0697 - Der Leichenholer
aufrichtete.
Zebulon war schneller gelaufen und hatte bereits den Rand des Schachts erreicht.
Ich hatte das Tempo ebenfalls gehalten, blieb an seiner Seite und erkannte, dass diese Öffnung ziemlich groß war. Da hatte sogar ein Mensch quer Platz.
Wuchtig schleuderte er Colette Mercier in die Tiefe.
Zuerst hörte ich nichts, dann ein Klatschen, und diesmal drang der Schrei fast gleichzeitig mit dem Geräusch des Aufpralls zu uns hoch. Er war einfach unbeschreiblich und hörte sich für mich an, als würde dort unten in der Finsternis ein Tier sterben.
Ich bekam es zwar nicht mit der Angst zu tun, aber der Schauer setzte sich einfach fest.
»Was ist dort?«, fragte ich.
Zebulon nickte. »Es ist geschafft«, sagte er.
»Was ist dort unten, verdammt?«
»Du hast eine Lampe?«
»Sicher!«
»Dann schau selbst nach.«
Ich holte die lichtstarke Bleistiftleuchte hervor, drehte noch an der Optik, damit der Strahl zu einem weißen Fächer wurde, dann leuchtete ich in die Öffnung hinein - und hatte das Gefühl, die Haare einzeln zu verlieren, denn was ich dort entdeckte, hatte ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen…
***
Die Leuchte war schwer, das wusste Suko. Sie bestand aus einem starren Stahlfuß und einer breiten Metallschale. Das Kabel bewegte sich dabei wie eine Schlange, als Rafugil die Waffe schwang, um seine Feinde damit zu zerschmettern.
Die Frau aber hatte einen derartigen Schock erlitten, dass sie sich noch immer an Suko festklammerte und ihn an einer schnellen Reaktion hinderte. Wäre er allein gewesen, er hätte es immer geschafft, dem Gegenstand zu entgehen, so aber war es fast unmöglich.
Eine Chance gab es noch.
Der Stab!
Suko schleuderte die Frau zur Seite. Mit der freien Hand berührte er den Stab und schrie das Wort.
»Topar!«
Er hatte genau die richtige Sekunde erwischt und auch das Glück gehabt, denn der Blutsauger hatte die Richtung noch einmal korrigiert und ausgeholt.
Das hatte ihn eine Sekunde gekostet.
Und jetzt tat er nichts mehr.
Er stand da wie zur Salzsäule erstarrt. Auch die Frau konnte sich nicht mehr bewegen, dafür aber Suko.
Und der schnellte hoch.
Er war nicht mehr zu halten, er musste dieses Monstrum erledigen, bevor es nicht wieder gutzumachendes Unheil anrichten konnte.
Rafugil wirkte selbst wie eine Figur, als er in dieser Schräglage regungslos stand.
Suko aber hatte längst seine Dämonenpeitsche gezogen. Auf dem Weg zu seinem Feind schlug er einmal den Kreis, und die drei Riemen rutschten hervor.
Dann war er da.
Die Zeit war um.
Er hämmerte gegen den Rücken des Vampirs. Seine Faust war wie ein Stück Stahl. Der Blutsauger wurde nach vorn getrieben, stolperte über die eigene Waffe, spürte dann, als er fiel, die Schlingen der Peitsche um seinen Hals.
Der Anfang vom Ende.
Weit riss er den Mund auf. Furchtbare Laute drangen über seine Lippen, und in das Fleisch hinein bohrten sich die tiefen Rinnen, die sehr schnell mit einer dicken, rostroten Flüssigkeit gefüllt wurden. Blut, das aus dem Vampirkörper quoll und das eigentlich anderen gehörte, denn er hatte sich daran satt getrunken.
Es gelang dem Maler nicht mehr, die Lampe zu halten. Sie rutschte ihm aus den Händen und polterte zu Boden. Er stolperte gleichzeitig vor, wurde aber zurückgehalten, da sich die Riemen der Dämonenpeitsche hart um seinen Hals gewickelt hatten.
Die Frau war ebenfalls wieder aus ihrer Starre erwacht, wimmerte nur leise und glaubte, einen Albtraum zu erleben, als sie sah, was mit dem großen Meister passierte.
Er starb.
Und er verging auf eine besonders schreckliche Art und Weise, denn die Wunden vertieften sich immer mehr, und der Hals konnte den Kopf nicht mehr halten.
Er polterte zu Boden.
Er rollte weiter und blieb schließlich so liegen, dass die grauen Gesichtszüge gegen die Decke schauten. Allmählich nahmen sie einen braunen Farbton an, so wie alte Erde, dann entstanden Falten und tiefe Schnitte, schließlich zerrieselte die Haut.
Suko hatte sich vor den Schädel gestellt. Er wollte der Frau das endgültige Ende des Blutsaugers nicht zumuten.
»Kommen Sie bitte«, sagte er mit rauer Stimme und half ihr auf die Füße.
Und auch er spürte, dass seine Beine zitterten…
***
Es war ein Grab der Vampire, in das ich mit meiner Lampe hineinleuchtete. Und es war kein normales Grab, sondern eine Stätte des Schreckens, wobei es mir nicht leicht fiel, es überhaupt zu beschreiben, weil es einfach zu grauenvoll war.
Der Schacht war nicht einmal sehr
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