Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0695 - Hexentod

0695 - Hexentod

Titel: 0695 - Hexentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Schrecken hatte erst begonnen.
    Zamorra hatte bis zu diesem Moment nicht geahnt, wozu die russische Hexe wirklich fähig war. Es genügte ihr nicht, dass sie Merlin ermordet hatte. Sie ging noch weiter!
    Sie trat einen Schritt zur Seite -vielleicht, damit Zamorra besser sehen konnte, was geschah…?
    Rasch bückte sie sich und nahm das Trinkgefäß auf. Jetzt sah Zamorra das Blut, das aus Merlins Wunde hervorsprudelte - Blut, das seinem Herzen entströmte.
    Yaga setzte den Kelch an die tödliche Wunde, fing das strömende Blut darin auf.
    Zamorra empfand es als furchtbare Blasphemie.
    Der Anblick erinnerte ihn an Golgatha.
    Er war niemals dort gewesen -und falls ihn irgendwann einmal eine seiner Zeitreisen dorthin verschlagen haben sollte, konnte sie in seiner Gegenwart noch nicht stattgefunden haben. Vielleicht war es auch nur ein Fantasie-Bild, aber…
    ... so, als sei er selbst dabei gewesen, sah er, wie Joseph von Arimathäa den Kelch emporhielt und das Blut des Gekreuzigten darin auffing!
    Der Heilige Gral…
    Lag es an Merlin, dass Zamorra ausgerechnet dieses Bild vor seinem geistigen Auge sah?
    Drei Versuche hatte Merlin, die Tafelrunde aufzubauen. Zwölf ›Ritter‹ um einen Anführer geschart… Zweimal war er damit bereits gescheitert. Beim ersten Mal war Judas der Verräter gewesen, der alles scheitern ließ, beim zweiten Mal Mordred, der uneheliche Sohn des Königs Artus. Jetzt baute Merlin die dritte Tafelrunde auf. Scheiterte er auch diesmal, war die Welt verloren, und die Hölle feierte ihren größten Triumph…
    Zamorra schüttelte den Kopf.
    Merlin war jetzt zum dritten Mal gescheitert, denn Baba Yaga hatte ihn ermordet, ehe er damit fertig war, die Tafelrunde fertig zu bekommen.
    Diesmal war Merlin, der Berater und Mentor, das Opfer, und nicht der jeweilige Anführer, der seine zwölf Mitstreiter um sich scharte! Und wieder glaubte Zamorra den Gral zu sehen, in dem das Blut des Anführers aufgefangen wurde -Aber dies war nicht der Gral!
    Dies war ein Trinkgefäß, das schon einem Menschen den Tod gebracht hatte, nicht das Leben!
    Und doch…
    Geschaffen aus einem Bruchstück des legendären Kessels der Wiedergeburt ! War das nicht auch ein wunderträchtiges Artefakt?
    Doch was Zamorra aus dem Mabinogium über diesen Kessel der Wiedergeburt wusste, konnte ihm nicht gefallen. Der Kessel gab zwar jenen, die in ruhmreicher Schlacht gefallen waren, das Leben zurück, aber war das nicht eher ein Zombie-Dasein?
    War es wirklich echtes Leben?
    Zamorra glaubte nicht daran.
    Um so blasphemischer erschien es ihm, dass Yaga ausgerechnet mit diesem Gefäß Merlins Herzblut auffing!
    Aber sie ging noch einen Schritt weiter.
    Sie trank Merlins Blut!
    ***
    Wie eine Vampirin!, durchfuhr es Zamorra, der nichts von dem verhindern konnte, was geschah.
    Als Yaga den Kelch geleert hatte, ließ sie ihn achtlos fallen.
    Merlin blutete weiter. Aber die rote Essenz des Lebens strömte schon weit langsamer aus der Wunde des Toten, würde bald endgültig versiegen.
    Zamorra war immer noch fassungslos.
    Entsetzt.
    Yaga aber handelte zielbewußt. Sie setzte Arawns Querflöte an ihre von Merlins Blut geröteten Lippen und begann zu blasen.
    Sie tötet! durchfuhr es Zamorra eingedenk der Schilderung Nicoles, dass durch das Flötenspiel Menschen ermordet und mumifiziert worden waren.
    Wen traf es diesmal?
    Ihn, Zamorra?
    Er konnte sich nicht gegen den mordenden Klang schützen. Das Amulett war immer noch blockiert. Und andere Abwehrmittel besaß Zamorra hier und jetzt nicht. Sich mit weißmagischen Beschwörungsformeln zu schützen, fehlten ihm Zeit und Mittel.
    Yaga entlockte dem tödlichen Instrument eine seltsam schwermütige Melodie. Diese harmonierte verblüffenderweise mit den Klängen, die Nicole Duval der Mondharfe entrang.
    Irgendwie passte es wunderbar zusammen.
    Sollte etwa die Mondharfe das Mörderische in der Querflöte neutralisieren?
    Plötzlich setzte Yaga die Flöte ab und rief:
    »Othium Lunarsa, Frau im Mond erscheine!«
    Und von einem Moment zum anderen wurde alles anders…
    ***
    »Frevel!«, keuchte eine der Thessalischen Hexen auf. »Sie wagt es! Das können wir nicht zulassen! Die FRAU IM MOND…«
    »Wir können es nicht mehr verhindern. Es ist geschehen, und SIE folgt dem Ruf. Sollten wir die Baba unterschätzt haben? Sollte sie wirklich eine so innige Bindung zu IHR geschaffen haben, dass SIE tatsächlich erscheint, wenn Großmutter Yaga sie ruft?«
    Offenbar war es so.
    Denn von einem Moment zum

Weitere Kostenlose Bücher