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0686 - Engel der Finsternis

0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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passiert…
    Langsam wird die Sache unheimlich , dachte er mit einem mulmigen Gefühl. Er öffnete die Tür einen Spalt, vergewisserte sich, dass niemand auf der Lichtung zu sehen war und trat hinaus.
    Ein Knall!
    Unmittelbar neben Zamorra schlug eine Kugel in den Balken.
    ***
    »Woher weißt du, dass er in der Hütte ist?«, fragte Smith nervös.
    Duanes Revolver lag schwer in seiner linken Hand. Das ungewohnte Gewicht erinnerte den Regisseur daran, was er versprochen hatte.
    Warum konntest du nicht im Flugzeug sterben, Zamorra, wie die anderen auch?, fragte er sich beinahe verzweifelt. Als Hanhepi ihm sagte, dass außer ihm noch jemand überlebt hatte, war er zuerst erfreut gewesen. Die Freude hielt sogar noch, als er anhand Hanhepis Beschreibung Zamorra erkannte. Für Smith war der Parapsychologe zwar nur ein arroganter Akademiker, aber er war für einen Moment einfach froh, dass er nicht der einzige Überlebende war.
    Doch dann eröffnete ihm Hanhepi, was er zu tun hatte. Smith wollte sich weigern, wollte dem Indianer deutlich machen, wohin er sich seinen Befehl stecken konnte.
    Wäre da nicht das Angebot gewesen.
    Der Regisseur sah den Titel seines Films bereits vor sich: Interview mit einem Unsterblichen. Nun gut, das erinnerte stark an Interview mit einem Vampir, aber nach seinem Meisterwerk würde sich niemand mehr für den ›Vorgänger‹ interessieren.
    Er konnte Hanhepis Angebot nicht ausschlagen. Es ging nicht nur um den Oscar, den er zweifellos für seinen Film gewinnen würde; es ging vor allem um Geld. Nach drei Schadenersatzprozessen, die er wegen gefälschter Filmaufnahmen verloren hatte, setzte ihm das Studio die sprichwörtliche Pistole auf die Brust. Wenn er nicht bald einen Erfolg drehte, war er aus dem Geschäft.
    Hanhepi brauchte Smith, aber Smith brauchte auch Hanhepi. Ein unsterblicher geflügelter Indianer war seine Fahrkarte in die obersten Riegen Hollywoods. Seine eigene Unsterblichkeit war nur der Bonus, der seinen Ruhm verewigen würde.
    Wen störte da schon ein toter Professor…
    Der Revolver fühlte sich jetzt, wo es Smith gelungen war, den Mord vor sich selbst zu rechtfertigen, nicht mehr so schwer an.
    »Hey«; sagte der Regisseur zu Duane. »Ich hab dich was gefragt. Woher weißt du, wo Zamorra ist?«
    Der Blick des alten Mannes schien aus weiter Ferne zurückzukehren, als er antwortete. »Meine Schwestern erzählen es. Sie sprechen zu mir in meinem Kopf.«
    »Aha…«
    Smith kommentierte die Äußerung nicht weiter. Nach allem, was er in den letzten Stunden erlebt hatte, war es wohl nicht unmöglich, dass irgendwer tatsächlich in Duanes Geist war. Genauso wahrscheinlich war jedoch, dass der alte Mann geisteskrank war. Zumindest hatte er in der Hütte niemanden außer Duane gesehen. Und sie war auch nicht groß genug für drei Personen.
    Duane fasste ihn am Arm.
    »Leise«, sagte er. »Wir sind fast da.«
    Smith sah, dass der Wald sich vor ihm lichtete. Aus der Entfernung sah die Hütte wie ein schwarzer Klotz aus.
    Duane schlug einen Bogen durch den Wald, um nicht über die offene Lichtung zu müssen. Gemeinsam pirschten sie sich an die Hütte an. Als sie näher kamen, bemerkte Smith, dass das Innere schwach erleuchtet war.
    Irgendwo heulte ein Coyote.
    Smith machte einen erschrockenen Satz nach vorne. Ein Ast brach laut knackend unter seinen Füßen. Der Regisseur fluchte, als er sah, wie das Licht in der Hütte erlosch.
    »Er geht zur Tür«, flüsterte Duane. »Gleich macht er sie auf.«
    Smith hob den Revolver und zielte. Sein Herz klopfte bis zum Hals.
    »Jetzt«, zischte der alte Mann.
    Die Tür öffnete sich einen Spalt.
    Smith sah das Gesicht des Parapsychologen und drückte ab.
    »Scheiße«, sagte er, als die Tür von innen zugeschlagen wurde. »Daneben.«
    Ein Stück entfernt wieherte ein verängstigtes Pferd, riss sich von den Ästen los, an die es jemand gebunden hatte, und galoppierte über die Lichtung.
    »Du bist zu ungeduldig, Alan.«
    Der alte Mann neigte den Kopf. Einen Moment lang schien er zu lauschen.
    »Er geht nach rechts«, flüsterte er dann, »bleibt stehen. Die Bretter sind zu dünn, um eine Kugel aufzuhalten. Nur hinter den Balken ist er sicher -aber das weiß er nicht…«
    Smith hob erneut die Waffe. Dieses Mal benutzte er beide Hände, so wie er es in Polizeischulungen gesehen hatte.
    »Er geht zum Fenster, duckt sich«, flüsterte Duane weiter. »Ich glaube, er sucht uns. Ein wenig mehr nach rechts.«
    Der Regisseur folgte der Aufforderung mit

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