0697 - Der Elefanten-Dämon
gestempelt. Wahrscheinlich aus Mitleid.«
Zamorra lag die Frage auf der Zunge, ob Nicole dem Stempelverwalter ihren verführerischen Po vielleicht vors Gesicht gehalten hatte, um ihm zu zeigen, wie platt gesessen er war. Aber die Bemerkung verkniff sich der Parapsychologe. Stattdessen sagte er: »Jetzt brauchen wir nur noch einen fahrbaren Untersatz.«
»Schon erledigt«, strahlte Nicole.
Sie zog Zamorra in Richtung Straße. Die beiden liefen an der Elefantenterrasse und an der Terrasse des Leprakönigs vorbei. Bald hatten sie die ehrf urchterregenden Eingangstore von Angkor Thom erreicht.
Zamorra hatte vor der Abfahrt aus Phnom Penh im Château Montagne angerufen. William sollte in den weltweiten Datennetzen sowie im hauseigenen Archiv nach dieser Carol Putney fahnden. Bisher war noch völlig offen, wer für die Entführung von Yvonne Berthemy verantwortlich war. Wenn es gelang, mehr über diese Putneyzu erfahren, kam man vielleicht auch an ihre Hintermänner heran…
Inzwischen würde ich auch Seneca selbst ein Kidnapping Zutrauen, sagte sich Zamorra zähneknirschend.
Doch dann lenkte ihn der Anblick seines zukünftigen Gefährts von seinen Sorgen ab.
»Das glaube ich einfach nicht«, sagte der Dämonenjäger.
***
Das Khmer-Lächeln hatte Yvonne Berthemy vom ersten Tag ihres UNESCO-Einsatzes an in seinen Bann geschlagen.
Selbst die härtesten Grausamkeiten und die größte Ungerechtigkeit steckten die bemerkenswerten Bewohner Kambodschas mit ihrem unergründlichen Lächeln weg Doch an diesem Tag drehte sich der Französin beim Anblick eines grinsenden Mannes der Magen um.
Dieser Mann war ein Kommandeur der Roten Khmer.
Er erwartete Yvonne Berthemy in einer einfachen Hütte. Ein Unterstand, der ihm offenbar als Büro diente. Dorthin war die Französin auf dem Rücken eines Reitochsen gebracht worden. Einige Stunden hatten die Rebellen-Soldaten sie durch den Urwald der bergigen Grenzprovinz geführt. Ihr kam es wie eine Ewigkeit vor.
Nun hatten die Roten Khmer sie auf ihre Beine gestellt. Dabei zitterten Yvonnes Knie so, dass sie fast umgefallen wäre.
Der Kommandant stand hinter von seinem Schreibtisch auf. Dieser bestand aus einer simplen Tür, die auf zwei Holzböcke gelegt worden war.
Wie seine Männer trug der Offizier nur einen schwarzen Pyjama. Ohne Rangabzeichen. Er baute sich vor Yvonne Berthemy auf. Der Kommandant war winzig, einen Kopf kleiner als die ebenfalls nicht gerade hoch gewachsene junge Frau.
Doch sie starb fast vor Angst.
Der Offizier bellte auf Kambodschanisch einen Befehl. Daraufhin nahmen die Soldaten Yvonnes Handfesseln ab.
»Geben Sie mir Ihre rechte Hand!«, befahl der Kommandant in fließendem Französisch.
Zögernd schob die UNESCO-Mitarbeiterin ihren Arm vor. Ungeduldig packte der Offizier ihr Gelenk und riss es nach vorne.
Yvonne Berthemy schrie entsetzt auf.
Doch dann musste sie zu ihrer grenzenlosen Verblüffung feststellen, dass der Rote Khmer sich vorbeugte und ihr einen formvollendeten Handkuss verabreichte.
»Viele Menschen halten uns Rote Khmer für Barbaren«, sagte der Offizier in bestem Französisch. »Doch das ist ein dummes Vorurteil. Wir wissen uns zu benehmen, wenn es sein muss.«
Angesichts der Gräueltaten des Pol Pot-Regimes fand die Französin diese Sätze unglaublich zynisch. Doch sie zog es vor, zu schweigen. Der Kommandant schien ohnehin eher mit sich selbst zu sprechen.
»Erlauben Sie, dass ich mich vorstelle, Mademoiselle Berthemy. Sie sehen, wir wissen genau, wen wir vor uns haben. - Mein wirklicher Name wird Ihnen nichts sagen. Bei unserer Armee werde ich nur Kommandant Mara genannt. Wissen Sie, woher dieser Spitzname stammt?«
Yvonne schüttelte stumm den Kopf. Sie konnte sich kaum konzentrieren, so heftig nagte die Furcht an ihrem Herzen.
»Mara - so nennen die Buddhisten die Verkörperung des absolut Bösen. Mara war Buddhas Widersacher. Er wollte diesen heiligen Narren daran hindern, die Erleuchtung zu erlangen. Die Mönche haben mich Mara getauft. Ich habe viele Mönche gekannt, müssen Sie wissen. Manche von diesen Mönchen waren sehr zäh. Es hat unglaublich lange gedauert, bis sie, nun ja… nicht mehr ansprechbar waren.«
Während Kommandant Mara von seinen Teufeleien sprach, spazierte er gemütlich hin und her. Yvonne zitterte inzwischen am ganzen Körper.
»Ich will Sie nicht langweilen, Mademoiselle Berthemy. Wir interessieren uns ebenfalls für dieses angebliche magische Artefakt. Es war sehr unklug von Ihnen, Ihre
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