0689 - Das schwarze Skelett
Kleiderbündel. »Ihre Sachen«, erklärte er. »Ihr Ausweis befand sich dabei.«
Robin nahm ihn entgegen. »Babette Britain«, murmelte er und betrachtete das Foto. Das Mädchen musste zu Lebzeiten recht hübsch gewesen sein; jetzt war davon nicht mehr sehr viel zu bemerken.
»Wer hat sie eigentlich gefunden?«, wollte der Chefinspektor wissen.
»Anonymer Anruf«, sagte Wisslaire. »Von einer Telefonzelle aus, etwa zehn Kilometer von hier. Deshalb habe ich es zu Anfang nicht einmal richtig ernst genommen. Habe dann die Besatzung eines Streifenwagens gebeten, bei Gelegenheit mal nachzusehen. Und - voilà!«
»Zehn Kilometer«, überlegte Robin. »Das heißt, der Meldende will auf keinen Fall in die Sache hineingezogen werden. Der Täter selbst scheidet aus - diese Hütte stinkt mir danach, als diente sie nicht zum ersten Mal einer solchen Tat, und so einen schönen Unterschlupf gibt man doch nicht einfach so auf. Wer also könnte die Meldung gemacht haben?«
»Jemand, der Angst hat, selbst verdächtigt zu werden«, schlug Wisslaire vor. »Jemand, der schon mal auffällig geworden ist…«
»Die ganze Sache hier«, sagte Robin plötzlich, »dürfte Zamorra interessieren. Na, der wird sich freuen, wenn ich ihn gleich schon wieder hierher bitte…«
Er griff zu seinem Handy und wählte den Anschluss im Château Montagne an.
***
Jener, der die Polizei informiert hatte, befand sich gar nicht weit entfernt und beobachtete aus seinem Versteck heraus, was geschah.
Magie verriet ihm, was die Menschen miteinander besprachen. Die Dinge entwickelten sich zufriedenstellend.
Das schwarze Skelett lachte lautlos.
***
Stimmen schallten zu ihnen herüber, als Zamorra und Nicole zwischen den Regenbogenblumen hervortraten.
Die kleine Lichtung an der Flussbiegung war bereits von anderen Besuchern besetzt. Der Geruch eines Holzkohlegrills lag in der Luft, und jemand sang mit melodisch-heller Stimme zu Gitarrenklängen.
»Hört sich nach unserem Kleeblatt an«, murmelte Zamorra und meinte damit eine Clique von vier Jugendlichen, die fast ständig zusammenhockten, und mit denen sie auch schon einige Male mit übersinnlichen Dingen zu tun bekommen hatten. [2]
»Es ist unser Kleeblatt«, stellte Nicole fest, die bereits ein paar Schritte vorwärts gemacht hatte und sah, wer sich um den Grill versammelt hatte. Im gleichen Moment wurden sie auch schon bemerkt. Bertrand Sasson, nie ohne sein Handy anzutreffen, winkte hektisch. »He, kommen Sie ruhig her! Hier sind wir!«
»Sind wir nicht letztens beim Du angekommen?«, grübelte Zamorra angestrengt.
»Also gut, kommt ihr ruhig her«, korrigierte Bertrand und kam den beiden entgegen. »Ihr seht ja ziemlich ramponiert aus! Seid ihr unter die Räuber oder unter die Dämonen gefallen?«
»Was ist passiert?«, wollte auch Corinne wissen und legte die Gitarre beiseite.
»Ist ‘ne lange Geschichte«, sagte Nicole und stieß Zamorra an. »Mal ganz locker zwischendurch gefragt«, sagte sie. »Wäre es nicht besser gewesen, wir hätten uns vorher erst mal umgezogen? Deine Überraschungsaktionen…«
»Ich wollte erst mal die Lage sondieren«, sagte Zamorra. »Man ist ja nicht immer gleich willkommen, wenn andere hier schon was… hm… Interessanteres Vorhaben…«
»Interessant nennt man das also jetzt?«, schmunzelte Charlotte, wie immer äußerst freizügig gekleidet und wie immer an Bertrand interessiert. Und darüber hinaus an allem anderen, das der Gattung Mann angehörte und möglichst attraktiv war.
»Sie… ihr seid doch immer willkommen«, erklärte Frederic.
Zamorra sah Nicole an. »Wir können uns ja immer noch umziehen und dann wieder hierher kommen«, schlug er vor.
Nicole musterte Charlottes spärliches Outfit und zuckte dann mit den Schultern. »Kannst du gern machen«, sagte sie. »Ich bleibe jetzt hier.«
Zamorra hob die Augenbrauen. »Ja dann«, murmelte er nach einem kurzen Blick auf den Grill, die Getränkekiste und den weiter oben am Hang stehenden Renault 4, der etwa so alt war wie sein Besitzer Bertrand, ockergelb mit Rolldach und Rostflecken und ein simples, aber praktisches Transportmittel.
»Ich hole noch etwas Speis’ und Trank«, kündigte Zamorra an. »Soll ich dir vorsichtshalber noch irgendwas zum Anziehen mitbringen?«
»Nicht nötig«, sagte Nicole. »Ich komme schon klar. Da alle ohnehin gesehen haben, wie desolat wir ausgestattet sind, ist es unnötig, uns jetzt noch in neue Schale zu werfen.«
»Aua«, ächzte der Dämonenjäger. »Jetzt
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