0685 - Tod aus der Tiefe
haben.«
»Falls er nicht noch mit anderen Fähigkeiten aufwartet, die wir bisher bei Monstern dieser Art noch nicht erlebt haben«, gab Nicole zu bedenken.
»Immerhin können wir davon ausgehen, dass wir mit dem Amulett zurechtkommen«, meinte Zamorra. »Wir sollten uns vorsichtshalber noch mal mit Ten… mit Seneca zusammensetzen und darüber reden. Verdammt, mir fällt es einfach schwer, mich an seinen neuen Namen zu gewöhnen! Bei Robert deDigue war das einfacher, weil wir ihn als diesen nur bei den Zeitreisen in die Vergangenheit erlebt haben… aber jetzt?«
»Wir werden uns damit abfinden müssen«, sagte Nicole schulterzuckend. »Es ist seine Entscheidung…«
Seneca öffnete auf das Klopfen an der Tür sofort.
»Kommt ’rein«, sagte er knapp. »Nein, ihr stört nicht.« Die Zwillinge hockten auf einem der Betten und waren mit einer Partie Schach befaßt. Zamorra hob die Brauen; zwischen den Telepathinnen und dem Abenteurer schien es eine unsichtbare Barriere zu geben.
»Schmieden wir mal ein gemeinsames Plänchen, das wir morgen ohne Alleingänge durchführen«, schlug der Dämonenjäger vor und legte den Ausdruck auf den Tisch. »Wollen doch mal sehen, ob wir diesem Dämon nicht an den Kragen gehen können. Was hältst du von seinen mutmaßlichen Fähigkeiten?«
Seneca runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«, fragte er.
»Du kennst ihn doch. Wir können nur theoretisieren.«
Sekundenlang spürte er eine deutliche Unruhe bei seinem Freund. Seneca wirkte wie jemand, der sich bei einer Lüge ertappt sah. Aber dann war es wieder vorbei.
»Ich kenne ihn eben nicht. Ich war damals nicht an Bord«, sagte er.
»Aber du hattest jetzt mit ihm zu tun.«
»Ach so«, brummte er. »Na schön, setzt euch. Schauen wir uns die Sache mal an… alles ist möglich…«
***
Präger erwachte. Sein Kopf schmerzte. Langsam richtete er sich auf.
Jemand hatte ihn niedergeschlagen, gerade als er durchs Kabinenfenster in Munros Kajüte schauen wollte, um sich zu vergewissern, was Munro und dieser Landriss, oder wie auch immer der Typ hieß, da machten.
Genau in diesem Moment!
Munro!
Der musste irgendwie herausgefunden haben, dass er, Präger, neugierig geworden war. Na, kein Wunder bei der High-Tech an Bord, da gab's bestimmt Infrarotkameras, die alles überwachten und aufzeichneten. Und damit Präger nichts mitbekam, hatte Munro irgendwie rechtzeitig seine Kabine verlassen, um ihm eins überzuziehen…
Wie unlogisch das war, begriff der Mann überhaupt nicht. Er hatte sich in sein Feindbild verbissen, und jetzt endlich sah er eine Chance, es seinem Feind heimzuzahlen.
Das Licht in Munros Kapitänskajüte brannte jetzt nur sehr gedämpft. Dennoch konnte Präger die Schatten zweier Männer sehen.
Diesmal verzichtete er darauf, sich dem Fenster zu nähern. Er wollte kein zweites Mal niedergeschlagen werden, weil die Überwachungssysteme den Skipper rechtzeitig alarmierten. Er wollte nicht wieder in einem dunklen Winkel zwischen den Aufbauten liegen.
Was er sonst noch in dieser Nacht verpasst hatte, ahnte er nicht einmal.
Aber als im Osten ein Lichtstreifen den kommenden Morgen ankündigte, sah er, wie dieser Landriss, dieser seltsame Blonde, Munros Kabine verließ und seinem eigenen Quartier unter Deck zustrebte.
Verdammt, dachte Präger. Jetzt habe ich dich endlich am Arsch, du verdammter Lumpenhund - im wahrsten Sinne des Wortes!
***
Auf eine Frage hatte Seneca nicht geantwortet, war ihr immer wieder ausgewichen: warum er so versessen darauf war, den Schatz aus dem Wrack zu bergen!
Was lag ihm daran?
Der materielle Wert konnte es nicht sein. Im Vergleich zu dem Vermögen, das Seneca bei Bedarf jederzeit aus der Tendyke Industries ziehen konnte, war es ein Klacks. Auch wenn Zamorra nicht wusste, wie hoch der Wert der versunkenen Fracht zu be-Ziffern war - mochten es ruhig einige Millionen Dollar oder Euro sein -lohnte es sich für Seneca kaum, diesen Schatz zu bergen. Er würde seinen Besitz nicht nennenswert vergrößern können - und möglicherweise würde Räubervater Staat seinen unverdienten Anteil fordern. Zamorra besaß zwar neben dem französischen auch einen amerikanischen Pass, aber er kannte die US-amerikanische Rechtslage in Betracht auf Schatzbergung nicht. Zwar lag das Wrack weit außerhalb der Drei- und Zwölf-Meilen-Zonen, aber da Seneca als US-amerikanischer Staatsbürger galt, mochte es sein, dass Uncle Sam seine gierigen Finger drauflegte.
Worum also ging es Seneca bei der Bergung
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