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0686 - Engel der Finsternis

0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Parapsychologe zündete eine Lampe an und zog die Tür hinter sich zu. Die Boxen waren bis auf den letzten Platz gefüllt. Einige Pferde hatte man sogar einfach nur an quer gespannten Stricken angebunden. Anscheinend war man nicht daran gewöhnt, dass sich so viele Menschen an einem Ort befanden wie bei diesem Fest.
    Zamorra ging auf das erstbeste Tier zu und sprach beruhigend auf es ein, während er den Sattel auflegte. Das dunkle Pferd machte einen relativ trägen Eindruck, was ihm gelegen kam, denn er wusste nicht, wie gut er mit seiner Verletzung reiten konnte.
    Draußen blieb es still. Zamorra band das Pferd los und wollte gerade den Stall verlassen, als ihm im Kerzenlicht ein unförmiger großer Gegenstand auffiel, der unter einigen Decken lag.
    Der Dämonenjäger stutzte. Er glaubte, selbst bei diesen schlechten Lichtverhältnissen erkennen zu können, was sich unter den Decken verbarg. Ungläubig ging er darauf zu und zog den groben Stoff zur Seite.
    Eine der Decken rutschte zu Boden. Darunter spiegelte sich schwarzes Metall und blitzender Chrom im Kerzenlicht. Zamorra hätte die markante Form unter Tausenden wiedererkannt, schon allein, weil Nicole eine erklärte Liebhaberin dieses Wagentyps war.
    Unter den Decken stand ein Cadillac.
    ***
    »Du erkennst mein Problem«, sagte Vince Realbird und zündete sich genüsslich eine Zigarre an. »Diese lästige Barriere hindert mich daran, zu euch zu kommen und dich daran, jemals wieder die Außenwelt zu sehen. Dumme Situation, nicht wahr?«
    Alan Smith tastete mit flachen Händen die unsichtbare Wand ab. Er wusste, dass er wie einer dieser dämlichen Pantomimen aussah, die in Fußgängerzonen vorgeben, hinter einer Glaswand gefangen zu sein, aber er konnte nicht anders.
    »Sind wir deshalb abgestürzt?«, fragte er. »Sind wir gegen diese Wand geprallt?«
    Der Indianer nickte. »Eigentlich hättet ihr daran zerschellen müssen. Die Barriere liegt wie eine Kuppel über dem Land. Fünfzehn Meilen Durchmesser, bis zu zwei Meilen hoch. Eine grandiose Leistung, auch wenn es mir schwer fällt, das zuzugeben.«
    »Moment, ich versteh das nicht. Wie kann es mitten in Amerika eine unsichtbare Wand geben? Hier müssen doch ständig Flugzeuge abstürzen oder Autos verunglücken. Wieso sehe ich davon nichts auf CNN?«
    »Weil das ganze Land fast bis hinauf nach Sumatra Privatbesitz ist -mein Privatbesitz. Der Staat Montana glaubt, das dies ein Testgelände für militärische Sprengstoffe ist und hat deshalb ein Überflugs- und Durchfahrtsverbot erteilt. Der Pilot deiner Maschine hatte es wohl ein wenig eilig und hat deshalb die Abkürzung genommen.«
    Ups, dachte Smith und erinnerte sich an die Unterhaltung mit dem Piloten, bei der eine Reihe Scheine den Besitzer gewechselt hatten. Nicht der Pilot hatte es eilig gehabt, sondern er…
    »Aber wie ist das alles möglich?«, fragte der Regisseur, um vom Thema abzulenken.
    Realbird breitete die Arme aus und lächelte. »Magie.«
    Die Erklärung überraschte Smith nicht sonderlich. In den letzten Stunden hatte er Unsterblichkeit und unsichtbare Barrieren kennen gelernt. Ab einem gewissen Punkt war es egal, welches Weltbild als nächstes umgestoßen wurde - man nahm es einfach als gegeben hin.
    Der Indianer schien von seiner fehlenden Reaktion enttäuscht zu sein und schnippte etwas Asche von seiner Zigarre.
    »Also gut«, sagte er dann im Tonfall eines Geschäftsmanns. »Lass uns zum Grund dieser kleinen Unterhaltung kommen. Auf deiner Seite lungern seit langem ein paar Unsterbliche herum, die mich… nun, sagen wir… verärgert haben. Ihr Anführer ist ein Indianer namens Wakinvan.«
    Realbird spuckte den Namen Smith entgegen. Zum ersten Mal seit Beginn ihres Gesprächs drang der Hass, den der Indianer spürte, durch seine aalglatte Maske.
    »Nun«, fuhr er fort, als sei nichts geschehen. »Dieser Wakinvan hat die Barriere geschaffen, um mir den Eintritt zu verwehren, eine durch und durch unsportliche Geste, findest du nicht?«
    Smith hob die Schultern, wusste nicht genau, was er sagen sollte, aber Realbird gab ihm auch keine Gelegenheit dazu.
    »Um die Situation etwas ausgeglichener zu gestalten, wäre es schön, wenn die Barriere verschwindet. Das ist eigentlich ganz einfach. Ein Sterblicher - also du - muss Wakinyan töten…«
    Mord, dachte Smith. Ich habe es geahnt.
    Seit der alte Mann erwähnt hatte, wie Unsterbliche zu töten sind, hatte er geahnt, dass es auf eine solche Frage hinauslaufen würde. Er hatte sich den ganzen

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