069 - Die Leiche aus der Kühltruhe
Geheimnis für ihn.
Ein grausamer
Zug bildete sich auf Wallaces Gesicht. Der Zufall kam ihm zur Hilfe. Er konnte
die Lage für seine Zwecke nutzen!
Langsam und
mit Bedacht schlüpfte er in die Kleider des toten Wächters, der ihm die Tür zur
Leichenhalle geöffnet hatte, ohne zu ahnen, worauf er sich da einließ.
Angst und
Entsetzen spiegelten sich in den gebrochenen Augen des hageren Mannes, dessen
Kleider für Wallace viel zu eng waren.
Wallace
empfand keine Gewissensbisse und keine Furcht. In der Nähe mußte ein Auto sein.
Aus dem
Geplapper von Donna Everly hatte er diese wichtige Nachricht entnommen.
Er ging
hinaus ins Freie, blickte sich um und überquerte dann die Steppe, um sich
hinter der Bodenerhebung und hinter dem Gewirr von Büschen und Sträuchern
umzusehen. Dort entdeckte er den unbeleuchteten Rambler.
Gerome
Wallace handelte nicht mehr menschlich. Alles, was er jetzt tat, entsprang dem
Gehirn eines Wahnsinnigen.
Wallace
wußte, daß er die Spuren seiner Rückkehr beseitigen mußte. Er war nur noch von
einem Gedanken beseelt: zu Linda zurückzukehren. Mit ihr hatte er die schönsten
Stunden seines Lebens verbracht. Ein unverzeihlicher Irrtum hatte dazu geführt,
daß er vorzeitig dahin gebracht worden war, wo er eigentlich noch nichts zu
suchen hatte.
Linda würde
ihn verstehen. Sie mußten das Problem gemeinsam besprechen. Er versuchte zu
lächeln, und sein starres Gesicht bewegte sich ein wenig.
Gerome
Wallace sorgte sich um das Notwendigste.
Er schleifte
den toten Sullivan vom Sitz. Dabei fiel dessen Geldbörse auf den Boden, und
Wallace nahm sie an sich. Er öffnete den Kofferraum und legte die Leiche
hinein. Das gleiche geschah wenige Minuten später mit Donna Everly und dem
toten Wächter.
Wallace holte
einen Körper nach dem anderen. Dann löschte er das Licht in dem kleinen Anbau
und zog die Tür ins Schloß. Drei Leichen in einem Kofferraum waren schon etwas
viel, aber der Rambler war geräumig genug. Er nahm die Toten auf, mit denen
Wallace nichts anzufangen wußte. Nur das eine war ihm klar: Man durfte sie
nicht finden!
Wallace
setzte sich hinter das Steuer und startete den Wagen.
Die
Scheinwerfer flammten auf und rissen den Verlauf des schmalen Weges aus der
Dunkelheit. Zwei Minuten später stieß der Rambler auf die kaum befahrene Hauptstraße.
Die Nacht war
still und friedlich. Hin und wieder begegnete Wallace ein einzelner Wagen.
Einmal
passierte er zwei einsame Fußgänger. Sie warfen nur einen flüchtigen Blick auf
das vorbeirollende Fahrzeug. Kein Mensch ahnte, welch makabre Fracht sich im
Kofferraum befand, und noch weniger hatten sie eine Ahnung davon, wer hinter
dem Lenkrad des Ramblers saß.
Auf dem Weg
nach Austin wurde ihm klar, was er eigentlich vorhatte.
Würde Linda
den Schock ertragen, wenn er plötzlich auftauchte und Einlaß begehrte?
Er machte
sich intensive Gedanken darüber, fuhr mehrmals die gleichen abseits gelegenen
Straßen entlang, um zu einem Ergebnis zu kommen. Er hielt vor dem Haus von
Frank Morton und spielte mit dem Gedanken, sich dort zu melden. Aber dann
unterließ er es.
Er konnte
seine Freunde nicht belästigen, außer – der Gedanke kam ihm ganz plötzlich.
Bruce
Hamilton, sein Vertrauter.
Aber auch
hier wäre es wohl am besten, sich zuerst einmal telefonisch zu melden. Alles
Weitere würde sich dann von selbst ergeben. Je mehr er über die Dinge
nachdachte, desto klarer wurde ihm, wie kompliziert sie eigentlich waren.
Er war
juristisch und klinisch tot. Wie ließ sich die Tatsache wieder rückgängig
machen?
Bruce mußte
ihm raten und behilflich sein. Wenn alle Stricke rissen, dann konnte er
schließlich durch sein Auftauchen beweisen, daß er zu Unrecht in einem
Tiefkühlsarg der Future Life Corporation gelegen hatte.
Aber man
würde ihn für den Tod des Mädchens und des Nachtwächters verantwortlich machen!
Warum hatte
er sie eigentlich getötet? Er wußte es selbst nicht. Vieles erschien ihm so
sinnlos und unbegreiflich. Er hatte so handeln müssen. Es gab keine Erklärung
dafür. Für ihn jedenfalls nicht.
Er fuhr zur
entgegengesetzten Peripherie von Austin. In einer dunklen Straße parkte er den
Rambler. Dann suchte er zu Fuß eine Telefonzelle auf. Das Gehen fiel ihm
schwer. Er lief langsam, roboterhaft, als würde eine Maschine seine Glieder
antreiben. Aber er kam vom Fleck.
Niemand
begegnete ihm, niemand sah ihn.
Bruce
Hamiltons Telefonnummer hatte er im Kopf. Die Börse, die er dem toten Sullivan
abgenommen hatte,
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