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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sind übrigens ein leichtes Objekt für einen Beobachter, weil Sie ihre Lippen bewegen. Die meisten Damen heutzutage sprechen durch die Nase. Und ein Nasenleser bin ich nicht. Aber was sagten Sie gerade von mir, als ich kam?«
    »Ob Sie Guelder nicht ein bißchen deportieren könnten«, lächelte Tony.
    »Das ist der einzige Mensch in England, den ich niemals deportieren ließe«, rief der Detektiv energisch. »Nein, ich liebe den alten Guelder. Habe ihn gern um mich. Ich werde ihm wohl in den nächsten Tagen ein hübsches Heim besorgen. Heutzutage behandeln sie die Leute im Gefängnis so rücksichtsvoll, daß sie es dort viel besser haben als zu Hause.«
    »Mr. Elk«, sagte Ursula und senkte die Stimme, »welche Folgen wird das Blatt Papier haben, das Sie in Julians Mantel fanden?«
    »Allerlei«, murmelte Elk. »Ich sehe die Folgen deutlicher als den O-beinigen Jüngling da, der mit der herrlichen Königin aus dem Wäschegeschäft tanzt. Ich kenne sie. Ihr Vater war Buchmacher und ein großer Sünder. Ihnen, Mr. Braid, sind die Folgen wohl auch ziemlich klar?«
    Tony zögerte.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Ich habe auch gar keine Lust, mir die Folgen vorzustellen.«
    »Ich glaube, Sie sind ein Weiser«, flüsterte Elk.
    Der Kellner kam und stand erwartungsvoll am Tisch.
    »Ein Rumpsteak mit einem großen Ei darauf«, bestellte Elk. Dann wandte er sich an Braid. »Bitte, bieten Sie mir keinen Sekt an, sonst trinke ich ihn. Mein Arzt sagt, ich würde zwanzig Jahre länger leben, wenn ich recht viel Champagner trinke. Aber er muß extra trocken sein. Was, Lady Frensham, so ein Kerl wie ich ist Ihnen noch nicht vorgekommen? Wissen Sie, wie man mich bei der Abteilung nannte? — ›Johnney Frechdachs‹ — Dabei bin ich doch wirklich die personifizierte Bescheidenheit.«
    Plötzlich hörte er auf zu lachen und sagte ernst:
    »Sie wollen die Wahrheit über das Stückchen Papier wissen? Nun, ich werde es Ihnen sagen, gnädiges Fräulein, ich brauche noch etwa drei weitere Indizien, ehe ich Ihnen etwas sagen kann; und dann werde ich es höchstwahrscheinlich unterlassen. Sie werden sich schon an die Zeitung halten müssen.«
    Mit ungewohnter Schroffheit wechselte er das Gespräch. Um halb eins verließen sie das Lokal. Es goß noch immer in Strömen. Der Portier, der sonst mit einem Schirm die Gäste zum Wagen begleitete, war gerade abgerufen.
    »Wir müssen zum Parkplatz gehen«, schlug Tony vor und half Ursula in den Regenmantel.
    Um den stillen Platz zu erreichen, wo die Wagen standen, gingen sie durch eine enge Gasse, die eine noch engere kreuzte. Auf der Kreuzung stand ein Auto quer zur Straße, durch die sie kamen. Sie hörten das Summen eines Motors, ehe sie noch die unbeleuchteten Umrisse des Wagens erkennen konnten.
    »Mir scheint«, sagte Elk, »daß das ein gefährlicher Ort ist zum Halten.«
    Sie sahen zwei kurze Blitze im Innern des Wagens aufzucken, etwas pfiff an Elks Ohr vorbei und schlug mit lautem Aufprall in ein Ladenschild.
    »Verfluchter Hund«, brüllte Elk und sprang beim Knall des Revolvers wie ein Jagdhund vor.
    Ehe er sein Ziel erreicht hatte, fuhr der Wagen an und entfernte sich in rasendem Tempo. Er konnte die Nummer nicht erkennen, denn das Schlußlicht brannte nicht. »Galt das mir oder Ihnen?« sann Elk. »Das ist das einzige, was mich dabei interessiert. Wenn es Ihnen galt, kenne ich den Mann, aber wenn es für mich bestimmt war, habe ich die Wahl unter sechsen.«

22
    Julian hatte an diesem Abend seinen Sozius nach Greenwich begleitet. Sie fuhren mit der Elektrischen, einem Beförderungsmittel, das der rothaarige junge Mann über alle Maßen verabscheute.
    »Sparsamkeit in kleinen Dingen, mein Freund«, belehrte Guelder, »ist die Grundlage allen Reichtums. Das nächste Mal, wenn du mich besuchst, wirst du in einem vergoldeten Wagen fahren, und vier Schimmel mit goldenen Hufen werden ihn ziehen. Doch heute tut's die Elektrische auch.«
    »Hoffentlich finden die Leute den Weg zu dir«, sorgte sich Julian. »Sicher kennt keiner von ihnen Greenwich.«
    Guelder hatte keine Bedenken.
    »Ich habe ihnen Pläne mit genauer Einzeichnung gegeben. Das wird ja eine feine Gesellschaft heute abend in meinem Haus, wie? Freda wird vor Wut platzen. Sie hat mir schon angekündigt, daß sie nach Holland zurückkehrt, wenn ich ihr Gäste ins Haus schleppe. Das würde mir leid tun, denn ich mag sie ganz gern.«
    »Warum wohnst du bloß so weit draußen?« zürnte Julian, nicht zum erstenmal.
    »Weil ich

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