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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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hindurch in ein kleines Büro am anderen Ende des Raumes. Hier war die Beleuchtung etwas besser.
    Ein altmodisches Schreibpult mit Rolldeckel, ein viereckiger Tisch und ein Stuhl bildeten die Einrichtung. An der Wand hingen ein verjährter Kalender und einige alte, verstaubte Regale, die mit zerrissenen Papieren und zerbrochenen Büroutensilien überladen waren.
    Auf dem Tisch lag ein dunkler Mantel. Tony wußte sofort, daß dieses Kleidungsstück Veranlassung war zu ihrem nächtlichen Ausflug nach Woolwich.
    »Ich will Ihnen keine lange Geschichte über diesen Weldin erzählen«, sagte Elk. »Es ist auch gar nicht meine, sondern Inspektor Frames Sache.«
    Er nickte einem großen, gutaussehenden Mann zu, der ihnen in das Büro gefolgt war. »Frame bearbeitet diesen Fall. Wollen Sie bitte den Schiffer herbringen.«
    Inspektor Frame verschwand und kam sehr bald mit einem untersetzten Mann mit wettergegerbtem Gesicht und grauem Haarschopf zurück.
    »Warten Sie, bitte noch einen Augenblick draußen, Schiffer«, rief Elk, und der Mann ging wieder hinaus.
    »Die Sache ist nämlich die: wir fanden den Mantel - oder vielmehr der Kollege fand ihn - unter anderem Plunder und durchsuchte ihn, ob wir nicht zufällig den Eigentümer feststellen könnten. Das fanden wir im Nu: sein Name steht mit der Schneiderfirma auf der Innenseite der Tasche. Es ist ein gemeinsamer guter Freund.«
    »Ich glaube, ich kenne ihn«, rief Tony.
    »Darauf kommen wir gleich«, bedeutete Elk. »Wir riefen den Herrn an -«
    »Julian Reef?« fragte Braid.
    »Mr. Julian Reef, ja. Er war nicht zu Hause. Dann stellten wir fest, daß der Mantel regelrecht von Weldin gekauft und von dem ollen, ehrlichen Seemann da draußen verkauft worden ist. Die Buchung war ordnungsgemäß eingetragen. So, rufen Sie jetzt den Schiffer!«
    Der Mann erschien wieder, ziemlich kopfscheu bei dem Gedanken, daß er in ein Verbrechen verwickelt sein könnte.
    »Na, mein Lieber, nun spinnen Sie mal Ihr Garn«, forderte Elk ihn auf.
    »Wie ich Ihnen schon vorhin sagte, Sir«, begann der Schiffer mit einer tiefen, brummigen Stimme, »es ist wohl eine Woche oder so was her, da kam ich den Fluß mit der ›Polly Ann‹ herauf, die leer war. Wir hatten eine Ladung Ziegel nach Kingston gebracht. Wir wurden von einem Schlepper stromauf gezogen, und ich war gerade vorne im Steven — ich muß schon zugeben, daß ich fast döste, weil ich die Nacht vorher doch nur vier Stunden geschlafen hatte. Der Schlepperführer ließ die Sirene heulen, gerade, als wir unter der Westminster-Brücke durchfuhren — ich glaube, da war ein Boot im Weg —, und das hat mich aufgeweckt, obwohl ich ruhig hätte schlafen können, weil wir doch an ein anderes Schiff vertäut waren. Wir kommen nun unter der Brücke durch, und wie wir gerade 'raus sind, fällt mir was auf den Kopf. Ich wundere mich und denke, mein Gehilfe erlaubt sich einen schlechten Scherz mit mir, aber wie ich's 'runterziehe, ist niemand in Sicht, außer dem Mann auf dem anderen Schiff. Da war mir klar, daß es einer von der Westminster-Brücke 'runtergeschmissen haben mußte. Es war der Mantel da. Ich wußte nicht, was ich damit anfangen sollte. Ich bin viel zu groß, so'n Ding zu tragen. So verkaufte ich ihn nach meiner nächsten Reise an Zonnerheim in der Artilleriestraße.«
    »Das ist ein anderer Name für Weldin. Er hatte eine Menge Sammelplätze«, erklärte Elk. Dann wandte er sich an den Schiffer: »Danke, Herr Seemann, die Polizei glaubt Ihnen Ihre Geschichte. Inspektor Frame hat Ihre Adresse, wenn er Sie noch brauchen sollte.«
    Der Mann schien froh, daß das lästige Verhör zu Ende war.
    »Eine sehr interessante Geschichte«, sagte Tony, »aber ich begreife nicht recht, wozu Sie uns hierhergelockt haben, Elk. Ich kann Julian Reefs Kleidung durchaus nicht wiedererkennen und bin sicher, Lady Frensham noch weniger.« Sie war aber offenbar doch dazu imstande. »Ich kenne den Mantel. Ich habe Julian darin gesehen«, sagte sie und nahm das Kleidungsstück in die Hand. Es war ein dunkler Sergemantel, sehr leicht, ein Mantel, wie man ihn über dem Frack trägt. Das Futter war aus Seide, und Tonys erfahrenes Auge stellte sofort fest, daß er fast neu war.
    »Zeigen Sie den Herrschaften das Papier, Frame«, gebot Elk.
    Mr. Frame entnahm seiner Tasche einen Bogen dünnes Papier und breitete ihn auf dem Tisch aus. Er war offenbar arg zerknüllt worden, zusammengeballt. Anderthalb Zeilen Schrift standen darauf.
    »Lesen Sie!« sagte Elk. Tony

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