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069 - Der Vampir von Venedig

069 - Der Vampir von Venedig

Titel: 069 - Der Vampir von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Klauen eines mordlüstigen Raubtiers aussahen, umklammerten den Pfeiler. Als der Mund sich jetzt langsam öffnete, waren spitze Reißzähne zu erkennen.

    Emilio Grassi wartete in der Halle des Hotels auf Dorian Hunter. Es war ihm nicht gelungen, die Begräbnisgondel aufzuspüren; sie hatte sich im Gewirr der Kanäle verloren. Emilio hatte sich inzwischen entschlossen, mit dem Engländer zusammenzuarbeiten. Wenn ihm überhaupt ein Mensch helfen konnte, dann dieser Mr. Hunter.
    Im Grunde bedauerte Emilio, ihm nicht sofort alles gesagt zu haben, was er wußte. Es stimmte schon, daß er erst vor wenigen Wochen aus Mailand zurückgekehrt war, doch diese kurze Zeit hatte schon gereicht, ihn fast verrückt werden zu lassen. Es war eine Rückkehr in den Bereich magischer Dämonie.
    Natürlich hatte Emilio Grassi schon vor seiner Zeit in Mailand von Dämonen und Vampiren gehört, das alles aber für schaurige Märchen gehalten. Er hatte darüber gelacht, denn er war ein aufgeklärter und moderner Mensch. Bis die Ereignisse ihn dann jäh überrollt hatten.
    In dem Viertel, in dem seine Familie wohnte, trieb tatsächlich ein Vampir sein Unwesen. Mit Entsetzen hatte er zur Kenntnis nehmen müssen, daß seine und andere Familien diesem Vampir dienten, um ihre eigenen Angehörigen zu schonen. Diese Menschen hatten eine hohe und undurchdringliche Mauer des Schweigens um sich errichtet, eine Mauer, deren Steine aus Angst und dumpfem Entsetzen bestanden. Seine eigenen Angehörigen trieben zusammen mit den benachbarten Familien diesem Ungeheuer Opfer zu, versorgten es mit frischem Blut. Der Engländer hatte die Zusammenhänge vollkommen richtig gedeutet; er war auf der richtigen Spur.
    Und er, Emilio Grassi, ein aufgeklärter Mensch, der sich auf seinen Verstand einiges einbildete, hatte mitgemacht; nicht aktiv, doch er hatte geschwiegen. Emilio Grassi wußte von den Opfern dieses Vampirs, die von den Bewohnern des Viertels heimlich beiseite geschafft wurden. Die Behörden hatten ja überhaupt keine Ahnung, was sich da vor ihren Augen abspielte; die Behörden waren der naiven Meinung, man hätte es bisher nur mit zwei Opfern zu tun, die zu Staub zerfallen waren. Die Wirklichkeit sah ganz anders aus.
    Zuerst hatte Emilio sich gegen seine Familie aufgelehnt und vor allen Dingen seinen jüngeren Bruder Stefano beschworen, Front gegen diesen Vampir zu machen. Er war auf Ablehnung und Entsetzen gestoßen. Ja, von dieser Stunde an war Emilio selbst von seinen eigenen Angehörigen gemieden und als Außenseiter betrachtet worden, der Unglück über die Familie bringen wollte. Bis sein Bruder Stefano dann ein Opfer geworden war. Der Vampir mußte ihn in seiner wilden Blutgier angefallen und leergetrunken haben. Was danach folgte, konnte Emilio nicht vergessen. Er selbst hatte mitgeholfen, seinen Bruder nach dem alten magischen Ritus zu pfählen. Nur so hatte vermieden werden können, daß Stefano selbst zu einem Vampir wurde.
    Ja, dieser Dorian Hunter lag vollkommen richtig mit seiner Vermutung. Woher er diese geheimen Kenntnisse besaß, wußte Emilio Grassi nicht; doch darauf kam es jetzt auch gar nicht an. Hauptsache, Mr. Hunter stand zu seinem Wort und ging gegen dieses blutsaugende Ungeheuer vor. Er, Emilio Grassi, wollte ihm dabei helfen; er wollte den Tod seines Bruders rächen und seine Familie aus dem Blutbann dieses Vampirs befreien.
    Wo der Vampir sich eingenistet hatte, wußte Emilio nicht. Wahrscheinlich war dieses Versteck noch nicht einmal den Menschen bekannt, die ihm die Opfer zutrieben und lieferten. Emilios Vater hatte darüber nie ein Wort verloren. Emilio glaubte allerdings zu wissen, in welchem Viertel dieser Dämon hauste. Dafür kam nur das verfallene Sanierungsgebiet in Betracht, das wegen der Einsturzgefahr ohnehin von kaum einem Menschen betreten wurde. Dort irgendwo war der Vampir zu suchen, der sogar die Kraft besaß, im Licht des Tages seine Gruft zu verlassen.
    Seine Gedanken kreisten immer wieder um den grauenhaften Tod seines jüngeren Bruders Stefano. Noch schrecklicher als dieser Tod aber war das Bild, das er einfach nicht vergessen konnte. Immer wieder sah er den toten Körper, der nach der Pfählung zu Staub geworden war. So etwas hatte er für unmöglich gehalten. Frei von aller Schuld würde er sich erst wieder fühlen, wenn er den Vampir erledigt hatte. Emilio wollte Rache für seinen toten und geschändeten Bruder.
    Überrascht sah er hoch, als sein Vater plötzlich in der Halle erschien. Paolo Grassi

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