069 - Die Leiche aus der Kühltruhe
Kopf. »Wie kommst du denn jetzt
auf Mr. Wallace? Der ist doch tot, den haben sie heute morgen eingefroren.«
»Aber sein
Gesicht, Darling, ich…« Kornblow war offensichtlich verwirrt.
»Du hast dich
getäuscht! Komm jetzt nach Haus und schlaf deinen Rausch aus, bevor du
anfängst, noch mehr Gespenster zu sehen!« Mit diesen Worten hakte sie ihn unter
und zog ihn ins Haus hinüber, während George Kornblow mit großen Augen die
Straße entlangsah. Der Rambler war um die nächste Biegung verschwunden.
Gerome
Wallace war froh, daß die Sache so glimpflich verlaufen war. Er steuerte den
Wagen durch die nächste Seitenstraße, dann in die Parallelstraße. Auf diese
Weise geriet er in die Nähe des rückwärtigen Teils seines ausgedehnten
Grundstücks.
Wallace
lenkte den Rambler in eine Schattenecke und hielt sich dort mehrere Minuten
lang auf. Die Straße lag leer und verlassen.
Hinter den
dichtstehenden Baumreihen seines eigenen Parks glaubte Wallace einen schwachen
Lichtschein wahrzunehmen.
Im Salon, der
unmittelbar hinter der Terrasse gelegen war, brannte in der Tat noch Licht.
Linda konnte
wohl nicht schlafen. Sie lag wach oder saß im Salon, kramte in alten Briefen
und Fotografien.
Er konnte
sich das genau vorstellen.
Eine
drängende Sehnsucht nach Linda erfüllte ihn. Er mußte zu ihr! Doch er mußte es
geschickt anfangen, um sie nicht zu schockieren. Er mußte sich etwas einfallen
lassen.
Weitere drei
Minuten vergingen. Dann verließ Gerome Wallace den Wagen und tauchte im
Schatten der Nacht unter. Der Zurückgekehrte näherte sich im Schutz der
Alleebäume dem niedrigen Jägerzaun, der mehr zur Zierde diente als dazu,
unliebsame Besucher fernzuhalten.
Es bereitete
Wallace keine Schwierigkeiten, auf sein Grundstück zu kommen.
Wie ein Dieb
in der Nacht näherte er sich der Terrasse. Dichte Büsche und Sträucher bildeten
einen natürlichen Schutzwall.
Wallace ging
etwas gebeugt. Seine Bewegungen waren eckig und wirkten übertrieben, wie bei
einem Menschen, der an einem Gehirntumor leidet.
Wallace
näherte sich bis auf drei Schritte der Terrasse. Er sah hinter der großen
Scheibe eine Gestalt, die sich der spaltbreit geöffneten Tür näherte.
Es war Linda.
Sie wirkte
schön und verführerisch wie stets. Sie trug ein langes, fast durchsichtiges
Negligé. Das seidig schimmernde Haar lag schwer auf ihren nackten Schultern.
Gerome
Wallace öffnete den Mund. Er wollte rufen, aber er unterließ es, weil er
fürchtete, sie könne sich erschrecken.
Plötzlich
tauchte neben Linda ein Schatten auf.
Bruce
Hamilton!
Der junge
Anwalt war gerade dabei, sein Hemd zuzuknöpfen. Er legte den Arm um die
Schultern der schönen jungen Frau.
»Es ist eine
wundervolle Nacht«, sagte er leise, indem er seine Lippen ihrem Ohr näherte und
einen Kuß auf das Ohrläppchen hauchte.
Linda wandte
ihm das Gesicht zu, schlang ihre Arme um seinen Hals und meinte: »Es ist schön
zu wissen, daß uns jetzt niemand mehr stört. Du kannst kommen und gehen, wann
immer es dir paßt, Darling!«
Er lächelte. »Ganz
so einfach ist es nicht. Ein bißchen Rücksicht auf die Umwelt müssen wir schon
noch nehmen. Was denkst du, was die Nachbarn für Augen machen würden, wenn ich
morgen bei Tagesanbruch dein Haus verließe?«
Sie schmiegte
sich an ihn. »Ich könnte immer noch behaupten, daß ich in einer dringenden
geschäftlichen Angelegenheit deinen Rat benötigt hätte.«
Sie lachten
beide.
Bruce
Hamilton zog noch sein Jackett über, dann küßte er Linda Wallace lange und
zärtlich.
»Es ist gut,
daß das alte Scheusal weg ist«, murmelte sie kaum verständlich.
Aber Gerome
Wallace entging es nicht.
Er glaubte,
nicht richtig gehört zu haben. Die Situation sprach für sich und war eindeutig.
Wut, Haß und
Verzweiflung erfüllten Gerome Wallaces Denken.
In seinem
Bewußtsein brach ein glühender Vulkan verzweifelter Gedanken los.
Bruce und
Linda! Schon früher hatten sie ihn hintergangen. Und er, Gerome, war ein
Trottel gewesen, daß er nichts bemerkt hatte!
Aus Liebe
wurde Haß. Von einem Augenblick zum anderen.
Sie hielten
ihn für tot, für weit entfernt, aber sie irrten. Er war Zeuge geworden, und er
würde sich rächen! Niemand konnte ihn zur Verantwortung ziehen, da es Gerome
Wallace offiziell nicht mehr gab.
Jetzt begriff
er, weshalb er seinen falschen Freund Bruce Hamilton nicht zu Hause angetroffen
hatte. Kein Wunder, wenn er sich hier ein paar schöne Stunden machte.
Bruce
Hamilton kam über die Terrasse.
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