0697 - Der Leichenholer
Bilder auf der Ladefläche verstaut hatte. Besser hätte es nicht laufen können, das Schicksal stand voll und ganz auf seiner Seite, und das war gut so.
Er wollte noch nicht verschwinden und noch einen Blick in die Küche werfen. Von dort unten war der frische Blutgeruch bis hoch in sein Atelier gestiegen und hatte ihn gereizt. Blut war sein Lebenssaft. Er brauchte es, er musste es einfach haben, sonst drehte er noch durch.
Innerhalb des Hauses hatte er sich während seines Umbaus zahlreiche Geheimwege anlegen lassen, die meisten waren nicht einmal Edna bekannt.
Er bewegte sich durch die Tiefe so sicher, als hätte er nie etwas anderes getan.
Vor einer schmalen Eisentreppe mit Gitterroststufen blieb er stehen und holte einen Schlüssel aus der Tasche, die zu einer Tür am Ende der Treppe passte.
Sekunden später hatte er sie aufgeschlossen und schob sich über die Schwelle.
Die Küche lag nicht allzu weit entfernt, denn der Blutgeruch hatte sich intensiviert.
Das freute ihn.
Ohne gesehen zu werden, bewegte er sich auf dem normalen Weg voran und dachte daran, was er aus seinem Wagen mitgenommen hatte. Das würde eine Überraschung werden, mit der keiner rechnen konnte. Eine derartig teuflische Kreativität besaß nur er.
Mit der rechten Hand drückte er die Tür auf und freute sich darüber, wie geräuschlos sie nach innen schwang und sein Blickfeld erweiterte.
Er sah den Toten, er sah das Blut auf dem Boden, und er nahm dessen Geruch wahr.
In seine Augen trat ein Funkeln, gleichzeitig bedauerte er, dass er die Leiche nicht mehr in seine Schar mit aufnehmen konnte. Aber es gab noch den anderen.
Der stand am Herd. Der rechte der beiden Handschellenkreise umschlang den Handlauf. Der Zweite umkrallte das Gelenk des Mannes, dessen Augen beim Aufschwingen der Tür einen Funken Hoffnung gezeigt hatten, der sofort wieder verschwand, als sich der Maler in die Küche hineindrückte.
Kirk erkannte, welch eine furchtbare Gestalt er vor sich hatte. Es war ein Mensch, aber gleichzeitig ein Monstrum, ein Untier, das seine wahre Identität preisgab, als es die Lippen zurückzog und seine Vampirzähne präsentierte.
Kirk durchschoss es wie ein dünner Strahl mit kochend heißem Wasser. Er vereiste innerlich, er konnte sich nicht mehr bewegen, er hatte furchtbare Angst, obwohl er nicht an Vampire oder ähnliche Geschöpfe glaubte. In diesem Augenblick jedoch wusste er, dass er keiner Täuschung erlegen war.
Der war echt, und der wollte etwas von ihm, als er sich mit gleitenden Schritten näherte.
In seinen dunklen Augen glitzerte die Gier nach Blut, nach seinem Blut. Kirks Gedanken rasten. Er überlegte, ob er um Hilfe schreien sollte, doch der Maler legte einen Finger auf die Lippen, und diese Geste wirkte auf Kirk wie ein Befehl - er schwieg.
Rafugil nickte. Zufrieden sah er aus. Um den Toten schlug er einen Bogen, um vor Kirk stehen zu bleiben.
»Du hasst sie, nicht?«
Er begriff nicht so recht. »Wen…?«
»Die Besucher!«
Da war Kirk klar, dass der Blutsauger seinen Lebenssaft nicht wollte, sondern etwas anderes, und er bewegte so heftig den Kopf, dass das Nicken schon übertrieben wirkte.
»Das habe ich gewusst und sogar gehofft«, flüsterte der Vampir, »und darauf habe ich meinen Plan aufgebaut.«
»Das verstehe ich nicht…«
»Warte ab.«
Kirks Nervosität nahm zu. So ganz traute er dem Maler nicht. Wahrscheinlich hatte sich dieser Teufel etwas ausgedacht, das allen den Tod bringen konnte.
Er ging zwei Schritte und drehte sich gleichzeitig nach links, um in die Nähe der Blutlachen zu gelangen. Er bückte sich, durchstach mit zwei Fingern die darauf entstandene Haut und rührte dann in der Lache herum.
Kirk sagte noch immer nichts. Er war fasziniert und zugleich abgestoßen. Er konnte sich nicht vorstellen, was diese Bewegungen brachten, die schon wie ein Ritual wirkten.
Endlich stand der Maler auf.
Nur seine rechte Hand war rot. Sie aber drückte er gegen das Gesicht des Gangsters, der zurückzuckte, den Atem anhielt, um das Blut nicht riechen zu müssen.
Dicht vor sich sah er die Augen des Vampirs. Sie wirkten auf ihn wie dunkle Löcher, die sich kreisend bewegten, und dann war es passiert. Seine rechte Gesichtshälfte zeigte eine Blutspur wie bei einem frischen Anstrich.
Der Maler trat zurück. Aus der Distanz betrachtete er sein Werk.
Kirk schaffte sogar noch einen Scherz. »Verdammt, ich bin doch keine Leinwand.«
»Das brauchst du auch nicht. Du wirst jetzt so gut wie möglich
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