbern glänzenden Flachmann zu Tage. Er schraubte den Deckel ab und reichte einem der Polizisten den Metallbehälter.
    »Schreckliche Nacht«, sagte er beiläufig, »feucht und kalt.«
    Der Polizist nahm den Flachmann dankbar entgegen.
    »Da haben Sie Recht, Sir«, entgegnete der ältere Uniformierte und trank einen großen Schluck. »Es wird ein kalter Herbst und ein noch kälterer Winter.«
    Er reichte den Flachmann seinem jüngeren Kollegen, der kopfschüttelnd ablehnte und weiter in die Nebelschwaden starrte, die träge durch die düsteren Straßen zogen. Im Licht der Laternen sah Henry, dass seine Mundwinkel nervös zuckten. Der Polizist hatte Angst.
    »Wissen Sie schon, wer sie ist?«, fragte der Adlige mit einem Blick auf die Leiche.
    Der ältere Uniformierte hob die Schultern. »Nein, Sir, aber so wie sie aussieht, dürfte sie eine Nutte sein. Da hat Jack wohl wieder zugeschlagen. Wir…«
    »Bill«, unterbrach ihn sein Kollege warnend.
    Der Angesprochene runzelte kurz die Stirn, schien aber dann zu begreifen, warum er unterbrochen worden war.
    »Das ist natürlich nicht offiziell, Sir«, fuhr er hastig fort, »und wenn jemand schreiben würde, ich hätte das gesagt, würde ich ihn einen Lügner nennen, Sir. Sie verstehen.«
    »Natürlich. Aber ich bin kein Reporter, nur ein interessierter Bürger.«
    Henry verstand die plötzliche Vorsicht des Polizisten nur zu gut. Die Zeitungen überschlugen sich förmlich mit Spekulationen über die Identität des Mörders.
    Jede politische Gruppierung versuchte, die Morde für ihre eigenen Zwecke zu nutzen, ob es die

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