0697 - Der Elefanten-Dämon
ihre Verfolger mit einem wahren Bleigewitter ein. Die Kämpferin konnte nicht erkennen, ob ihre Kugeln alle trafen. Jedenfalls wurden diese Typen in Deckung gezwungen.
Dann sprang Carol Putney wieder zu Boden.
Mit langen Sätzen hetzte sie im Zickzack durch den Urwald, während die Tiere, aufgeschreckt durch den Kampflärm, in alle Richtungen davonstoben. Die Ameisenbären, Affen und Bergziegen gaben Fersengeld.
Carol Putney besaß einige magische Fähigkeiten, die Srang seiner Dämonendienerin für ihre Treue und Hingabe verliehen hatte.
Doch im Stress einer Gefahrensituation verließ sich die junge Frau lieber auf ihre antrainierten Kämpferinnenfähigkeiten.
Einst war Carol Putney eine der besten Frauen des MI 5 gewesen. In der Abteilung Innere Abwehr dieses britischen Geheimdienstes hatte man große Hoffnungen in Carol gesetzt. Die Chefin Stella Rimington hatte große Pläne mit ihr gehabt.
Doch dann waren bei der jungen Agentin die Sicherungen durchgeknallt. Erst kamen die Drogen. Dann startete Carol einen Erpressungsversuch, um Geld aufzutreiben. Plötzlich waren ihre eigenen Ex-Kollegen und Scotland Yard hinter ihr her.
Ein letztes Mal konnte Carol Putney ihre Fähigkeiten nutzen, um spurlos in Südostasien zu verschwinden. Von den Drogen kam sie los. Stattdessen begab sich die junge Frau in eine Abhängigkeit, die noch teuflischer war.
Sie wurde Dämonendienerin.
Fest entschlossen, das Gute zu bekämpfen und dem Bösen zu dienen, geriet Carol Putney an Srang. Der Elefanten-Dämon war natürlich sehr zufrieden, eine so kluge und kämpferische Anhängerin gefunden zu haben.
Wie ein Automat führte Carol Putnev alle Befehle aus, die der Herr der Felsen-Festung ihr erteilte.
Umso frustrierter war sie jetzt darüber, dass sie den Rückzug antreten musste. Srang hatte befohlen, diese Yvonne Berthemy zu ihm zu bringen. Und Carol war einfach geflohen!
Andererseits wusste sie genau, dass es reiner Selbstmord gewesen wäre, bei dem Landrover zu bleiben. Der Hinterhalt war von mindestens fünfzig Mann gelegt worden. So viele konnte sie auch mit ihrer MPi nicht töten, ohne selbst erwischt zu werden. Und wenn sie starb, wer sollte dann diese Yvonne zu Srang bringen?
Den Beinamputierten hatte Carol bereits abgeschrieben. Sie ging davon aus, dass er den Angreifern keine dreißig Sekunden standgehalten hatte. Da nützte es ihm auch nichts, dass er aus seinem Zeigefinger Flammen jagen lassen konnte.
Carol Putney verlangsamte ihr Tempo. Sie musste mit ihren Kräften haushalten, wenn sie etwas erreichen wollte. Die junge Frau warf einen Blick auf ihren Kompass.
Seit ihrem ersten Tag in der Ausbildung beim MI 5 hatte sie so ein Ding immer bei sich getragen. Das hatten die Offiziere den Neulingen eingeschärft: Wo immer ihr auf der Welt seid, mit einem Kompass findet ihr euer Ziel.
Allerdings, fügte Carol grinsend in Gedanken hinzu, galt das nur für die normale Welt. In der Dämonenfestung von Srang galten beispielsweise die üblichen Naturgesetze nicht…
Carol wusste, was sie zu tun hatte. Sie würde sich an die Angreifer heranschleichen und diese Yvonne aus ihren Krallen befreien. Und sie dann irgendwie zu Srang schaffen.
Den Gedanken an ein Versagen gestattete sie sich nicht.
Denn wenn Carol Putney versagte, konnte sie sich der Rache des Elefanten-Dämons nicht entziehen. Noch nicht einmal durch den Tod.
Denn die abtrünnige MI-5-Agentin hatte ihm ihre Seele verschrieben…
***
Yvonne Berthemy starb vor Angst tausend Tode, als der Motorblock des Landrovers von einer Explosion zerrissen wurde.
Sie rutschte auf dem Boden des Wagens hin und her, als die Ledergekleidete die Karre abwürgte. Im nächsten Moment ließ sich die Fahrerin aus dem Landrover fallen. Yvonne hörte das Belfern einer Maschinenpistole.
Der Beinamputierte versuchte, durch die andere Tür zu entkommen.
Doch da waren auch schon die Befreier Aus ihrer Froschperspektive konnte Yvonne nicht sehen, was sie mit dem. Beinlosen machten. Sie hörte nur einen Schrei, der in einem Gurgeln endete.
Dann wurden die Hintertüren des Landrovers aufgerissen.
Yvonnes Herz schlug schneller vor Freude. Gleich würde man ihre Fesseln lösen, sie befreien…
Doch schon schlug ihre Zuversicht in blanke Verzweiflung und bodenlose Panik um.
Yvonne Berthemy erkannte, dass sie vom Regen in die Traufe gekommen war!
Ihre Befreier waren keine Polizisten, französische Fallschirmjäger oder UN-Soldaten, Sondern Rote Khmer!
Es gab keinen Zweifel. Die
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