0687 - Der Spinnenreiter
sonst ebenfalls zu den Toten des Flugzeugabsturzes gehört hätte. Zamorra war sicher, dass Smith und er nur überlebt hatten, weil die Geflügelten sich speziell für sie beide interessiert hatten, um sie zu ihren Werkzeugen zu machen.
Was bei Smith durchaus funktioniert hatte…
Die Schwester, die auf den Namen Lucille Cunningham hörte, stellte ein Frühstückstablett auf Zamorras Tisch.
»Sooooo, Professorchen! Echtes Kraftfutter, damit Sie wieder groß und stark werden!«
Professorchen! So hatte ihn auch noch niemand genannt, -chen…! War es denn zu fassen?
Und das Kraftfutter war auch nicht gerade das, was einen ermatteten Dämonenjäger wieder aufs Fahrrad hieven konnte. Zamorra starrte mit verhaltener Begeisterung auf die Pfannkuchen mit dickem Ahornsirup. Zum Frühstück hatte er eigentlich etwas anderes erwartet - vielleicht ein mit angenehm vielen Scheiben belegtes Schinkenbrötchen. Wenigstens der Kaffee war vermutlich wieder so stark, dass der Löffel darin stehen konnte. Schwester Lucilles Babysprache hingegen stufte er als recht gewöhnungsbedürftig ein. Aber die dralle Blondine war von so einer herzerfrischenden Naivität, dass man ihr einfach nicht böse sein konnte.
Lucille schüttelte Zamorras Kissen auf, wobei sie ihre beachtliche Oberweite unübersehbar in seine Blickrichtung schob. Es war offensichtlich, dass sie einen Blick auf den geheimnisvollen Wissenschaftler aus der Alten Welt geworfen hatte. Sobald aber Nicole bei ihm war, verhielt sich Lucille hingegen so abweisend wie eine Klosterschülerin.
Zamorra seufzte und drehte sich zum Fenster. Lucille war nun wirklich nicht sein Typ, und außerdem gab es im Grunde nur eine Frau in seinem Leben: Nicole Duval.
Kaum hatte er an sie gedacht, schon öffnete sich die Tür innerhalb weniger Minuten zum zweiten Mal. Die zur Abwechslung mal wieder dunkelhaarige Französin - vor ein paar Tagen hatte sie noch einen hellblauen Schopf präsentiert! - betrat das Krankenzimmer.
»Guten Morgen«, flötete sie. »Ich hoffe, ich störe nicht…«
An diesem Tag trug Nicole eine Bluejeans, eine groß karierte Flanellbluse und schwere Boots mit Profilsohle. Klamotten, die sie garantiert nicht in einer ihrer bevorzugten Boutiquen auf der Avenue Montaigne in Paris gekauft hatte. Sie unterschied sich momentan in nichts von einem typischen Girl aus dem Mittleren Westen.
Das war ansonsten nicht gerade ihr Modestil.
Und hellblaues Haar hätte dazu ganz bestimmt auch nicht gepasst.
Lucille warf den Kopf herum und funkelte Nicole eifersüchtig an. Offensichtlich war sie sauer darüber, nicht, mehr mit Zamorra allein sein zu können. Mit hoch erhobenem Haupt rauschte sie aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
»Wer hätte diesem kerngesunden Landkind ein solches Temperament zugetraut«, meinte Nicole schulterzuckend und ging zu Zamorra hinüber. »Guten Morgen, Cheri.«
Sie begrüßte ihren Chef und Lebensgefährten mit einem zärtlichen Kuss. Zamorra legte die Arme um sie.
»Wie geht es dir?«
»Jetzt schon viel besser, Nici.«
Die Sekretärin grinste schelmisch, setzte sich und schlug die langen Beine übereinander.
»Jetzt, wo es endlich Pfannkuchen mit Ahornsirup zum Frühstück gibt?«
Zamorra schüttelte den Kopf, stopfte sich aber trotzdem ein Stück von den heißen Teigfladen in den Mund. Er hatte mörderischen Hunger.
»Jetzt, wo du wieder da bist.«
»Die Medizinmänner sagen, sie wollen dich noch ein paar Tage zur Beobachtung hier behalten, Chef.«
Medizinmänner. Ahnte Nicole, dass sie damit wieder Erinnerungen an die Geflügelten in Zamorra weckte?
Er schüttelte unwillig den Kopf, spülte den Pfannkuchen mit Kaffee herunter.
»Kommt gar nicht in die Tüte. Ich bin wieder fit. Ein wenig erschöpft vielleicht noch. Aber so gut versorgt ich hier auch bin, mir fehlt Bewegung. Und erholen kann ich mich immer noch am besten auf meinem eigenen Schloss.«
Nicole nickte zustimmend. Auch sie sehnte sich nach ein paar Tagen Ruhe auf Château Montagne. Zusammen mit Zamorra. Die Arbeit konnte auch noch ein paar Tage länger warten.
»Ich habe mich übrigens mit Carsten Möbius unterhalten und ihn vor der feindlichen Übernahme durch Tendyke Industries gewarnt«, warf sie ein.
»Und wie hat er darauf reagiert?«
»Schulterzuckend und überraschend gelassen«, erwiderte Nicole. Vor kurzem hatten der unter dem Namen Ty Seneca wieder aufgetauchte Robert Tendyke und sein Geschäftsführer Rhet Riker dessen alten Plan wieder
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