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069 - Der Vampir von Venedig

069 - Der Vampir von Venedig

Titel: 069 - Der Vampir von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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neugierig geworden war. Er stieg aus der Gondel und ging die Treppenstufen hoch, ohne sich weiter um seine Freundin zu kümmern. Unnötige Höflichkeiten waren ihnen fremd.
    „Was ist mit dem Gepäck?" fragte er den jungen Mann und deutete auf ihre beiden Rucksäcke in der Gondel.
    „Ich werde sie später nachbringen", lautete die reservierte Antwort. Der junge Mann ging voraus und griff nach einem brennenden Kerzenleuchter, der hinter dem Eingang in einer runden Mauernische stand. Wer die Kerzen angezündet hatte, war nicht auszumachen.
    Griet Heeren, normalerweise ein Mädchen, das mit ihren stämmigen Beinen fest auf der Erde stand, schob sich unwillkürlich näher an ihren Freund heran. Die ganz Atmosphäre wirkte unheimlich auf sie. Kühle, moderige Luft schlug ihr entgegen. Das Licht der Kerzen warf gespensterhafte Schatten. Sie drehte sich um, hoffte ihren Gastgeber zu sehen, doch er mußte noch in der Kabine der Gondel sein.
    Man ging über eine imposante Treppe hinauf in ein Zwischengeschoß. Geöffnete Flügeltüren führten in einen Saal, dessen hohe Wände mit verblaßten Fresken bedeckt waren. Es gab so gut wie kein Mobiliar hier. Die ausgetretenen Sandsteinplatten waren nackt.
    „Wir haben es hier jedes Jahr mit Hochwasser zu tun", hörte Griet Heeren plötzlich dicht hinter sich jemanden sagen. Sie stieß einen leisen Überraschungsschrei aus, wandte sich um und prallte fast mit ihrem Gastgeber zusammen, der ihnen lautlos gefolgt war. Der elegante Mann machte einen müden und erschöpften Eindruck. Er schien sich kaum noch auf den Beinen halten zu können.
    „Und hier leben Sie?" fragte Griet mit belegter Stimme.
    Sie hätte den Mann am liebsten zur Seite gestoßen und wäre aus dem Haus gelaufen.
    „Nur zeitweise", beantwortete er ihre Frage. „Gleich wird es Ihnen besser gefallen."
    Er hatte nicht zuviel versprochen.
    Der junge Mann, der sie führte, blieb neben einer reich gegliederten Tür stehen, deren Glaseinsätze allerdings zum größten Teil zerbrochen waren. Er leuchtete in einen kleinen, intimer wirkenden Saal, der mit kostbaren Möbeln aller Stilrichtungen eingerichtet war. Vor einem mächtigen Marmorkamin stand ein runder Tisch, der festlich gedeckt war.
    „Bedienen Sie sich!" ermunterte der seltsame Gastgeber die beiden jungen Leute. „Mich müssen Sie entschuldigen. Ich fühle mich ein wenig unwohl. Nach dem Essen stehe ich Ihnen zur Verfügung.
    Er schleppte sich förmlich auf eine Nebentür zu, wo ihn der junge Mann bereits erwartete, die Tür öffnete und ihn dann begleitete. Griet und Johan blieben allein zurück.
    „Die reinste Horrorschau", meinte der junge Holländer und bemühte sich um Ironie.
    „So was sehe ich mir lieber im Kino an", gab sie zurück. „Komm, Johan, nichts wie weg!"
    „Sofort", sagte er und ging neugierig auf den festlich gedeckten Tisch zu. Auf einer schadhaften Brokatdecke, die mit Stickereien reich verziert war, stand ein vielarmiger Kerzenleuchter, der die beiden Gedecke und die Speisen beleuchtete. Johan winkte seiner Freundin zu sich heran. „Sagenhaft! Hier sind wir richtig."
    Er deutete auf die Wurst- und Schinkenplatte, auf ein kaltes Hähnchen, auf das knusprige Weißbrot und dann auf die Silberschale, die mit ausgesuchten Früchten gefüllt war. In einem Weidenkorb lag eine verstaubte, aber bereits geöffnete Weinflasche.
    „Paß auf', flüsterte er ihr zu und sah sich verstohlen um. „Wir räumen hier ab, Griet, und dann ab durch die Mitte. Wenn er irgendwas plant, hat er sich in den Finger geschnitten."
    Während er noch sprach, füllte er zwei Weingläser und hielt sein Glas gegen das Kerzenlicht. Er schnupperte am Inhalt und nickte anerkennend.
    „Spitze", kommentierte er sachkundig. „Versuch mal!"
    Er prostete ihr zu und trank. Griet folgte seinem Beispiel nur sehr zögernd, doch nach dem ersten Schluck erkannte auch sie, daß es sich um einen Spitzenwein handelte. So etwas Kostbares hatte sie noch nie getrunken.
    Johan warf sich sehr ungeniert in einen der beiden Sessel und goß sich nach. Griet fühlte sich plötzlich heiter und ausgelassen. Sie trank ihr Glas hastig leer und goß sich ebenfalls nach.
    „Hier laß uns Hütten bauen!" meinte er lachend. „Ich glaube, wir haben mal wieder auf den richtigen Knopf gedrückt."
    Weder er noch Griet bemerkten, daß sie beobachtet würden. Auf einer Galerie stand hinter einem Pfeiler ihr Gastgeber. Seine Augen glühten, sein Gesicht war in wilder Gier verzerrt. Hände, die wie die

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