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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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die Seeluft liebe, mein Jungchen, die den Fluß heraufweht. Ich bin am Wasser geboren. In meiner Heimat in Holland kann man nicht fünf Minuten gehen, ohne daß man in einen Kanal oder ein Fleet plumpst. Ich liebe den Geruch des Wassers, die großen Schiffe, die hinauf und hinunter fahren, und die kleinen Boote des Nachts! Manches Mal beobachtete ich sie die ganze Nacht hindurch von meinem Fenster. Ich sehe sie dahinschwimmen, am Ufer entlang, wie Ratten — wie Wasserratten. Und ich habe in jenen dunklen Stunden Dinge gehört und gesehen, mein guter Freund, die dir das Blut in Eis verwandeln würden.«
    Auf Mr. Rex Guelder hatten diese Dinge anscheinend keine solche Wirkung geübt, wenn sein entzücktes Lächeln nicht trog.
    »Du siehst also, Greenwich hat für mich seine sehr guten Seiten. Bedenke auch, mein Freund, wie leicht es für einen armen gehetzten Holländer wäre, den die Polizei sucht, in einer nebligen Nacht auf dieser großen Wasserstraße, die in die weite Welt hinausführt, zu entkommen. Kein Hafen, kein Zoll, keine forschenden Polizisten, die den Passagieren ins Gesicht starren, wenn sie aufs Schiff gehen, kein Paß — nichts, nur du, das Boot, die See und der Nebel!«
    Julian schüttelte sich.
    »Scheint mir 'ne verflucht unbequeme Geschichte.«
    Guelder grinste.
    »Mir macht so etwas Vergnügen«, behauptete er.
    »Du würdest wahrscheinlich nach Holland verduften, wenn es hier schiefginge?«
    Der Mann grunzte.
    »Das ist nicht mehr mein Vaterland.«
    Freda zeigte durchaus keine schlechte Laune, begrüßte Julian vielmehr fast begeistert. Es haperte sehr mit ihrem Englisch. Sie fing einen Satz ganz richtig an, verlor dann aber den Mut und verhedderte sich in ein unzusammenhängendes Gebabbel, das selbst Guelder nicht verstehen konnte. Eine wundervolle Frau nannte er sie in ihrer Abwesenheit.
    Julian, der noch nie die Wohnräume Guelders gesehen hatte, war über die peinliche Ordnung und Sauberkeit nicht wenig erstaunt. Jedes Stück Kupfer und Messing strahlte und legte Zeugnis ab für den Fleiß der alten Frau. Er schloß auch Bekanntschaft mit den drei Schutzengeln des Hauses. Sie saßen nebeneinander, als wären sie auf diese Stellung abgerichtet worden, die drei großen Katzen mit den grünen Augen, die größten, denen Julian jemals begegnet war.
    Eine halbe Stunde, während das Essen bereitet wurde, saßen sie auf dem Fensterplatz und beobachteten die Fahrzeuge, die die Themse durch die Abenddämmerung hinauf und hinab glitten. Als Guelder sich eine neue und noch schlechtere Zigarre anzündete, brach er das Schweigen.
    »Ich möchte Braid zu gern unschädlich machen«, begann er. »Es gab einmal eine Zeit, mein Freund, in der du viel mehr Initiative hattest. Da hättest du längst einen klugen kleinen Spion in sein Haus eingeschmuggelt. Ich denke noch an deinen Krach mit Crostuck, und wie nützlich dir die Nachricht seines Dienstmädchens über seine Auslandsreise war, he?«
    Julian warf den Zigarettenstummel zum Fenster hinaus und sah ihm nach, wie er durch die faulenden Planken der Werft in den Schlamm fiel und zischend erlosch.
    »Bei Braid würde das ganz zwecklos sein«, sagte er. »Ich habe vor einem Monat einen Mann zu ihm gebracht — den Kammerdiener. Es hat mich einen Zehner gekostet, ihn einzuschmuggeln — er war ihn nicht wert. Leider nimmt Braid ihn nicht nach Ascot mit, und das vermindert natürlich sehr seinen Nutzen. Bis jetzt hat er mir sehr wenig berichtet. Und was schlimmer ist, Braid hat anscheinend Verdacht geschöpft.«
    Der andere blickte ihn voller Bewunderung an.
    »Bist ein kluges Bübchen!« brummte er.
    »Dabei ist der Kerl gar nicht dumm und hat ausgezeichnete Fähigkeiten«, fuhr Julian fort. »In London arbeitete er nicht schlecht. Braid hat einen Nebenanschluß in seinem Schlafzimmer. Man kann dort sehr bequem alles hören, was er in seinem Arbeits- und Speisezimmer am Telefon spricht.«
    Er blickte ungeduldig auf die Uhr, doch da kam Freda auch schon mit dem Essen herein.
    Als der erste Gast ankam, war es schon ganz dunkel geworden. Sie empfingen ihn in dem großen Wohnzimmer. Gleich hinter ihm kamen der zweite und dritte, doch auf den vierten und fünften mußten sie noch eine Weile warten. Es war ein kleiner skeptischer Kreis nüchterner Geschäftsleute. Und doch hielt jeder von ihnen das Experiment, dessen Zeugen sie werden sollten, für durchaus glaubhaft und möglich.
    »Ich habe mir sehr oft gedacht, man müsse das doch machen können«, rief Sleser,

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