069 - Ein gerissener Kerl
Kleinigkeit darüber.«
»Weiter«, trieb Tony den Alten an.
Der Gehilfe habe sich natürlich sehr geschmeichelt gefühlt, als Mr. Guelder sagte, er hätte von der herrlichen Kollektion gehört, die der Juwelier führe, und wolle einen großen Stein für einen Verlobungsring kaufen. Der Gehilfe öffnete den Tresor, nahm eine Anzahl Steine heraus, fand dabei unglücklicherweise auch den Diamanten der Herzogin und bot ihn in dem Glauben, er sei verkäuflich, dem Herrn an. Auf dem Papier, in das er eingewickelt war, stand in Mr. Samers Handschrift ›elfhundert Pfund‹. Das war die Höhe der kurzfristigen Prämie, mit der er den Stein gegen Einbruchsdiebstahl versichert hatte. Und so war der Stein um elfhundert Pfund verkauft worden. Herr Guelder hatte in Scheinen bezahlt und seinen Erwerb sofort mitgenommen. Und jetzt hatte die Herzogin, die verreist war, ihm mitgeteilt, sie käme heim und hoffe den Ring fertig vorzufinden.
»Und, Mr. — wie war doch Ihr Name — Mr. Braid! — doch nicht der Rennstallbesitzer Braid? Doch? Ich wette bisweilen selbst ein wenig, aber nur ganz niedrig. Ich bin nur ein ganz kleiner Zaungast bei dem, was ich den Sport der Könige nennen möchte — also, Mr. Braid, so liegt die Sache. Ich muß Mr. Guelder bewegen, mir den Stein zurückzugeben, und will ihm gern noch hundert Pfund draufzahlen auf den Preis, den er mir gezahlt hat.«
»Können Sie mir den Diamanten vielleicht etwas näher beschreiben?«
»Ich kann Ihnen die Fotografie zeigen«, erbot sich Mr. Samer eifrig.
Er trug sie in seiner Westentasche. Er pflege, und schon sein Vater hätte das getan, alle wichtigen Steine zu fotografieren, die durch seine Hände gingen. Sein Großvater habe sie von einem Künstler malen lassen. Damals steckte die Lichtbildkunst noch in den Kinderschuhen. Tony betrachtete die Fotografie — einen kleinen Streifen, der auf dickes Papier geklebt war —, und sein Herz tat einen Freudensprung.
»Mir scheint, ich kann Ihnen den Stein wiederbeschaffen«, rief er, worauf Mr. Samer ihm vor Dankbarkeit fast um den Hals fiel.
Während sie hinausgingen, blieb Braid in der Halle stehen und sah sich die Nachrichten an, die über den Fernschreiber hereinkamen.
»Sie suchen die Diamanten, Mr. Braid?« fragte der Portier und zeigte auf einen Streifen an einem grünen Brett.
Diamanten fielen stürmisch. Papiere, die am Tag zuvor zwölf Pfund gestanden hatten, notierten jetzt neun und acht dreiviertel.
»Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, ich muß telefonieren«, bat Braid seinen neuen Freund.
Er ging in eine Zelle, rief seinen Makler an und gab ihm eingehende Instruktionen. Er nannte ihm drei Papiere. »Kaufen Sie«, sagte er, »und hören Sie nicht eher zu kaufen auf, bis Ihnen der Atem ausgeht.«
»Aber der Markt fällt, Mr. Braid«, rief der überraschte Makler, »Sie glauben doch nicht etwa, daß ...«
»Kaufen Sie, bis Sie nicht mehr können«, beharrte Tony. »Kaufen Sie für eine Million. Nein, Sie können bis anderthalb Millionen gehen.«
Tony kam heraus, nahm den aufgeregten Juwelier unter den Arm und rief ein Taxi. Sie fuhren nach Lombard Street, in der das Gebäude der Sleser-Gesellschaft sich hoch über alle anderen erhob, fuhren mit dem Fahrstuhl zum ersten Stock hinauf, wo Tony das Glück hatte, Slesers Privatsekretär abzufangen, mit dem er bekannt war.
»Tut mir furchtbar leid, Mr. Braid, aber Mr. Sleser kann Sie unmöglich empfangen. Er steckt bis zur Nase in dem Diamantengeschäft.«
»Leute, die bis zur Nase in irgend etwas stecken«, gab Tony zu bedenken, »ersticken. Sagen Sie ihm nur, ich sei hier und wolle mich an ihm als Lebensretter betätigen.«
Der Sekretär lächelte.
»Wollen Sie verkaufen?« fragte er vertraulich. »Das sollten Sie tun, Mr. Braid. Sleser beauftragte mich, Sie vor einer halben Stunde anzurufen, aber Sie waren nicht zu erreichen. Ich werde fragen, ob er Sie empfangen will.«
»Und meinen Freund, Mr. Samer, auch«, rief Tony ihm nach.
Der Sekretär blickte sich fragend um, eilte dann aber davon. Einige Augenblicke später kam er zurück und führte Tony und Mr. Samer durch sein Büro in das Privatkontor des großen Spekulanten.
27
Mr. Sleser saß an einem gewaltigen Schreibtisch, eine unscheinbare Tonpfeife im Mund. Das Zimmer roch kräftig nach Shag-Tabak.
»Tag, Braid.«
»Darf ich Ihnen Mr. Samer vorstellen?« sagte Tony.
»Freut mich. Habe genau zwei Minuten für Sie Zeit.«
»Das genügt nicht«, erwiderte Tony ruhig, während er Mr.
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