0690 - Die Flucht des Körperlosen
Bewegungsfreiheit - aber so, wie du die Sache siehst, bedeutet das nur, daß du die Stangen meines Käfigs ein wenig weiter auseinanderrücken willst. Eingesperrt bleibe ich trotzdem. Und wie ist das mit der Sicherheit in diesem Wirtskörper? Ich wollte nicht hierherkommen. Du hast mich gezwungen. Du bietest mir also etwas an, das ich aufgrund deines Zwanges bereits besitze!
Was soll das? Wenn die Zur verfügungstellung deines Körpers als Wirt für mein Bewußtsein wirklich eine Leistung von dir erfordert, dann, um Gottes willen, laß mich dir diese Bürde abnehmen! Gib mich frei, damit ich gehen kann, wohin ich will!"
„Das ist Unsinn", antwortete er. „Ich kann dich nicht freigeben.
Ich brauche dich und deine Kenntnisse. Und wenn du nicht freiwillig mein Lehrer sein willst, so werde ich dich dazu zu zwingen verstehen!"
„Niemals!" antwortete ich. „Du kannst und weißt viel, Lare, aber mich zwingen, etwas preiszugeben, das ich für mich behalten will, das kannst du nicht!"
Er dachte darüber nach. Ich sah die Gedanken in den Gängen seines Bewußtseins spielen und kannte seine nächste Frage, noch bevor er sie formuliert hatte.
„Warum sträubst du dich? Was kümmert es dich, ob ich die Mentalität der Terraner kenne oder nicht?"
„Laß mich dich zuvor etwas anderes fragen", zögerte ich die Antwort hinaus. „Hast du Droggnar getötet?"
Den Namen verstand er wohl nicht, aber ich vermittelte ihm ein geistiges Bild des Pariczaners, in dessen Körper ich geflohen war, als mich der Schutzschirm eines larischen Raumschiffes von sich spie.
„Ja, er ist tot", antwortete er knapp.
„Ihn hast du getötet... und fast eintausend weitere Pariczaner.
Da hast du deinen Grund, Lare! Ich paktiere nicht mit einem Monstrum!"
„Monstrum...?"
„Ein Wesen, das das Lebensrecht anderer Wesen nicht anerkennt."
„Ich erkenne es an. Aber die Pflicht..."
„Hör auf mit der Pflicht! Es mag Situationen geben, in denen es dem intelligenten Wesen zur Pflicht wird, entweder zu töten oder zu sterben. Aber diese Augenblicke sind selten. Wer die Pflicht zum Vorwand nimmt, so viele Leben auszulöschen, der denkt meist nur an den eigenen Vorteil und benutzt die sogenannte Pflicht als Ausrede. Du bist ein Monstrum, und mit einem Monstrum gehe ich kein Bündnis ein. Außerdem bin ich ein Terraner und werde nichts tun, was es dir ermöglicht, der Terraner leichter Herr zu werden."
Er schwieg, aber ich sah, wie sich in seinem Bewußtsein Gedanken zu formen begannen, mit denen er mir widersprechen wollte. Irgendein äußerer Einfluß unterbrach ihn jedoch. Ich merkte bald, was es war: ein Summer hatte sich hören lassen, und auf einem Bildschirm, der sich scheinbar aus dem Nichts heraus materialisierte, war die Gestalt eines auffallend hellhäutigen Laren zu sehen.
Ich spürte, wie Hotrenor-Taak mich in mein Gefängnis zurückschieben wollte.
„Laß mich zusehen!" bat ich ihn. „Du vergibst dir nichts dabei, und ich kann dir womöglich helfen."
Ich versprach mir von dieser Bitte nicht allzu viel Erfolg.
Aber seltsamerweise ging er darauf ein. Ich durfte bleiben und zuschauen. Der hellhäutige Lare - Hotrenor-Taaks Stellvertreter, Laafnetor-Breck genannt, wie ich bald erfuhr - hatte sich auf dem Bildschirm nur angemeldet. Nach Hotrenor-Taaks Zustimmung betrat er in eigener Person das Privatquartier des Verkünders der Hetosonen.
„Ich bin gekommen, um zu erfahren, ob das Bewußtsein des terranischen Mutanten deine Fragen beantwortet hat", sagte er.
Hotrenor-Taak war ärgerlich - erstens über die Unterbrechung und zweitens über die Anmaßung, die sich hinter der Frage verbarg.
„Ich bin „noch nicht fertig, mein Freund", antwortete er, und wenn dieser Laafnetor-Breck in diesem Augenblick in seine Gedanken hätte blicken können, dann hätte er sich wahrscheinlich so rasch wie möglich aus dem Staub gemacht.
„Warum stellst du ihm die entscheidende Frage nicht jetzt gleich?" schlug Laafnetor-Breck vor. „Es kann nicht schwierig sein zu erfahren, ob er weiß, wohin sich die Reste der Terraner verkrochen haben!"
Hotrenor-Taak kämpfte um Beherrschung.
„Ich bin der Verkünder der Hetosonen", herrschte er sein Gegenüber an, „nicht du! Ich entscheide, wann die Frage gestellt wird. Von dir erwarte ich weder Rat, noch Neugierde.
Wenn ich die Information besitze, werde ich es dich wissen lassen!"
Laafnetor-Breck verstand, was die Stunde geschlagen hatte.
Er wandte sich um und schritt hinaus.
„Das ist ein
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