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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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beugte sich darüber und las:
    ›Seit Jahren habe ich mich in törichte Spekulationen eingelassen. Ich bekenne ...‹
    Tony überlegte. Die Worte schienen ihm bekannt.
    »Nun?« fragte Elk und beobachtete sein Gesicht.
    »Darf ich es auch sehen?« fragte Ursula.
    Elk reichte ihr das Papier. Ihre Lippen öffneten sich vor Bestürzung.
    »Das ist doch .«
    Sie beendigte den Satz nicht, blickte in wachsender Erregung von einem zum andern.
    »Stimmt.« Elk nickte.
    »Das ist doch das, was Vater schrieb, ehe — ehe —«
    Plötzlich durchzuckte Tony die Erkenntnis. Das waren ja die Worte, die man auf dem Schriftstück neben der Leiche Frenshams gefunden hatte.
    »Erkennen Sie die Handschrift, Lady Frensham?«
    Sie schwieg. Sie kannte die Handschrift nur zu gut.
    »Kennen Sie sie nicht?«
    Ihre Lippen zitterten.
    »Ich weiß nicht, ich möchte mich nicht äußern. Was bedeutet das? Bitte, wollen Sie mir sagen, was davon abhängt, wenn ich diese Handschrift wiedererkenne?«
    »Nicht viel«, erklärte Elk zu ihrer großen Erleichterung.
    »Es gibt Leute genug, die sie erkennen werden. Wie ist's mit Ihnen zum Beispiel, Mr. Braid?«
    Tony betrachtete sie noch einmal.
    »Ja«, sagte er gelassen, »es ist Julian Reefs Handschrift.«
    Wieder nickte Elk.
    »Das dachte ich mir. Merkwürdig, die ersten Worte seiner Beichte ... Dieselben Worte, die Frensham schrieb, aber in anderer Handschrift. Wie erklären Sie sich das, Braid?«
    Tony schüttelte den Kopf.
    »Gar nicht«, sagte er. »Es ist erschütternd.«
    »Mich erschüttert es durchaus nicht«, bekannte Elk. Er nahm das Papier, faltete es zusammen und versenkte es in seine Tasche. »Das werde ich für Scotland Yard aufheben. Wir sind ja ganz wild auf Kuriositäten ... Wir eröffnen nächstens 'ne kleine Ausstellung. Werde Ihnen eine Empfangsbescheinigung geben, Inspektor. Es gehört ja eigentlich nicht zu diesem Fall, sondern zu einem anderen. Ich werde auch den Mantel behalten. Er scheint mir ziemlich wichtig. Kann ich wohl einen Bogen Packpapier haben, um ihn einzuwickeln?«
    Auf dem Rückweg saß Elk bei dem Chauffeur. Die Scheibe war beiseite geschoben, so daß er sich mit Ursula und Braid unterhalten konnte.
    »Das Leben ist voller Zufälle«, sann er vor sich hin, schwelgerisch an der langen Zigarre ziehend, die er als seinen Tribut erhalten hatte. »Wenn man diese Dinge in einem Buch schildern wollte, würde sie kein Mensch glauben. Der Fall Weldin wächst sich aus, aber er hat nichts mit dem verstorbenen Lord Frensham zu tun. Und doch haben wir hier ein Faktum gefunden, das damit sehr viel zu tun hat.« Er hob triumphierend den Mantel. »Und jetzt sitzt ein Schiffer zu Hause am Busen seiner Familie und erzählt seinem dicken Weib - ich möchte wetten, daß sie dick ist -, wie ihn die Polizei geschunden hat wegen eines blöden, alten Mantels. Hätte er nicht in Kingston Ziegel abgeliefert, wäre der Mantel jetzt nicht in diesem Wagen.«
    »Was beweist der Mantel und dieses Papier? Ich verstehe es nicht recht«, fragte Ursula.
    Elk war wenig mitteilsam.
    »Alles hat etwas zu bedeuten«, orakelte Elk. Dann wandte er sich an Tony.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir über Greenwich zurückfahren? Es ist zwar nicht gerade der beste Weg, aber ich habe eine Idee. Möchten Sie gern Detektiv sein, Lady Frensham?«
    »Nicht um die Welt!« lehnte sie heftig ab.
    Ihre Antwort bereitete Elk viel Vergnügen. Er lachte lange in sich hinein.
    »Wollen Sie heute abend einer sein? Ich wollte mir nur mal Mr. Guelders trautes Heim begucken.«
    »Wohnt er in Greenwich?« fragte sie.
    »Ja. Und Greenwich ist ein sehr hübscher Ort«, lobte Elk zur allgemeinen Überraschung. »Ich bin dort geboren. Ich bin der einzige Mensch, der jemals in Greenwich geboren wurde, soviel ich weiß. Jedenfalls habe ich noch nie einen zweiten getroffen.«
    Immer wieder gab er dem Fahrer neue Anweisungen. Sie hatten die Hauptstraße verlassen und tasteten sich durch ein Labyrinth kleiner Gassen, sich immer rechts haltend.
    »Da ist der Fluß.« Elk zeigte zwischen zwei hohen Häusern durch. Irgendwo draußen im Regen schimmerte ein rotes Licht.
    »Ein Schiff«, sagte Elk kurz. »Es liegt vor Anker dort, wartet auf die Flut. Müssen hier sehr vorsichtig sein, am Millwall-Tunnel.«
    Sie machten jetzt einen ziemlich weiten Umweg und kamen wieder auf die Hauptstraße zurück. Tony begriff nicht, wozu der Detektiv sie so sinnlos umherkutschierte. Doch Elk gab keine Erklärungen. Er machte oft etwas derart

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