0690 - Leilas Totenzauber
diesen Versuchen immer wieder gegen Hindernisse stieß.
Die Berührung war zwar verschwunden, was blieb, war ein leises Rascheln.
Es entfernte sich von mir, verstummte…
Ich lag auf dem Rücken, den Mund hielt ich offen, atmete die Luft ein und hatte den Eindruck, daß mir jemand etwas Fremdes in die Kehle preßte, das sich aus diversen Gerüchen zusammensetzte.
Und auch der Geschmack war mir unbekannt.
Ich versuchte vergeblich herauszufinden, worum es sich dabei handelte. Das schmeckte wie Blätter, wie Erde, wie brackiges Wasser oder irgendein anderes Zeug, und der Geruch erinnerte mich gleichzeitig an einen gewissen Gestank, den ich vom Zoo her kannte.
Eine Erinnerung aus meiner Kindheit. Als Erwachsener hatte ich den Zoo kaum besucht.
Blödsinn - Zoo. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß man mich in einen Zoo geschafft hatte.
Okay, London besitzt einen Zoo. Nur - welches Motiv hätte diese Person haben können, mich in den Zoo zu stecken?
Überhaupt konnte ich mich nur schlecht an gewisse Dinge erinnern. Wenn ich mein Gedächtnis anstrengte, kam ich zu dem Entschluß, daß irgend etwas schiefgelaufen sein mußte.
Ich erinnerte mich an den mittelalterlich gekleideten Krieger und an die Kugel, in der er gelauert hatte. Er hatte sie dann verlassen, ich war auf ihn zugegangen, um ihn zu stellen, und dann war es passiert. Auf einmal hatte sich die Kugel über uns beide gestülpt oder uns einfach umfangen.
So genau konnte ich das nicht mehr nachvollziehen, denn mein Gedächtnis hatte mich verlassen.
Freiwillig nicht, es war die andere Umgebung gewesen, die mir diesen Blackout bescherte.
Auf einmal war alles anders gewesen.
Ich schwebte weg, ich glitt dahin, fremden Welten entgegen, durch Dimensionen und…
Bei dem Gedanken brach mir der Schweiß aus. Der Gedanke, in einer fremden Dimension gefangen zu sein, ließ mich einfach nicht los. Er war da, er bereitete mir Angst, und ich merkte, wie mir der Schweiß aus den Poren trat.
Ich holte tief Luft.
Plötzlich hatte ich den Eindruck, mich übergeben zu müssen. Innerhalb kurzer Zeit hatte sich die Luft verändert. Sie war noch stickiger und gleichzeitig auch feuchter geworden. Wenn ich einatmete, dann drückte sie gegen meine Kehle. Von innen und außen, und sie schien meinen gesamten Hals zusammenpressen zu wollen.
Noch lag ich auf dem Rücken. Ich wartete eine gewisse Zeit ab und schaffte es wieder, mich zu erholen.
Der Atem normalisierte sich, aber der schlechte Geschmack blieb. Natürlich auch der Gestank, der mich umwehte.
Ich war nicht gefesselt, und noch richtete ich mich nicht auf. Ich lag nur in der völligen Dunkelheit und tastete nach meinen Waffen.
Bis auf das Kreuz waren sie verschwunden.
Keine Beretta, keinen Dolch und leider auch keine Lampe. Jemand war so schlau gewesen, mir alles abzunehmen.
Ich tobte innerlich. Wieder brach mir der Schweiß aus, ich hob den rechten Arm - und bekam ihn nicht ganz in die Höhe, weil ich schon nach kurzer Zeit gegen einen Widerstand stieß.
Über mir prellte ich mir leicht das Handgelenk. Ich wollte herausfinden, was es war und ertastete einen dicken Ast.
Was war das nun wieder?
Hatte man mich unter einen Baumstamm gelegt? Wenn ja, dann nicht im Freien oder eben in der anderen Welt, wo fremde Temperaturen herrschten, die mit denen auf der Erde nicht zu vergleichen waren. Da kannte ich mich einigermaßen aus, was diese Dimensionen anging.
Es war nicht einfach, ruhig Blut zu bewahren. Nach oben war mir der Weg zwar nicht direkt versperrt, doch ich wollte auch die anderen Lagen erkunden.
Also drückte ich meinen Arm nach rechts, wobei ich ihn flach über den Boden führte.
Abermals stieß ich gegen einen Widerstand. Nicht aus Holz oder aus Metall, dennoch sehr hart. Es war lächerlich, doch es stimmte. Mit dem Handrücken hatte ich gegen hartes Glas geschlagen, höchstwahrscheinlich Panzerglas.
Über mir wuchs ein Ast, rechts neben mir bestand ein Hindernis aus Glas, und ich lag auf einem relativ weichen Boden, denn er bestand aus Moos oder Gras.
Und ich hörte wieder das Schaben.
Diesmal über mir!
Augenblicklich blieb ich steif liegen und konzentrierte mich allein auf dieses eine Geräusch, das blieb, sich nicht veränderte und sogar noch näher kam. Was war das? Ein Mensch, ein Tier? Ich tippte eher auf das Tier. Gefangen in einem ungewöhnlichen Gefängnis, konnte so etwas eigentlich nur ein Tier sein.
Aber welcher Gattung?
Ich konzentrierte mich wieder auf das Schaben. Das Geräusch
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