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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Unverständliches, das völlig zwecklos schien.
    Er besuchte leidenschaftlich gern altvertraute Gegenden, gestand er endlich. Erst viel später erfuhr Tony, daß der Detektiv aus höchst sentimentalen Gründen den Umweg gemacht hatte. — Er wollte an dem Haus vorüberfahren, in dem er geboren war. Er hatte es fünfunddreißig Jahre nicht gesehen.

21
    Hinter dem großen grauen Palast, in dem so mancher König gestorben ist, bogen sie wieder von der Hauptstraße ab und tauchten in ein dunkles Gewirr kleiner Gassen, bis sie an eine öde, winkelige Durchfahrt kamen, die so eng war, daß zwei Wagen einander nur mit großer Schwierigkeit hätten ausweichen können.
    »Hier wollen wir bleiben«, rief Elk. »Die anderen Chauffeure werden dann glauben, wir gehören zur Gesellschaft.«
    Tony beugte sich vor und blickte durch die regentrübe Scheibe. In der Gasse standen noch andere Wagen, nach ihrer Beleuchtung zu urteilen, ziemlich große.
    »Guelder gibt eine Gesellschaft«, flüsterte Elk, »bitte, warten Sie hier.«
    Er sprang aus dem Wagen und verschwand in der Nacht.
    »Das scheint das Haus und das Laboratorium zu sein«, sagte Tony und ließ das Fenster herab. Ursula blickte hinaus und schüttelte sich.
    »Gräßlich! Über diesem Ort liegt es wie eine Drohung, die mir das Blut gerinnen läßt. Es ist hier so unheimlich und schaurig! Warum wohnt dieser Mensch hier?«
    »Weil es hier unheimlich und schaurig ist«, entgegnete Tony.
    Sie glaubte, er wolle aussteigen und faßte seinen Arm.
    »Bitte, lassen Sie mich nicht allein! Sehen Sie die kleine Tür dort ... wie ein düsteres altes Gefängnis! Kein Fenster . und die Straßenlaterne an dem Wandarm sieht aus wie auf einem Bild von Alt-London.«
    »Vielleicht hat es in Guelders Augen etwas Romantisches«, meinte Tony. »Bei Tageslicht mag es ganz malerisch aussehen.«
    Er hatte im Licht der Laterne einige Gestalten gesehen und beugte den Kopf aus dem Wagenfenster. Es waren, wie Elks scharfes Auge sofort erkannt hatte, Chauffeure. Tony flüsterte mit seinem Fahrer, worauf der Mann ausstieg und entschwand.
    »Ich möchte gern wissen, wer dieser Besuch ist«, erklärte er Ursula. »Unter den Chauffeuren herrscht ein gewisser Korpsgeist, so daß er wahrscheinlich mehr ausspionieren wird als Elk.«
    Der Detektiv kehrte zuerst zurück.
    »Dunkle Sache«, knurrte er. »Dieser Halunke Guelder hält den oberen Zehntausend irgendeinen Vortrag. Wo ist Ihr Chauffeur?«
    »Ich habe ihn auf Kundschaft ausgesandt. Ich möchte wissen, wem die Wagen gehören.«
    »Gut«, lobte Elk. »Ich wollte sie nicht fragen, um keinen Verdacht zu erregen. Es sind heute abend einige prominente Leute in Greenwich — man sieht es schon an den Wagen.«
    Bald darauf kehrte der Fahrer zurück und gab ausführlich Bericht.
    »Meistens Herren aus der City«, sagte er. »Einer heißt Sleser - soll ein Millionär sein.«
    »Sleser!« rief Tony hastig, in Erinnerung an die Andeutungen seines bärtigen Freundes. »Wer noch?«
    Der Chauffeur nannte zwei Braid bekannte Namen von Leuten, die auf allen Börsen zu Hause waren. Es waren die kühnsten Spieler der City, die heute ihr Vermögen in Minen, morgen in Gummi wagten, je nachdem sich eine Chance bot.
    »Hat man Sie gefragt, wer Sie sind?« fragte Tony.
    »Ich habe von vornherein gesagt, ich sei Taxifahrer und hätte einen Herrn von Grosvenor Place hergefahren.« Er erntete reichlich Lob für sein Märchen.
    Der Wagen mußte die enge Gasse rückwärts fahren. Erst als sie die hellerleuchtete Hauptstraße wiedergewonnen hatten, atmete Ursula befreit auf.
    »Ich bin ein Angsthase«, lächelte sie. »Ich bin kindisch, aber ich bin wirklich nicht immer so, Tony. Warum besuchen diese großen Herrn Guelder?«
    »Ich würde viel darum geben, es zu wissen. Sie haben doch nicht etwa zufällig den Weg in Guelders Haus gefunden, Elk?«
    Er hatte es versucht, es war ihm aber mißglückt.
    »Ich klopfte an die Tür, und eine alte Dame öffnete. Ich schätze sie auf einige hundert, vielleicht auch mehr. Sie konnte nicht englisch sprechen. Ich kann sechs Sätze französisch. Die probierte ich der Reihe nach an ihr aus, aber sie kapierte nicht. Wahrscheinlich ist sie 'ne Deutsche oder Holländerin. Übrigens hielt sie die ganze Zeit, die ich mit ihr sprach, die Kette vor. Ein Trost in meiner Ausgeschlossenheit war der herrliche Küchengeruch, der zu mir herausströmte. Die Kerls sind zum Abendessen geladen. Es war eine Qual für mich, den einzigen Menschen, der heute abend in

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