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0697 - Der Elefanten-Dämon

0697 - Der Elefanten-Dämon

Titel: 0697 - Der Elefanten-Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roger Clement
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die ländlichen Regionen Kambodschas rumpelte. Die relativ gut befestigten Straßen von Phnom Penh hatte die Karre offenbar schon hinter sich gelassen.
    Yvonnes Hände waren mit einem festen Seil auf dem Rücken gefesselt. Ihren Mund hatte man mit einem breiten Streifen Isolierband geknebelt. Immerhin waren ihre Entführer so rücksichtsvoll gewesen, ihr Shorts und ein T-Shirt anzuziehen. Sie lag also wenigstens nicht splitternackt in dem Entführerfahrzeug herum.
    Am Steuer des Landrovers saß offenbar diese in Leder gehüllte Kriegerin oder Amazone. Auf dem Sitz neben ihr der Beinamputierte. Logisch, dachte Yvonne. Er kann ein normales Auto nicht fahren, ohne seine Beine, Aber dafür kann er fliegen!
    Schauernd dachte die junge Französin daran zurück, wie der Mann vor ihr in der Luft geschwebt hatte, Als hätte er gespürt, dass sie an ihn dachte, drehte sich der Kriegsversehrte nun halb zu ihr um. Sein Arm lag lässig auf der Rückenlehne des Vordersitzes.
    Er sagte auf Kambodschanisch etwas zu ihr.
    »Dahö lok sok sabei dee?«
    Wenn Yvonne den Beinamputierten richtig verstand, fragte er, wie es ihr ginge. Sein höhnisches Grinsen zeigte, dass er sich nur über sie lustig machen wollte. Antworten konnte sie dank des Isolierbandes auf ihren Lippen sowieso nicht.
    Offenbar langweilte sich der Kerl und wollte sich nun auf ihre Kosten einen Spaß machen.
    Nun richtete der Beinamputierte seinen linken Zeigefinger auf Yvonne und ließ eine kleine Stichflamme aus dem Nagel fahren!
    Die Französin begann zu zittern. Ihr übler Verdacht bestätigte sich. Mit diesem Mann und dieser Frau stimmte etwas nicht. Sie waren nicht nur Verbrecher, sie waren außerdem auch irgendwie nicht von dieser Welt.
    Plötzlich musste Yvonne an den bösen Kobold denken, der sie an der Ausgrabungsstätte angegriffen hatte.
    Die UNESCO-Mitarbeiterin verfluchte sich selbst dafür, dass sie Nicole Duval nicht schon viel früher verständigt hatte. Ihre Uni-Freundin wusste gewiss, wie man mit solchen dämonischen Gefahren umzugehen hatte…
    »Lass den Quatsch!«, sagte die Amazone am Lenkrad zu dem Beinamputierten. Sie hatte Französisch mit ihm gesprochen. Diese Sprache beherrschte der Mann offenbar auch. Jedenfall stellte er seine Flammenwerf er-Kunststückchen ein.
    Die Frau im Lederdress sprach nun über die Schulter hinweg ebenfalls zu Yvonne Berthemy.
    »Ich bin Carol Putney, kapiert? Und ich mag es gar nicht, wenn sich jemand gegen den Großen Srang stellt! So wie du Schlampe es getan hast!«
    War diese Lederbraut verrückt geworden? Yvonne kannte niemanden, der Srang hieß. Wie konnte sie sich dann gegen ihn stellen?
    »Srang wird sich jetzt selbst mit dir befassen«, kündigte Carol Putney an. »Und wenn wir erst in seiner Felsen-Festung sind, dann wirst du noch um deinen Tod bettel… verdammt!«
    Die Frau am Steuer konnte den Satz nicht beenden.
    Höllisch rot und schwefelgelb explodierte die Kühlerhaube. Ein Geschoss aus einem Granatwerfer hatte den Motorblock des Landrovers zerfetzt.
    ***
    »Chapei I. regierte das Königreich der Khmer, also das heutige Kambodscha, von 971 bis 1014 nach Christi Geburt.«
    Ty Seneca näselte so gelangweilt wie ein uralter Geschichtsprofessor, während er diese Fakten aufzählte. Allerdings sprach er den Namen Jesu mit einem gewissen Abscheu aus. Aber das konnte man vom Sohn des Asmodis vielleicht auch erwarten.
    Zamorra und Nicole lauschten angespannt. Sie fragten sich, was ihr alter Freund herausgefunden hatte.
    »Historiker behaupten, Angkor sei vor tausend Jahren die größte Stadt der Welt gewesen. Kann sein. London und Paris waren noch nicht so furchtbar wichtig, New York gab es noch nicht…«
    »Das waren noch Zeiten«, warf Nicole ein.
    Ty Seneca glotzte sie mit einem Blick an, der einem gekochten Karpfen alle Ehre gemacht hätte. Dann fuhr er fort.
    »Jedenfalls ist der Reichtum der Khmer zu jener Zeit eine verbürgte Tatsache. Kaum zu glauben, wenn man sich heute dieses Dreckloch Phnom Penh anschaut. Technisch haben die Khmer sich damals eine Menge von den Indern abgeguckt, die Mathematik zum Beispiel oder die Astronomie. Die Religionen übrigens auch. Erst Hinduismus, dann Buddhismus.«
    »Willst du auf Altertumsforscher umsatteln?«, flachste Zamorra.
    »Ich sammle alle Fakten, die ich brauche«, gab Seneca humorlos zurück. »Die Khmer haben riesige Tempel in Angkor errichtet. Das müsst ihr euch mal vorstellen: Seit fast hundert Jahren sichten europäische Archäologen die Statuen und

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