0691 - Die Werwölfe aus Atlantis
auf ein Quergitter zu, auf dem ein junger Mann in Jeanskleidung hockte, um die Karten abzureißen.
Durch das Gestänge der Achterbahn donnerten die Wagen. Nicht alle Fahrgäste hatten gute Nerven. Ich hörte so manchen Schrei, der grell in meinen Ohren klang.
Hinter den grauen Wolken war die Sonne erschienen. Erste Strahlen trafen meinen Rücken. Der Kerl vor mir blinzelte und gab sich ansonsten cool.
Ich schaute mich um.
Zwar standen hinter mir noch einige Fahrgäste, doch wer von ihnen diejenige Person war, die mit mir in Kontakt treten wollte, konnte ich beim besten Willen nicht herausfinden.
Da wechselten sich Männer und Frauen ab. Die meisten waren jünger als ich.
Ich wollte auch nicht daran glauben, daß der Sprecher unterwegs zustieg und dachte schon daran, daß man mich geleimt hatte.
Hinter mir hielten Wagen an, die Fahrgäste stiegen aus. Die meisten lachend. Ein Junge allerdings war kalkig im Gesicht und ging mit Zitterschritten.
Ich hatte Glück und konnte mich direkt in den ersten Wagen setzen. Zudem in Fahrtrichtung.
Die Wagen füllten sich. Zwei Mädchen saßen mir gegenüber. Teenager, die einen großen Spaß hatten und mit den Füßen über den Boden schabten, so aufgeregt waren sie. Der Platz neben mir blieb nicht frei. Der Kerl vom Gitter stieg ein, grinste mich an und drückte dann die Haltestange zurück.
Wollte er mit mir sprechen?
Als ich seinen Blick erwiderte, schaute er zur Seite und rückte sein schwarzes Haar zurück, in dem das Gel schimmerte wie Öl.
Ich mußte an einen Fall denken, der mich in eine Geisterbahn besonderer Art geführt hatte. Die Sache lag noch nicht allzu lange zurück, und damals wäre die Reise für mich fast zu einer Fahrt in die Hölle geworden. Stand mir so etwas Ähnliches wieder bevor?
Wir fuhren an!
Es war wie immer. Der Ruck, der sich durch alle Wagen pflanzte, das Lachen der Fahrgäste, die beiden Teenager vor mir fingen an zu kreischen, dann bekamen die Wagen Tempo und jagten eine Schräge hoch, die in eine Linkskurve führte, über deren letzte Hälfte ein Tunnel gebaut worden war.
Wir schossen hinein.
Die Schreie der Fahrgäste veränderten sich. Zwar blieben sie weiterhin schrill und spitz, aber von den Wänden des Tunnels kamen sie als schaurige Echos zurück, die in meinen Ohren brandeten. Es war sehr dunkel, und dieser übergangslose Wechsel konnte einem Menschen schon so etwas wie Furcht einflößen.
Dann schossen wir hinaus.
Helligkeit, Luftholen, aber nur für einen Moment, denn es ging steil hinab, und die Wagen jagten in einen Kreisel, wurden immer schneller, schossen hinaus wie ein Korken aus der Champagnerflasche und jagten für einen Moment auf der geraden Strecke weiter.
Das änderte sich rasch.
Wieder fuhren wir eine Steigung hoch. Diesmal langsamer, denn es sollte die größtmögliche Höhe erreicht werden.
Meine Hände lagen ebenso wie die meines Nebenmannes auf der Rundung des Haltegitters. Der Knabe grinste ins Leere. Er schien irgend etwas zu wissen.
Seit dem Start hatte sich meine Unruhe verdoppelt. Ich kam mir vor, als wäre jemand dabei, ein Spiel mit mir zu treiben und mich hin- und herzuschieben, obwohl ich fest saß.
Die Gesichter der beiden Mädchen mir gegenüber sahen aus, als hätte sich ihre Haut gespannt. Sie umklammerten ihre Haltestange wie einen Rettungsanker.
Ich konnte nach vorn schauen und entdeckte einen künstlichen Wald. Er nahm etwa ein Drittel der Achterbahnfläche ein. Seine Außenmauern bestanden aus Blech oder Kunststoff, waren bemalt worden mit Nadel- und Laubbäumen.
Was sich innerhalb dieser künstlichen Landschaft abspielte, konnte nur der wissen, der die Strecke schon einmal gefahren war. Mir kam er vor wie ein Knackpunkt meiner Reise. Ich hatte einfach das Gefühl, daß sich dort etwas ereignen würde und schielte nach links, um meinen Nebenmann zu beobachten, der ja zum Personal und nicht zu den eigentlichen Fahrgästen gehörte.
Er tat gelassen und so, als wäre ich für ihn überhaupt nicht existent. Selbst die Mädchen schaute er nicht an. Sein Bick besaß eine gewisse Neutralität.
Zu neutral…
Wir stiegen noch immer. Unter uns rappelte es, als wollte die Technik noch einmal Luft holen, bevor sie uns in diesen Tunnel hineindrückte. Von dem wir nicht wußten, was uns eigentlich dort erwartete.
Die Sonne war wieder verschwunden. Durch das Gestänge konnte ich den grauen Himmel sehen. Blickte ich in die Tiefe, mußte ich mir eingestehen, daß die Buden schon ziemlich klein
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