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069 - Ein gerissener Kerl

069 - Ein gerissener Kerl

Titel: 069 - Ein gerissener Kerl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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allein. Guelder saß bequem in einem tiefen Klubsessel, die unvermeidliche Zigarre zwischen den Zähnen. Sein Gesicht leuchtete auf bei Slesers Anblick, doch das Lächeln wurde sehr schwach, als Braid in Sicht kam.
    »Machen Sie die Tür zu, Braid«, bat Sleser, zog eine Schachtel heraus und zeigte den Diamanten.
    »Den haben Sie doch gestern abend fabriziert, Guelder, nicht wahr?«
    »Ja, das ist der Stein«, sagte Guelder verbindlich.
    Sleser blickte zu Julian hinüber.
    »Hängen Sie mit in dem Schwindel?«
    »Schwindel?« schnappte Julian Reef und erbleichte. »Was wollen Sie damit sagen? Das war kein Schwindel — Sie haben es mit Ihren eigenen Augen gesehen. Natürlich, wenn Sie dem Burschen da —« sein Zeigefinger wies anklagend auf Braid — »Glauben schenken, dann glauben Sie an Schwindel, aber Sie haben doch selbst gesehen ...«
    »Ich glaube nicht Mr. Braid, ich glaube meinen Augen und Ohren«, erwiderte Sleser gelassen. »Dieser Stein ist vor einigen Tagen bei einem Juwelier namens Samer in Troubridge gekauft worden. Ich begreife durchaus, daß Ihr holländischer Freund zu diesem besonderen Experiment auch einen besonderen Stein brauchte. Er besaß den gelben und suchte einen dazu passenden weißen. Er hat diesen Diamanten für elfhundert Pfund gekauft«.
    »Das ist eine infame Lüge!« schrie Guelder. »Ich habe ihn mit meiner Wissenschaft gezeugt ... Sie haben's gesehen. Sie können Ihre eigenen Beobachtungen nicht Lügen strafen!«
    »Sie haben den Stein ausgetauscht, Sie schmieriger Schuft!« brüllte Sleser. »Sie haben mich zum Popanz der City gemacht! Und wenn ich nicht fürchten müßte, zum Gelächter der Welt zu werden, würde ich Sie beide ins Gefängnis bringen!«
    »Ich bin daran nicht beteiligt!«
    Julian Reefs Blässe, seine Erschütterung, die an Verzweiflung grenzte, machten seinen Protest glaubhaft. »Wenn das wahr ist . nein, nein, das kann nicht wahr sein! Guelder, das hast du nicht getan!«
    »Wenn Sie alle das glauben ...« Er zog die Schultern hoch. »Ich bin Gelehrter, Chemiker, nicht Psychologe. Sie haben's mit eigenen Augen gesehen, Sie glauben es nicht, Sie hören auf diesen gerissenen Kerl ...«
    Er sprang blitzschnell hinter seinen Schreibtisch.
    »Ich denke nicht daran, Sie zu schlagen«, sagte Tony verächtlich. »Aber wenn Sie noch einmal Lady Frensham belästigen, drehe ich Ihnen das Genick um.«
    Julian aber dachte nicht an Ursula. Er dachte an seine ungeheuren Aufträge, an die gigantischen Aktienkäufe, die er hatte tätigen wollen. Er dachte an die Freunde, die ihm nur zögernd die Mittel zu diesen gewaltigen Transaktionen zur Verfügung gestellt hatten. Er starrte den Holländer an, dann stürzte er sich auf ihn.
    Sleser trennte die beiden und schleuderte den rothaarigen jungen Mann gegen die Wand.
    »Verüben Sie Ihre Morde, wenn ich nicht dabei bin!« wetterte er. »Kommen Sie, Braid. Wollen sehen, was auf der Börse los ist. Wenn ich mit einer Million Verlust herauskomme, werde ich mich glücklich schätzen.«
    Während sie hinunterfuhren, fragte er:
    »Sie haben Ihren Freunden wohl schon mitgeteilt, daß es fauler Zauber war?«
    »Nein«, entgegnete Tony. Er schämte sich ein wenig, daß er seine Parteinahme völlig vergessen hatte. »Aber ich glaube, das macht nicht viel. Sie verkaufen sowieso nicht.«
    »Dann habe ich noch Hoffnung«, rief Sleser. Es war eine sehr berechtigte Hoffnung, wie er erkannte, als sie zur Börse kamen. Diamantenaktien sausten mit derselben Geschwindigkeit hinauf, mit der sie gefallen waren.
    Er nahm den Diamanten aus der Tasche und reichte ihn Tony.
    »Lebt wohl, Millionen«, lachte er, »ich nehme von euch Abschied. Behalten Sie den Stein. Ich werde das mit der Herzogin schon ins reine bringen.«
    »Sie sind sehr zuversichtlich«, lächelte Tony.
    »Lassen Sie uns darüber schweigen«, sagte der große Mann traurig. »Ich habe ihn ihr einst geschenkt — und ich Narr habe ihn gestern nicht sofort wiedererkannt!«
    »Mr. Sleser, bitte ans Telefon«, rief ein Bedienter. Als der Millionär nach einigen Augenblicken zurückkam, spielte ein sarkastisches Lächeln um seinen Mund.
    »Es war mein Büro«, berichtete er. »Ich gab Guelder einen Barscheck — natürlich hat er ihn, sobald die Bank geöffnet wurde, einkassiert. Glauben Sie, daß der Sheriff mich zugucken lassen wird, wenn er baumelt? Ich möchte zu gern mal wieder tüchtig lachen.«

28
    Der Himmel hatte sich aufgeklärt, der Regen nachgelassen. Da ging Ursula hinaus auf die

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