0691 - Die Werwölfe aus Atlantis
müssen.«
»Das bestimmen wir.«
Für einen Moment zeigte sich der Fremde irritiert. Den Knüppel beachtete er gar nicht. »Wie soll ich das verstehen?«
»Wer hierhergehen will, der muß einen gewissen Zoll zahlen, wenn wir uns richtig verstehen.«
»Noch nicht.«
»Wegegeld.«
»Ah so.«
»Hast du das?«
Nach dieser Frage entstand zunächst eine Schweigepause. Nur in der Ferne dudelte ein Radio. Die Musik drang aus einem offenen Fenster, der Schall trug sie bis in den Hinterhof. Sie paßte nicht zu der gedrückten Stimmung.
Der zweite Kerl fühlte sich unwohl. Im Gegensatz zu seinem Kumpan blickte er in die Runde, als wollte er sich darüber informieren, ob sich irgendwo ein Helfer verbarg, der ihnen möglicherweise zur Seite stehen konnte.
Das war nicht der Fall. Sie waren zu dritt und zudem allein in der tristen Umgebung.
»Du mußt Geld haben.«
Der Alte schaute auf. Er runzelte die Stirn. Durch die Nase atmete er aus. »Ich habe kein Geld.«
»Dann hast du Pech gehabt.«
»Wahrscheinlich.« Bisher hatte er die Hände in den Taschen vergraben gehabt. Jetzt nahm er sie hervor und strich damit durch seinen weißen Bart. Sehr nachdenklich, als müßte er noch überlegen.
»Ohne Geld bist du verloren, Alter.« Der Knüppelträger grinste.
»Und überhaupt, wo kommst du her? Du siehst aus, als wärst du aus einer Heilanstalt entsprungen.«
Sein Kumpan warnte ihn. »Vorsicht, Mann. Der hat etwas an sich, was mir nicht gefällt.«
»Was denn?«
»Kann ich dir nicht sagen.«
»Ich werde ihn fertigmachen. Wir brauchen die Scheine, verdammt! Und halte du dich da raus.«
Der Fremde stand vor ihnen und hielt seine Hände zu Fäusten geschlossen. Er zeigte ihnen die Handrücken, der Mund war zu einem Spalt zusammengekniffen.
»Nun?«
»Ich mache euch einen Vorschlag.«
Der Knüppelträger fing an zu lachen. Es glich mehr einem Wiehern, dann schüttelte er sich. »Das darf nicht wahr sein, du hast keinen Vorschlag zu machen.«
»Doch, schaut.« Der Fremde ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
Er streckte seinen rechten Arm vor, damit beide direkt auf die Faust schauen konnten.
»Na und?«
Er öffnete sie.
Beide rats bekamen große Augen. Was da auf dem Handteller lag, war so groß, daß es mehr als die Hälfte der Hand bedeckte. Es war eine wertvoll aussehende Goldmünze, aber ohne Prägung. Sie war zudem blank wie ein Spiegel.
»Was ist das?«
Der Alte gab keine Antwort, er hielt die Hand nur hin. Dafür sprach der Knüppelträger. »Gold, das ist Gold, Mann.«
»Echtes?«
»Und wie.«
Der Fremde lächelte nur. Als der Knüppelträger nach der Münze greifen wollte, zog er blitzschnell die Hand weg. »Nein, so geht das nicht, ich mache euch einen Vorschlag.«
Der Kerl wollte zuschlagen, doch sein Kumpan fiel ihm in den Arm. »Warte doch erstmal ab.«
»Scheiße, ich will…«
Der Alte schaute ihn an. Nur ein Blick, und er reichte aus, um den jungen Verbrecher verstummen zu lassen. Es war ein Blick, wie ihn der Typ nicht kannte.
Bestimmend, hart und grausam zugleich.
Der Knüppelmann bekam keine Angst, so konnte er das Gefühl nicht bezeichnen, es war etwas anderes, das ihn durchfuhr wie ein Strom. Das Blut fing an zu rauschen, er schwitzte, obwohl keine warmen Temperaturen herrschten. Etwas hatte sich in seine Psyche gebohrt wie ein böser, tiefer Stachel.
Der Alte blieb souverän. Er zeigte nicht die Spur von Angst. Sein Blick wanderte zur Gestalt des zweiten Mannes. Der stand und bewegte sich um keinen Zoll.
»Wir werden einen Test vornehmen, meine Freunde.« Aus seinem Mund klangen die letzten Worte wie der reine Hohn. »Ja, wir werden einen Test durchführen.«
Der Knüppelmann fand die Sprache wieder. »Welchen?« keuchte er.
»Ich werde die Münze in die Höhe werfen. Zeigt sie nichts, dürft ihr sie behalten. Zeigt sie jedoch ein Bild, dann gehört sie mir, und ihr gehört mir ebenfalls.«
Die rats schauten sich an. Plötzlich waren sie wieder klar. Der lange Augenblick der Unsicherheit gehörte der Vergangenheit an. Sie schauten zu, wie der Fremde die Münze umdrehte, so daß die Unterseite jetzt oben lag.
»Aber da gibt es ja auch nichts zu sehen!« keuchte der Typ mit dem Knüppel.
»Eben.«
»Dann hast du schon verloren.«
Der Alte lächelte weise und irgendwie breit. »Das wird sich noch herausstellen. Ihr seid mit meinem Vorschlag einverstanden?« erkundigte er sich.
»Und ob.«
»Bitte, tretet zur Seite.« Er sprach freundlich, aber sehr bestimmend, und den
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