0687 - Der Spinnenreiter
aufgefangen, ehe er der Länge nach auf den Linoleumboden stürzen konnte.
Ihm folgten Zamorra und Nicole, aber die stürzten und stolperten nicht, sondern kamen halbwegs normal aus dem kleinen Bad. Zamorra sah Ted, schaltete sofort: »Hast du deinen Kristall greifbar?«
»Klar…«
»Ausbrennen! Sofort!« kommandierte Zamorra wie auf dem Kasernenhof und deutete hinter sich. »Schnell! Mühle zu, Mann! Ehe Stygia was mitkriegt !«
»Also doch die«, murmelte Ted.
Er aktivierte den Dhyarra-Kristall und konzentrierte sich auf sein Zerstörungswerk.
Danach gab es statt des kleinen Badezimmers nur noch nackte Mauern, die teilweise ebenfalls abgetragen worden waren und deren Steine deshalb die Hälfte ihrer Breite eingebüßt hatten, aber durch diese Aktion war auch alles Magische vernichtet worden, das sich in der kleinen Kabine befunden hatte.
Und danach gab es endlich Gelegenheit, sich zu begrüßen.
»Was ist passiert?« fragte Ted.
Gryf zuckte mit den Schultern. »Frag mich was Leichteres.«
»Stygia hat versucht, uns in eine fremde Welt zu bringen, damit deren Bewohner uns killen sollten«, vereinfachte Zamorra die Erklärung. Für ausführliche Schilderungen war später immer noch Zeit. Er musste erst einmal selbst darüber nächdenken.
Er sah Nicole und sich an.
Sie trugen wieder die Kleidung, mit der sie von hier verschwunden waren - Nicole ihr Country-Outfit, er selbst das lächerliche Engelhemd. Das fetzte er sich vom Körper, ging zum Spind und fand darin seine Kleidung, die er nun in aller Ruhe anlegte und dahingehend überprüfte, ob auch nichts fehlte, was er ursprünglich in den Taschen gehabt hatte.
»Und?« fragte Ted.
»Wir leben noch, oder? Ihr habt versucht, uns 'rauszuhauen?«
Ted nickte stumm.
»Danke«, sagte Zamorra. »Verdammt, das wäre eine gewaltige Heldentat geworden. Ihr ahnt vermutlich nicht mal, worauf ihr euch eingelassen habt.«
»Vielleicht wirst du es uns irgendwann einmal in einer schwachen Stunde verraten«, seufzte Gryf.
»Oder es in den Memoiren niederschreiben. Krieg’ ich ein Frei-Exemplar von dir, oder muss ich den Mist dann auch noch kaufen?« brummte Ted.
Zamorra wechselte einen schnellen Blick mit Nicole.
Die nickte ihm zu.
»D’accord«, grinste Zamorra. »Wir suchen uns jetzt eine ganz gemütliche Kneipe mit hübschen Striptease-Girls…«
»…und Boys, darauf bestehe ich«, warf Nicole ein, »und der Teufel soll die holen, wenn sie nicht auch den Slip ausziehen, sonst mach' ich das höchstpersönlich!«
»…saufen uns so richtig schön einen Affen an, und wir erzählen euch beiden ahnungslosen Engeln, was wir erlebt haben«, fuhr Zamorra fort.
Nicole grinste spitzbübisch. »Wenn ihr euch den Affen angesoffen habt, kriegt ihr wenigstens nix mehr von den Girls mit und ich habe freie Hand bei den Boys…«
»Monument mal!«, protestierte Zamorra sofort. »Wovon faselst du, Lustsklavin?«
Unterdessen war Ted bereits zur Tür gegangen und zog sie auf.
Draußen stand in treu-braver Geduld immer noch der Chefarzt.
»Sie können jetzt 'reinkommen, Doctor Naharro«, lud Ted ein. »Wie Sie sehen, ist der Patient geheilt. Wenn Sie also bitte Ihre Paraphe unter den Entlassungsschein setzen würden - und schreiben Sie doch auch gleich eine Rechnung für den Flurschaden.« Damit deutete er auf die zerstörte Nasszelle.
Dr. Naharro hob die Brauen. »Häh?«, fragte er völlig unakademisch.
Ted hieb ihm die Hand auf die Schulter.
»Genau das«, sagte er, »trifft es exakt auf den Punkt.«
ENDE
[1] Siehe Professor Zamorra Nr. 686 »Engel der Finsternis«
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