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0686 - Engel der Finsternis

0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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versehentlich ausgelöst hatte. Wahrscheinlicher war, dass es sich um eine Alarmfunktion handelte, die von dem Magier, der die Barriere erschaffen hatte, eingeflochten worden war, um ihn vor Eindringlingen zu warnen.
    Das war wohl auch gelungen, denn das Leuchten musste kilometerweit sichtbar gewesen sein.
    Ungeduldig wartete Zamorra darauf, dass seine Augen sich wieder an die Dunkelheit gewöhnten. Es war besser, wenn er so schnell wie möglich verschwand - bevor der Magier auftauchte…
    Ein plötzlicher Windstoß ließ ihn frösteln. Ein weiterer peitschte das Gras auf.
    Zamorra fuhr herum, hörte über sich ein Geräusch wie von tausend Fledermausflügeln.
    Er sah auf, seine Augen weiteten sich.
    Ein riesiger schwarzer Schatten schoss genau auf ihn zu!
    ***
    Katherine Dunbar schlug das Büffelfell zurück, das den Eingang des Zeltes bildete, und trat ein.
    »Wakinyan?«, fragte sie nervös in die Dunkelheit.
    Niemand antwortete.
    Katherine wusste, dass der Priester es nicht mochte, wenn sie sich allein in seinem Zelt aufhielt, aber sie sah keine andere Möglichkeit. Sie musste herausfinden, was sie tun sollte.
    Mit Schaudern dachte sie an den Ausdruck auf Howards Gesicht, als er in die Scheune taumelte und ihnen erzählte, was passiert war. Dieser Zamorra hatte ihn tatsächlich verletzt. Howard war, so glaubte er zumindest, geschlagen worden und hatte das Bewusstsein verloren.
    Katherine konnte sich kaum noch daran erinnern, wie sich Schmerz anfühlte, und auch Howard war es nicht möglich gewesen, das Gefühl zu beschreiben. Als er es versuchte, sah Katherine die plötzliche Angst auf den Gesichtern ihrer Freunde. Keiner von ihnen hatte so etwas je gespürt und es erschreckte sie, dass jemand, der die Macht dazu hatte, auf ihrer Seite der Wand war.
    Katherine Dunbar wusste, dass in diesem Moment etwas in ihnen allen zerbrochen war, das sie nie wieder bekommen würden. Die Angst war in das verlorene Paradies gekommen.
    Und gerade in dieser beklemmenden Situation verschwand der Priester. Schlimmer hätte es nicht kommen können.
    Sie zündete mit zitternden Fingern eine Kerze an und stellte sie in die Mitte des Zeltes. Dann hockte sie sich auf eines der Felle. Leise begann sie zu singen.
    Noch nie zuvor hatte sie es gewagt, allein den Krähengott anzurufen.
    Selbst wenn Wakinyan dabei war, sprach sie nie zu ihm, sondern immer nur er. Katherine glaubte, neben ihrem Körper zu stehen, als ihre Finger mit traumwandlerischer Sicherheit nach den Federn griffen und sie über die Kerze führte. Sie hatte nicht genügend Zeit, um das Ritual vollständig durchzuführen. Die Kurzform musste genügen. Dabei waren die Ratschläge des Krähengotts zwar weniger präzise, aber Katherine hoffte, dass sie ihr trotzdem noch genug verrieten, um eine Entscheidung zu treffen.
    Sie verneigte sich ein letztes Mal vor den Kräften, die sie wecken würde, dann zog sie mit geschlossenen Augen zwei Federn aus dem Bündel und steckte sie in den Sand.
    Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie auf den ersten Blick, welche Entscheidung der Krähengott getroffen hatte..
    Die Federn zeigten Gewalt und Tod.
    Das konnte nur eines bedeuten: Zamorra musste sterben.
    ***
    Hanhepi kam auf die Beine, als die Barriere aufleuchtete. Ohne zu zögern rannte er darauf zu - und sprang!
    Das Licht verlosch. Der Indianer prallte gegen die unsichtbare Wand und wurde zurückgeschleudert. Kopfüber schlug er auf dem Grasboden auf.
    Einen Augenblick blieb er liegen, um sich zu sammeln. Natürlich hatte sich Hanhepi nicht verletzt, aber es ärgerte ihn, ein so lächerliches Bild abgegeben zu haben. Das war unter seiner Würde.
    Zum Glück hatte jedoch niemand den Zwischenfall gesehen. Die beiden anderen Personen, die sich außer ihm auf der Lichtung befanden, lagen auf der anderen Seite und rührten sich nicht. Duane schlief den Schlaf der Erschöpfung, während Smith unter dem Einfluss des Kräutersuds stand, der ihn im Schlaf zu neuen Kräften kommen ließ.
    Hanhepi hatte darauf bestanden, dass sie bis zum nächsten Morgen bei ihm blieben, auch wenn Duane protestiert hatte, weil seine Tasche sich noch in der Hütte befand und er sie über Nacht nicht allein lassen wollte. Auch Smith war von der Aussicht, unter offenem Himmel zu schlafen, nicht sonderlich begeistert.
    Trotzdem hatte der Indianer sich durchgesetzt. Die Gefahr, dass sein Plan im letzten Moment von Wakinyan oder einem unvorhersehbaren Zufall durchkreuzt wurde, war zu groß. Er konnte und wollte

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