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0686 - Engel der Finsternis

0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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drängten sich mittlerweile in der umgebauten Scheune, die unter dem Rhythmus ihrer stampfenden Füße erbebte. Ein Fiedler mühte sich mit Square-Dance-Melodien ab, die von der Menge mit geradezu hysterischer Begeisterung aufgenommen wurden. Zamorra fragte sich, wie viele von ihnen an der Reinigungsaktion der Absturzstelle teilgenommen hatten.
    Die ganze Szenerie war unwirklich. Die übertriebene Fröhlichkeit der Menschen, das eingefrorene Grinsen auf ihren Gesichtern, während der Schweiß in Bahnen über ihre tanzenden Körper rann und die toten Krähen, die über Türen und Fenstern hingen, wirkten wie Teile eines absurden Theaterstücks, bei dem Zamorra der einzige Zuschauer war.
    Und der Einzige, der keinen Plan hat, worum es geht, führte er den Gedanken fort. Er hatte gehofft, auf dem Fest zumindest Andeutungen über die Gründe für das seltsame Verhalten der Einwohner zu bekommen, aber die Leute, die ihn ansprachen, ergingen sich in Nichtigkeiten und Smalltalk. Tauchten Fragen auf, die ihnen nicht passten, wechselten sie das Thema.
    Er dachte an den merkwürdigen Schatten, den er während der Zeitschau gesehen hatte. Das war sein einziger Anhaltspunkt.
    Ich muss zurück an diesen Ort, entschied der Dämonenjäger. Er öffnete die Augen und griff nach dem Gehstock, den ihm ein übereifriger Dorfbewohner aufgedrängt hatte. Zur Not konnte er sich damit verteidigen.
    Zamorra stand auf und drängte sich durch die Menge. Immer wieder versuchten ihn Leute in Unterhaltungen zu verwickeln, aber er ignorierte sie einfach.
    Er hatte die Tür fast erreicht, als hinter ihm die Musik erstarb. Es wurde still.
    Der Dämonenjäger blieb stehen und drehte sich um.
    Alle starrten ihn an.
    Zamorra sah keinen Hass in ihren Blicken, nur ein vollkommenes Unverständnis, als könnten sie nicht begreifen, dass er das Fest, für das sie so hart gearbeitet hatten, verlassen wollte. Er räusperte sich.
    »Bitte lasst euch von mir nicht den Spaß verderben«, sagte er so laut, dass ihn jeder verstehen konnte. »Es ist ein sehr schönes Fest. Ich bin nur etwas müde. Gute Nacht.«
    Eine Frau, die man dem Parapsychologen als Katherine vorgestellt hatte, löste sich aus der Menge.
    »Wir würden uns freuen, wenn du noch etwas bleiben würdest, Zamorra. Du hast noch nicht alle kennen gelernt.«
    So wie Katherine das sagte, klang es nicht wie eine Bitte, sondern eher wie ein Befehl. Die anderen Dorfbewohner nickten zustimmend.
    »Dafür ist wohl morgen auch noch Zeit«, entgegnete Zamorra schärfer als beabsichtigt. In den Augen der jungen Frau blitzte es. Einen Moment sah es so aus, als wolle sie widersprechen, aber dann senkte sie den Blick.
    »Also gut. Wir verstehen, wenn du dich ausruhen möchtest. Howard wird dich in sein Haus begleiten. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht«, echote der Rest des Dorfs.
    Zamorra hätte zwar lieber auf die Begleitung verzichtet, aber er wollte das Misstrauen nicht noch zusätzlich schüren. Auch der Sheriff wirkte nicht sonderlich begeistert über seinen Auftrag. Er nahm eine der Lampen, die für solche Zwecke neben der Tür standen, und folgte Zamorra nach draußen.
    »Es war ein wirklich schönes Fest«, sagte er, als sie die dunkle Hauptstraße entlanggingen.
    »Ganz toll…«, bestätigte Zamorra ohne jeden Enthusiasmus. Er bedauerte, was er jetzt tun musste, aber er sah keine aridere Möglichkeit, um seinen Bewacher loszuwerden.
    »Erzähl mir etwas über die Menschen, die ich da drinnen getroffen habe«, bat er und löste damit wie erwartet einen weiteren Redeschwall aus.
    Howard schwenkte die Lampe von einer Seite zur anderen, während er sprach. Die flackernde Kerze machte es ihm fast unmöglich zu sehen, was Zamorra neben ihm tat.
    Der Parapsychologe sah sich kurz um, konnte in der Dunkelheit jedoch niemanden sehen. Er wechselte den Gehstock von der linken in die rechte Hand, holte kurz Luft und schlug Howard ansatzlos die Handkante in den Nacken.
    Der Redeschwall des Sheriffs brach plötzlich ab. Er seufzte einmal leise und sackte zusammen. Die Lampe fiel verlöschend zu Boden.
    Zamorra fing Howard auf und zog ihn in eine schmale Gasse zwischen zwei Häusern. Er wartete einen Moment, bis sich seine Augen an das Licht der sternklaren Nacht gewöhnt hatten, dann kam er geduckt auf die Beine und hinkte im Schatten der Häuser bis zum Gemeinschaftsstall.
    Die schiefsitzende Holztür knarrte ein wenig, als Zamorra sie öffnete. Warmer Pferdegeruch schlug ihm entgegen. Eines der Tiere schnaubte.
    Der

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