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0695 - Hexentod

0695 - Hexentod

Titel: 0695 - Hexentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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blieb sie stehen. Sie griff in die Falten ihres Gewandes, das ihren Körper schmeichelnd umfloss und Ähnlichkeit mit den Gewändern der entfernt im Tempeleingang stehenden Priesterinnen aufwies.
    Kreta und Rußland, dachte Zamorra irritiert. Wie passen diese Kulturen zusammen?
    Waren die Thessalischen Hexen das Bindeglied? Stammte Yaga von diesen hier beheimateten Ungeheuern ab?
    So wie man auch der Dämonenfürstin Stygia eine Verwandtschaft zuschrieb?
    Zamorra sah überrascht, wie Yaga sich niederkniete und nacheinander Arawns Querflöte und den Trinkkelch aus ihrem Gewand holte und vor sich auf den Boden legte. Die beiden Artefakte, von denen er gehofft hatte, sie wären nicht hier und vor allem nicht in Yagas Hand.:.
    Merlins Augen weiteten sich, als er die Gegenstände erkannte - und zugleich Nicoles Spiel auf der Harfe vernahm.
    Er begriff, was Zamorra mangels Hintergrundwissen nicht verstehen konnte: Dass es eine heimtückische Falle der Puppenspielerin gewesen war, und dass er es gewesen war, der mit seiner Forderung nach diesen Gegenständen seine Freunde und Helfer Zamorra und Nicole in diese Falle gelockt hatte!
    Sein Schicksal, das er einst selbst herausgefordert hatte, holte ihn jetzt ein.
    Yaga öffnete die Verschlüsse ihres Gewandes, griff dann nach Arawns Querflöte. Als sie sich wieder erhob, fiel das Kleidungsstück von ihr ab und blieb auf dem Boden liegen.
    Nackt und schön reckte sich Yagas verjüngter Körper vor Merlin auf.
    In der linken Hand hielt sie die Flöte, in der rechten das Knochenmesser.
    Es war jenes Messer, mit dem sie sich selbst aus dem Kokon geschnitten und befreit hatte, in den die Puppenspielerin sie hatte einweben wollen… [11]
    Sie sah Merlin an.
    Er erwiderte ihren Blick.
    Langsam hob Yaga das Messer.
    »Nein«, keuchte Zamorra auf, der ahnte, was gleich geschehen würde.
    Und er konnte es nicht verhindern!
    Er wollte vorwärts stürmen, auf Yaga zu. Wenn er sie schon nicht mit dem Amulett bekämpfen konnte, wollte er wenigstens versuchen, ihr das Messer zu entwinden und sie notfalls auch niederzuschlagen.
    Aber schon nach ein paar Schritten stoppte er wieder.
    Er hatte keine Chance, Merlin zu helfen.
    Die Schlangen, die sich auf dem Boden wanden und ihm bisher ausgewichen waren, bildeten plötzlich eine Barriere, die er nicht durchdringen konnte! Sie verlegten ihm mit reptilhafter Schnelligkeit den Weg und stießen mit ihren Giftzähnen nach ihm. Als er verharrte, beruhigten sie sich wieder, aber im gleichen Moment, als er erneut eine Vorwärtsbewegung machte, gingen sie sofort wieder in Angriffstellung!
    Wenn er versuchte, Yaga zu erreichen, würde er sterben!
    War es das wert?
    Leben gegen Leben?
    Verdammt, es gab noch andere Leben, für die er verantwortlich war! Das von Nicole, beispielsweise! Was würde mit ihr geschehen, wenn er sich für Merlin opferte? Sicher, auch mit dem Schlangengift im Körper konnte er Yaga noch erreichen und ihr das Genick brechen oder ihr das eigene Messer ins Hexenherz stoßen. Falls sie ihn nicht rechtzeitig vorher mit einem weiteren Zauberbann blockierte…
    Verzweifelt blieb er stehen. Es hatte keinen Sinn! Selbst um den Preis seines eigenen Lebens würde er Merlin nicht mehr helfen können!
    Er starrte die Hexe an, ihren aufregend schönen, jungen Körper. Sie sah sich nicht einmal nach Zamorra um, sondern trat, Flöte und Messer in den Händen, ganz dicht vor Merlin.
    Die makabre Frage blieb wohl nur, mit welchem der beiden Dinge sie Merlin umbrachte…
    ***
    Der magische Vorgang an sich war Asmodis durchaus vertraut. Er vollzog das Ritual und nahm in Kauf, dass er dafür ärgerlicherweise zunächst eigene Kraft investieren mußte. Denn es gab kein Blutopfer, das er dafür verwenden konnte -also musste er Merlins weißmagischen Weg benutzen.
    Aber das Resultat belohnte seine Mühe.
    Merlins Kraft floss ihm zu!
    Er nahm sie auf.
    »Verräter!«, glaubte er Merlin schreien zu hören, aber das war natürlich eine Täuschung seines eigenen Unterbewusstseins. Bin ich schon so menschlich geworden, dass es mir etwas ausmacht?, fragte er sich.
    Und ihn ihm gab es zwei Rechtfertigungen für das, was er tat.
    Die erste lautete: Merlin ist ohnehin in der Gewalt seiner Todfeindin, und je weniger Kraft er in sich birgt, um so leichter wird sein Tod sein! Wer sich nicht wehren kann, verkürzt dadurch sein Leiden…
    Die zweite lautete: Wenn ich es mit Merlins Kraft schaffe, den Zauberwald schneller wieder herzustellen, kann ich Merlin vielleicht

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