069 - Die Leiche aus der Kühltruhe
Sinn
der Sache. Ich konnte keinen Zeugen gebrauchen. Außerdem benötigte ich
Kleidung. Ich nahm die seinige an mich. Bei dieser Gelegenheit wurde ich
gestört. Ein Mädchen war durch den Lichtschein im Büro angelockt worden. Die
Fremde befand sich in Gefahr. Sie war in panischer Angst davongerannt, weil sie
ihren Mörder niedergeschlagen hatte. Sie lief mir in die Arme.«
Bruce
Hamilton verzog das Gesicht. Die unwahrscheinliche Geschichte nahm eine Form
an, die über die Grenzen seines Begriffsvermögens ging.
Wallace
erzählte auch noch, auf welche Weise er die Leichen untergebracht hatte.
»Jetzt warte
ich zunächst auf dich, Bruce«, beendete Wallace seinen Bericht. »Wie ich dich
kenne, platzt du vor Neugierde. Ich prophezeie dir hier und in diesem Moment
deinen Tod, Bruce. Du wirst den Tagesanbruch nicht erleben!«
Bruce
Hamilton war alles andere als ein furchtsamer und leichtgläubiger Mensch. Er
war immer noch überzeugt davon, es mit einem Irren zu tun zu haben, der es
ausgezeichnet verstand, Geromes Stimme nachzuahmen.
Hamilton war
hellwach und mehr als neugierig. Der Mann bedrohte ihn, gab ihm jedoch
gleichzeitig die Möglichkeit, sich mit ihm zu treffen. Bruce Hamilton war es
gewohnt, für andere die heißen Kohlen aus dem Feuer zu holen. Das brachte sein
Beruf so mit sich. Er fühlte sich stark genug, auch dieser Sache ohne
polizeiliche Hilfe auf den Grund zu gehen.
»Wo kann ich
Sie treffen?« fragte er knapp.
»Warum so
förmlich, Bruce?« klang es grabesdumpf zurück. »Wir sind seit Jahren per du.
Du kannst
ruhig weiterhin Gerome zu mir sagen.« Ein irres Kichern folgte, was Hamilton in
seiner Annahme bestärkte, daß der Mann am anderen Ende der Strippe nicht bei
Sinnen war.
»Ich erwarte
dich auf dem Gelände der Future Life Corporation, Bruce«, fuhr die Stimme am
Telefon fort. »Hier bin ich zu Hause, hier kenne ich mich aus, mein Junge.«
Bruce
Hamilton konnte nicht verhindern, daß eine Gänsehaut über seinen Körper zog. Es
war genau die Ausdrucksweise, deren sich Wallace sonst immer bedient hatte.
»Ich komme,
Gerome«, preßte Hamilton zwischen den Zähnen hervor. Er kleidete sich an und
versäumte nicht, seinen Revolver entsichert einzustecken.
●
Larry Brent
hatte ein ausführliches Gespräch mit seinem Freund Henry Keller geführt.
Sandy Jovlin
war zur gleichen Zeit mit in der Stadt gewesen und hatte sich während dieses
Gesprächs unter vier Augen im Haus des Psychoanalytikers aufgehalten. Am späten
Nachmittag schließlich waren beide in dem knallroten Lotus Europa des Agenten
zum Haus der Jovlins zurückgefahren.
Von Austin
aus hatte X-RAY-3 unmittelbar nach dem Gespräch mit Henry Keller mit einem
Wissenschaftler verhandelt, der für die PSA in New York tätig war. Professor
Hawkins hatte versprochen, spätestens am nächsten Vormittag mit Larry
zusammenzutreffen.
Bisher gab es
für X-RAY-3 wenig zu tun. Er sah seine augenblickliche Aufgabe darin, in erster
Linie als Beobachter und Bewacher der schönen Sandy zu fungieren.
Bei den
Jovlins schien es nach des Tages Müh üblich zu sein, den Abend und die Nacht so
lange wie nur irgend möglich hinauszuziehen. Nach dem Essen saß man beisammen,
trank und plauderte.
Und es war
fast auf die Stunde genau einen Tag später, als Larry Gelegenheit fand, die
rundliche Sally Jovlin unter vier Augen zu sprechen.
»Es liegt
Ihnen sicher auch sehr viel daran, daß wir das Geheimnis lüften, von dem Ihre
Tochter Sandy offensichtlich umgeben ist und das sie bedroht. Sie haben gestern
eine Andeutung gemacht, Mrs. Jovlin, die unter Umständen von großer Bedeutung
sein kann. Wie ist das mit der Vaterschaft um Sandy?«
Sally Jovlin
rümpfte die Nase und winkte ab.
»Sandys Vater
ist ein angesehener Mann aus Austin. Ein alter Dickwanst, der sich nie um das
Mädchen gekümmert hat. Wahrscheinlich weiß er nicht mal, daß er Sandys Vater
ist.«
»Ich verstehe
das nicht ganz«, bemerkte Larry.
»Wir haben
Sandy nie etwas erzählt. Aber nun kann sie eine genaue Beschreibung von ihm
geben. Der Mann, der gestern in ihrem Zimmer war – das war ihr Vater!«
»Wer ist
dieser Mann, und wie heißt er?«
»Er ist ein
reicher Industrieller, der sich einen Spaß daraus gemacht hat, vor neunzehn
Jahren ein junges hübsches Mädchen zu verführen. Sein Name ist Gerome Wallace.«
Der Anfang
war gemacht. Jetzt wollte Larry Brent die ganze Geschichte hören.
Sally Jovlin
erzählte. Und sie unterbrach sich auch nicht, als ihr Mann ins
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