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0686 - Engel der Finsternis

0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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der im Nichts endete.
    »Scheiße«, murmelte der Dämonenjäger leise. Er nahm an, dass Howard inzwischen wieder zu sich gekommen war und die anderen von seiner Flucht unterrichtet hatte. Vermutlich suchten sie bereits nach ihm.
    Außerdem lief ihm die Zeit davon. Mit jeder Minute, die er mit der Suche nach dem richtigen Weg verschwendete, wurde die Zeitschau riskanter. Schon jetzt bewegte er sich näher an der Vierundzwanzig-Stunden-Grenze, als ihm lieb war.
    Zamorra sah hinauf zu den Sternen. Er schätzte, dass er zu weit nach Osten geraten war. Wenn er einen Bogen nach Westen ritt, musste er also zurück zur Straße finden. Das war immerhin besser, als den ganzen Weg zurückzureiten und von vorne anzufangen.
    Der Parapsychologe verfluchte seine eigene Unaufmerksamkeit. Er wendete das Pferd, das gehorsam lostrabte, aber nach nur wenigen Metern stehen blieb.
    »Fällst du mir jetzt auch noch in den Rücken?«, seufzte Zamorra und strich dem Tier beruhigend über den Hals. Seine Blicke versuchten die Dunkelheit zu durchdringen, aber er fand kein Hindernis, das den Weg des Pferdes blockierte.
    Zamorra gab ihm erneut die Hacken. Das Tier tänzelte nur einmal nervös und blieb stehen. Irgendetwas schien ihm Angst zu machen.
    Heute geht auch alles schief, dachte Zamorra und stieg ab. Zur Sicherheit zog er den Stock hervor, den er sich seitlich hinter seinen Gürtel geklemmt hatte. Wenn sich eine Schlange oder ein Wolf im hohen Gras verborgen hatte, war er wenigstens bewaffnet.
    Vorsichtig machte er einen Schritt nach vorn und lauschte in die Nacht. Nichts rührte sich. Nur der Wind strich mit leisem Rauschen über das Gras. In der Ferne schrie eine Eule.
    Zamorra ging einen weiteren Schritt - und prallte gegen eine Wand.
    Überrascht stieß er die Luft aus.
    Mit den Handflächen tastete er über die unsichtbare Oberfläche, die so unnachgiebig war, als hätte man sie gemauert. Die Magie kribbelte unter seinen Fingerspitzen.
    So ähnlich musste sich die weißmagische Schutzglocke anfühlen, die um sein Château Montagne im südlichen Loire-Tal errichtet war und vor dem Eindringen schwarzblütiger oder dämonisierter Angreifer schützte. Die wurden davon zurückgeworfen. Da Zamorra selbst kein Dämon war, kannte er diesen Effekt allerdings nur aus zweiter Hand.
    Denn normale Menschen konnten diese unsichtbare Abschirmung durchschreiten, ohne sie überhaupt zu bemerken.
    Sollte es sich hier um eine ähnliche Barriere mit umgekehrter magischer Polarisierung handeln?
    Zamorra zog das Amulett unter seinem Hemd hervor und presste es gegen die Barriere. Nichts geschah.
    »Also schwarzmagisch bist du schon mal nicht«, murmelte er zu sich selbst. »Aber was bist du?«
    Der Dämonenjäger legte beide Hände auf die unsichtbare Wand und schloss die Augen, um sich in Trance zu versetzen. Sein Gefühl für Raum und Zeit schwand, als sein Geist nach der fremden Magie tastete und sie erkundete.
    Sie war tatsächlich fremd, weder schwarz noch weiß, sondern auf eine unbestimmbare Weise grau. Zamorra fühlte sich an die Magie der Aborigines erinnert, die er vor nicht allzu langer Zeit in Australien kennen gelernt hatte. Die hatte ebenfalls nicht in die normalen Muster gepasst und schien ihre Kraft aus der Natur zu beziehen, wenn auch auf andere Weise. [2]
    Vielleicht lag es an dieser Ähnlichkeit, dass es Zamorra relativ schnell gelang, die Strukturen der unsichtbaren Barriere zu durchschauen. Er erkannte, was sie tat und wie sie es tat. Nur, warum sie erschaffen worden war, konnte er daraus nicht ersehen.
    Der Parapsychologe drang tiefer in die Strukturen ein. Er fragte sich, ob er genügend Kraft besaß, um die Magie zu verändern. Vorsichtig begann er, die einzigen Stränge zu verschieben.
    Im gleichen Moment drang helles Licht durch seine geschlossenen Lider. Das Pferd wieherte verängstigt.
    Zamorra riss die Augen auf und trat instinktiv einen Schritt zurück.
    »Wow…«, sagte er beeindruckt.
    Um ihn hemm leuchtete die Barriere. Wie eine riesige goldene Kuppel bedeckte sie das Land und erhob sich weit in den Himmel hinein. Die Ebene lag taghell unter ihr. Vögel, die glaubten, den Tagesanfang verpasst zu haben, stiegen erschrocken auf und begannen zu singen.
    Nur Sekunden später verlosch das Licht. Die Nacht fiel so schnell über die Ebene, dass Zamorra für einen Moment nichts außer weißen Flecken sah, die vor seinen Augen tanzten.
    Ein mulmiges Gefühl beschlich ihn. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er das Leuchten

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