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0689 - Das schwarze Skelett

0689 - Das schwarze Skelett

Titel: 0689 - Das schwarze Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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jener vertrackten Zeitreise-Phänomene?
    »Denk jetzt nicht darüber nach«, empfahl Nicole Duval. »Wir sollten den Rest des Tages einfach dazu nutzen, uns zu erholen.«
    Der ganze Papierkram, den sie in Lyon hatten ertragen müssen, war ebenso nervtötend wie unabdingbar gewesen. Ein Haufen Protokolle und Formulare - und das meiste davon ohnehin für’s düstere X-Archiv. Dass sie beide nach dem Abenteuer wie durch den Wolf gedreht aussahen, interessierte natürlich wieder einmal niemanden.
    »Raus aus diesen zerfetzten Fetzen, und…«
    »Wie wäre es, mal nachzuschauen, wie es an unserem stillen Plätzchen an der Loire-Biegung aussieht?«, schlug Nicole vor. »Ich habe nämlich keine Lust, dem irren Drachen über den Weg zu laufen. Oder sonst jemandem im Château.«
    Zamorra nickte.
    Das stille Plätzchen, das Nicole meinte, war eine Flussbiegung der hier noch schmalen und flachen Loire, an der nicht nur Regenbogenblumen wuchsen, sondern an denen Zamorra und Nicole ebenso kleine Feten zu feiern pflegten wie die Dorfjugend.
    »Schau’n mer mal«, schmunzelte Zamorra und konzentrierte sich auf diesen speziellen Ort. Dann durchschritt er zusammen mit Nicole die Anpflanzung der Regenbogenblumen - und fand sich im nächsten Moment an der Loire wieder.
    »Ich liebe Überraschungen«, murmelte Nicole.
    ***
    Pierre Robin stieg aus und näherte sich dem Tatort. Die Blaulichter zweier Streifenwagen flackerten. Joel Wisslaire, einer von Robins Assistenten, war ebenso vor Ort wie Jerome Vendell von der Spurensicherung.
    »Hast du gut gegessen, Pierre?«, fragte Wisslaire.
    »Warum?«
    »Weil du dann besser kotzen kannst… wir haben noch nichts verändert. Merdefaire selbst ist auch schon unterwegs. Verdammt, wegen dieses arroganten Nichtskönners habe ich mich von Roanne nach Lyon versetzen lassen, und nun wird der Vollblutidiot ebenfalls nach Lyon versetzt und ich hab’ ihn wieder…«
    »Dein altes Lied, Jo«, brummte Robin. »Vorerst bleibt uns Gaudian noch erhalten, und vielleicht kriegen wir’s ja hin, dass Merdefaire weitergelobt wird zur nächsten Dienststelle. Vielleicht nach Paris. Meine Ex-Kollegen wären sicher entzückt, einen solchen Korinthenkacker vor die Nase gesetzt zu bekommen…«
    Vor etlichen Jahren war Robin von Paris nach Lyon versetzt worden, gewissermaßen als Disziplinierungsmaßnahme, weil er zu unkonventionelle Methoden benutzte. Dafür betrug seine Aufklärungsquote annähernd 100%, und beides zusammen war neidischen Kollegen ein Dorn im Auge gewesen. Also hatten sie gegen ihn intrigiert und damit Erfolg gehabt…
    Inzwischen aber fühlte Robin sich in Lyon durchaus wohl. Er vermisste nur wenig von dem, was Paris ihm geboten hatte - am wenigsten aber die Hektik des Straßenverkehrs. Und das Lokal, in dem der große Bocuse persönlich den Kochlöffel schwang, bescherte ihm hin und wieder die schönsten Gaumenfreuden.
    Zudem war Lyon nicht so ein teures Pflaster wie Paris…
    Der Chefinspektor betrat die Hütte, deren Fenster mit Pappe verschlossen waren. Eine nackte Glühbirne, deren Fassung an einem lockeren Kabel von der Decke herabhing, sorgte für Licht, und in den Ecken und Winkeln hatten sich ganze Spinnenvölker häuslich eingerichtet.
    Robin schluckte, als er die Tote sah.
    »Ritualmord«, sagte er. »Das sieht nach einem Menschenopfer aus.«
    »So würde ich das auch sehen«, bestätigte Wisslaire.
    Robin trat an den großen Tisch heran, der offenbar als Blutaltar gedient hatte. Davor auf dem Fußboden waren allerlei magische Kreidezeichen aufgemalt. Etwas an ihnen gefiel Robin nicht, aber er brauchte ein paar Minuten, um zu begreifen, was daran nicht stimmte: Der schützende Zauberkreis fehlte! Jener Kreis, mit dem der Teufelsbeschwörer sich vor Übergriffen des herbeigerufenen Dämons schützte. Denn selten waren Dämonen sonderlich erbaut davon, dass ein menschlicher Zauberer sie unversehens aus ihren absonderlichen Freizeit-Aktivitäten riss.
    So zumindest wusste er es von Professor Zamorra.
    Vendell schnupperte. »Riecht irgendwie nach Schwefel«, meinte er. »Oder täuscht mich mein empfindsamer Riechzinken?«
    Jetzt fiel es auch den anderen auf. Allerdings war es nur ein leichter Hauch von Schwefeldunst, beinahe restlos verflogen. Deshalb hatten sie es nicht sofort bemerkt.
    Das Opfer war übel zugerichtet. Es sah aus, als hätte eine krallenbewehrte Kreatur auf dem geschundenen Körper einen Tanz veranstaltet.
    Wisslaire trat beiseite und wühlte kurz in einem

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