0693 - Höllen-Amazonen

erheblichen Widerstand entgegen. Nicole kam damit wohl nur deshalb besser zurecht als er, weil sie nicht durch den Schmerz und die ungünstige Körperhaltung gehandicapt war, zu der Zamorra gezwungen war.
    Aber endlich gelang es ihm, einen scheinbar lebenswichtigen Nervenstrang zu durchtrennen. Zusammen mit Nicoles radikalen Schnitten bereitete das dem Wurm das Ende.
    Die Kontraktionen waren immer noch sehr stark. Aber schließlich erschlaffte die angreifende Kreatur doch. Sie machte noch ein paar letzte Zuckungen und löste sich dann von Zamorras Bein.
    Der Parapsychologe untersuchte mit zusammengebissenen Zähnen seinen Unterschenkel. Er hoffte nur, dass die Berührung der Wurmhaut nicht giftig gewesen war.
    »Bist du verletzt, Cherie?«, fragte Nicole.
    »Wenn ich das wüsste«, knirschte Zamorra. »Wahrscheinlich nur ein paar Quetschungen, hoffe ich. Wenn du nicht so fix gewesen wärst…«
    »Wenn wir keine andere Nahrung finden, gibt es heute eben Wurmragout«, witzelte Nicole und kniff ein Auge zu.
    Beim Anblick der stinkenden Wurmteile dachten allerdings beide gleichzeitig, dass Fasten manchmal auch sehr gesund sein konnte…
    Zamorra erhob sich. Er versuchte mit dem gequetschten Bein aufzutreten. Es tat zwar weh, aber nach einigen Minuten ging es besser.
    Nun musterten der Parapsychologe und seine Gefährtin ihre neue Umgebung.
    Sie standen auf einem sanften Hügel, an dessen Ausläufern einige Affenbrotbäume wuchsen. Allerdings waren diese afrikanischen Bäume größer als alle anderen Exemplare, die Zamorra jemals gesehen hatte. Als Mensch kam man sich neben diesen mächtigen Pflanzen wie ein Zwerg vor.
    Am Fuß des Hügels begann eine Savannenlandschaft, wie man sie aus dem östlichen Afrika kannte. Allerdings fehlten die Herden von Zebras oder Gnus, wie sie dort anzutreffen waren.
    Abgesehen von dem angriffslustigen Blindwurm entdeckten die beiden Dämonenjäger kein lebendiges Wesen in dieser Welt.
    Dafür aber ein totes!
    Nach ein paar Schritten stolperte Nicole über ein Gerippe, das halb im Boden verborgen war. Nur einige Knochen und der Teil eines Schädels ragten heraus.
    »Sowas!«, murmelte Zamorras Lebensgefährtin. »Das ist gewiss einer von den Soldaten gewesen, die damals durch den Felsspalt gekommen sind.«
    Der Parapsychologe nickte. Er ging in die Hocke und scharrte etwas in dem lockeren, verkarsteten Boden. Nach ein paar Minuten förderte er einen halb verrosteten Knopf zu Tage. Obwohl Zamorra kein Uniformexperte war, gehörte dieser Knopf seiner Meinung nach zu einer englischen Armeeuniform des 19. Jahrhunderts.
    Der Stoff selbst war im Laufe der Zeit restlos zerfallen.
    Sie waren also wirklich in derselben Welt wie seinerzeit Lieutenant O’Donnell und seine Männer.
    Aber was war das für eine Welt?
    Der Blindwurm, war eine normale Kreatur gewesen. Daher hatten Nicole und Zamorra ihn mit ihren nichtmagischen Bowie-Messern töten können. Aber nun erinnerte sich der Professor auch an jene unsichtbare Macht, von der in dem Buch »Colonial Mysteries« berichtet wurde.
    Jene unheimliche Kraft, die einen der Soldaten in die Luft gehoben und verbrannt hatte!
    Als Zamorra über das Schicksal von O'Donnells Trupp las, hatte er - wie zuvor schon Nicole - bereits an seine eigenen Erzfeinde gedacht, die Unsichtbaren. Ob die hinterhältigen Außerirdischen in dieser seltsamen Welt eine Basis hatten?
    Nicole und er waren gekommen, um das herauszufinden.
    »Hier ist nichts als Wildnis! Ich frage mich, wo diese geheimnisvolle Stadt Rasovia liegen soll«, überlegte die Dämonenjägerin laut. »Der Corporal hat ja nur die Anführerin davon reden hören. Wieso hat er sie überhaupt verstanden? Hat sie Englisch gesprochen? Oder eine der unzähligen afrikanischen Sprachen?«
    »Gute Frage«, brummte Zamorra. Er dachte an die »Stimme« aus dem magischen Stuhl. Sollte es hier ebenso gewesen sein wie bei seinem Erlebnis? Benutzten die Amazonen die gleiche, vermutlich magische Sprache wie der Schutzgeist?
    Zamorra zuckte leicht zusammen. Er hatte soeben am Horizont etwas entdeckt, das ihm gar nicht gefiel.
    Genauer gesagt verschwand der Horizont völlig!
    Es war, als ob sich die Steppe wie ein riesiges Blech nach innen biegen würde. Und diese Bewegung war so umfassend, dass man den Himmel nicht mehr sehen konnte.
    Obwohl das physikalisch unmöglich war, schien der Boden nun nicht nur unter, sondern auch über den beiden Eindringlingen zu sein. Und auf allen Seiten sowieso.
    Seltsamerweise bebte die Erde