069 - Die Leiche aus der Kühltruhe
enthielt genügend Münzen, um zu telefonieren.
Wallace
wählte und wartete ab. Es klingelte. Aber niemand nahm den Hörer ab.
Entweder war
Bruce nicht zu Hause, oder er schlief wie ein Murmeltier.
Insgesamt
unternahm der Zurückgekehrte drei Versuche.
Dann gab er
auf.
Nachdenklich
kehrte er ins Auto zurück und fuhr dann in die Straße, wo er bis vor zwei Tagen
gewohnt hatte. Es kam ihm so vor, als wäre seitdem eine Ewigkeit vergangen.
Mehrmals ließ
er den Rambler an seinem Haus vorbeirollen. Von der Seite her sah er, daß in
den unteren Fensterreihen zum Garten hin schummriges, wegen der dichten
Vorhänge kaum wahrnehmbares Licht herrschte.
Er fuhr ein
paar Häuser weiter, schaltete den Motor ab und schickte sich gerade an, den
Wagen zu verlassen, als am Ende der Straße zwei Scheinwerfer auftauchten. Ein
Wagen näherte sich dem geparkten Straßenkreuzer.
Es war ein
Taxi, das vor dem gegenüberliegenden Haus hielt.
George und
Alice Kornblow stiegen aus. Das Ehepaar kam von einer Party. Kornblow – zwei
Köpfe kleiner als seine ins Kraut geschossene Gattin – war ein quicklebendiger
Kerl, der öfter ein Glas über den Durst trank, dann aber um so besserer
Stimmung war.
Wie ein
Liliputaner hing er am Arm seiner Frau, die ihn hinter sich her zog.
Kornblow
machte Faxen und piekte seine Frau in die Hüften, so daß sie kicherte. Man
hörte das Geräusch durch die stille Straße.
Der
Taxifahrer schüttelte nur den Kopf. Kornblow warf ihm einen Handkuß nach und machte
einen Knicks. Aber den schaffte er nicht bis zur Vollendung. Seine bessere
Hälfte zerrte ihn die Stufen hoch.
»Nun mach
schon, Kleiner«, sagte sie. Wallace verstand jedes Wort. »Es ist höchste Zeit,
daß wir ins Bett kommen. Morgen abend sind wir wieder bei den Hitchens. Da wird’s
auch wieder spät.«
»Hitchens?«
echote der kleine Mr. Kornblow. »Klingt fast wie Witches, findest du nicht
auch? Hoffentlich ist keine echte Hexe da, die auf dem Besenstiel durchs Haus
jagt, auf der Suche nach einem Hexenmann, hm?«
Er sah zu ihr
auf und grinste von einem Ohr zum anderen. Sein Gesicht erinnerte stark an
einen Vollmond.
»Du bist
wieder albern, Georgie-Boy«, sagte Alice Kornblow mit vorwurfsvoller Stimme. Es
war ihr endlich gelungen, das Tor aufzuschließen.
»Albern,
meine Liebe? Das gibt es bei mir nicht.« Er fuchtelte mit seinen kleinen Armen
in der Luft herum, als wolle er Fluchtversuche unternehmen. Er drehte den Kopf,
und dabei fiel sein Blick auf den metallic-grünen Rambler auf der
gegenüberliegenden Straßenseite.
George
Kornblow legte den Zeigefinger der rechten Hand an die Lippen. »Pst, Ali«,
wisperte er. »Da drüben steht einer, der belauscht uns. Vielleicht ein Spion – der
Hitchens?«
Kornblow
entwand seinen Arm dem Griff seiner Gattin, versteckte sich wie ein müder
Krieger hinter dem Steinpfosten und schob langsam den Kopf nach vorn, als müsse
er auskundschaften, wer dort im Wagen säße.
Kornblow
kniff die Augen zusammen. »Es handelt sich auf keinen Fall um ein hiesiges
Fahrzeug, wenn du dir die Nummer genau ansiehst, meine Liebe«, sagte der kleine
Mann ruhig. »Vielleicht braucht jemand eine Auskunft?«
Alice
Kornblow reagierte eine Sekunde zu langsam. Ihre kleinere Ehehälfte löste sich
aus dem Schatten des steinernen Pfostens und eilte mit ausholenden Schritten über
die Straße.
»Bleib doch
hier, Georgie-Boy! Laß doch diesen Unsinn!« rief Alice Kornblow noch, doch
George wollte nicht hören.
Gerome
Wallace sah im Rückspiegel die Gestalt, die sich seinem Wagen näherte. Der
Unheimliche reagierte sofort. Er griff nach dem Zündschlüssel. Durch eine
ungeschickte Bewegung geriet er jedoch mit dem Handrücken an den schmalen
Flachschalter, mit dem die Innenbeleuchtung eingeschaltet wurde. Der Rambler
war plötzlich hell, und Wallace war selbst so überrascht, daß er sekundenlang
handlungsunfähig war.
Sein
bleiches, eingefallenes Gesicht wirkte zwischen Licht und Schatten wie ein
Totenschädel.
George
Kornblow blieb überrascht stehen. In dem Zeitraum zwischen dem Anschalten des
Lichts und dem überhasteten Wegfahren des Ramblers hatte er Gelegenheit, das
kreidebleiche, wächserne Gesicht mit den umschatteten Augen zu sehen.
»Aber das ist
doch Mr. Wallace!« entfuhr es dem kleinen Mann.
Da startete
der Wagen schon mit quietschenden Pneus. George Kornblow fühlte die zarten
Finger seiner Frau, die ihn langsam herumzogen.
»Du hast ganz
schön getankt, mein Lieber«, schüttelte sie den
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