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0686 - Engel der Finsternis

0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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seine Helfer nicht sich selbst überlassen.
    Hanhepi stand langsam auf und strich sich durch die Haare. In all den Jahren hatte er nie erlebt, dass sich die Barriere so verhielt. Etwas musste geschehen sein.
    Er legte die Hand auf die unsichtbare Wand und fühlte die Strömungen, die von ihr ausgingen. Sofort fiel ihm das fremde Element auf, das sich unter die vertraute Magie gemischt hatte. Jemand hatte versucht, die Barriere zu verändern - und hatte dabei eine deutliche Spur hinterlassen.
    Einen Moment wog Hanhepi seine Prioritäten ab.
    Ein unbekannter Faktor war auf der anderen Seite der Wand aufgetaucht. Es war nicht Wakinyan gewesen, der auf die Barriere eingewirkt hatte, sondern ein Fremder. Wenn ihm das gelungen war, musste sich dieser Fremde wesentlich besser mit den magischen Künsten auskennen als Hanhepi selbst - was, wie er zugeben musste, nicht sonderlich schwer war, denn er hatte es nie zu mehr als durchschnittlichem Können gebracht.
    Der Indianer traf seine Entscheidung. Es war wichtiger, der Spur des Fremden zu folgen, als seine Helfer zu bewachen, denn möglicherweise war er der unvorhersehbare Zufall, der seinen Plan zum Scheitern bringen konnte.
    Hanhepi konzentrierte sich auf die Spur unter seiner Handfläche und ging los.
    ***
    Zamorra warf sich zur Seite.
    Wilder Flügelschlag. Ein Fauchen.
    Etwas, das sich wie trockenes Leder anfühlte, streifte seinen Arm.
    Ein Vampir?, dachte der Dämonenjäger unwillkürlich, verwarf die Idee aber sofort wieder. Das Amulett hätte reagiert, wenn Schwarze Magie im Spiel gewesen wäre.
    Noch während er auf dem Boden lag, sah er auf - und traute seinen Augen nicht.
    Über ihm schwebte ein Indianer, der nackt bis auf einen Lendenschurz war. Auf seiner Brust glaubte Zamorra schwarze Symbole zu erkennen, aber er war sich nicht sicher. Seine Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem beansprucht: den zwei ledernen Schwingen, die aus dem Rücken des Indianers wuchsen und ihn mit kraftvollen Flügelschlägen in der Luft hielten.
    Lamyron!
    Im ersten Moment erinnerte der Fliegende Zamorra an jenes Wesen von einer anderen Welt, das vom Dunklen Lord getötet worden war. Aber Lamyron war anders gewesen. Er spiegelte eine völlig andere Kultur wider, und…
    Jener Hauch von Magie, der ihm anhaftete, fehlte hier.
    Genauer gesagt: er war anders. Als Zamorra Lamyron zum ersten Mal begegnet war und ihn auf einer fremden Welt aus der Gefangenschaft der Unsichtbaren befreite, hatte er jene Aura auch nicht wahrgenommen. Erst bei späteren Begegnungen kam es zu einer Art Wiedererkennungseffekt, der ihm bis zu diesem Zeitpunkt aber nicht einmal bewußt geworden war. Erst jetzt, da er ein anderes, ähnliches geflügeltes Geschöpf sah, brach die Erinnerung an jenen magischen Eindruck hervor.
    Diesem hier fehlte das Prophetische, das Lamyron angehaftet hatte.
    Zamorra war deshalb sicher, dass dieser Geflügelte nicht zu Lamyrons Volk gehörte, von dem Zamorra bis heute nicht wusste, wo in den Tiefen des Universums es lebte.
    Oder…?
    »Ich könnte dich töten«, sagte der Unbekannte.
    Zamorra setzte sich auf. »Du könntest es versuchen.«
    Argwöhnisch und mit angespannten Muskeln beobachtete er, wie der Indianer langsam nach unten schwebte. Erst als die Flügel hinter seinem Rücken verschwanden und er sich im Schneidersitz auf dem Boden niederließ, entspannte sich der Dämonenjäger. Anscheinend waren seine einleitenden Worte eine Warnung gewesen und keine Aufforderung zum Kampf.
    Auch in diesem Verhalten unterschied er sich von Lamyron.
    »Ich bin Wakinyan, Priester des Krähengottes«, stellte sich der Indianer vor. »Es freut mich zu sehen, dass du gestern zu uns gekommen bist, Zamorra.«
    »Nicht ganz freiwillig.«
    Wakinyan neigte den Kopf. »Der Krähengott hielt es für richtig, deinen Weg an diesen Ort zu führen. Es passiert nur sehr selten, dass er Fremde zu uns bringt. Diese große Ehre…«
    »Ich will einfach nur wissen, was hier los ist«, unterbrach Zamorra ihn ungeduldig. Er wusste, dass er damit eine grobe Unhöflichkeit beging, aber nach einem Tag voller Lügen und Geschwafel, hatte er es einfach satt.
    Der Indianer schwieg einen Moment. Seine Finger strichen über das Gras. Zamorra sah keinerlei Regung in seinem Gesicht. Er glaubte schon, Wakinyan so stark beleidigt zu haben, dass der das Gespräch abgebrochen hatte.
    Doch dann sprach der Indianer weiter, und Zamorra verstand, dass Wakinyan nicht verärgert über die Unterbrechung war. Sie hatte ihn bloß aus

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